Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
gesagt, scheinen einige Dinge auch absolut unerklärlich.”
    „Was denn zum
Beispiel?” fragte Holger nach. Dies war ihre Gelegenheit, mehr über die Morde
zu erfahren.
    „Zum Beispiel hat
kein Blitz in das Gebäude eingeschlagen. Das ist inzwischen zweifelsfrei
bewiesen. Ein Brandbeschleuniger wurde auch nicht festgestellt. Dann die Sache
mit dem Blut in der Lunge des zweiten Opfers und natürlich…”
    „Was für Blut?”
unterbrach Holger ihn.
    „Professor Dickinson
ist in Fischblut ertrunken”, erwiderte Lars. „Oder wahrscheinlich doch eher
ertränkt worden, denke ich.”
    Er redete weiter,
doch Holger hörte ihn nicht mehr. Unzählige Gedanken schossen ihm durch den
Kopf und blendeten alles andere um ihn herum aus. Ganz plötzlich und von einem
Moment auf den anderen sah er klar. War es eine Erleuchtung gewesen? Eine
Epiphanie? Hatte er eine spirituell neue Wahrnehmungsebene erschlossen? Oder
einfach nur einen Geistesblitz gehabt? Es war egal, wie man es nannte. Was
zählte, war, dass er plötzlich völlig klar sah, dass alles auf einmal einen
Sinn ergab. Konnte er falsch liegen? Nein, es war kein Zweifel möglich. Das
Bild in seinem Kopf war absolut kohärent.
    „Vier weitere Morde”,
sagte er. Lars hatte die ganze Zeit über weiter gesprochen, ohne dass Holger es
wahrgenommen hätte. Er verstummte und blickte Holger überrascht an.
    „Es wird vier weitere
Morde geben”, sagte Holger.
    „Was? Wie kommst du
darauf? Wieso vier? Was weißt du?” Lars wirkte überfordert damit, die zahllosen
Fragen, die in sein Gesicht geschrieben standen, sukzessive zu artikulieren.
Auch Debbie blickte Holger fragend an.
    „ Der erste Engel blies
seine Posaune”, begann er die Bibel zu zitieren. „Da fielen Hagel und Feuer,
die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des
Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras.”
    Holger merkte, wie
sein Bibelzitat nur noch mehr Fragezeichen auf die Gesichter von Lars und
Debbie zauberte. Offenbar verstanden sie nicht.
    „Das ist die erste Posaune
aus der Offenbarung des Johannes, im Volksmund besser bekannt als die Apokalypse”,
erklärte er. „In Folge der ersten apokalyptischen Posaune fällt todbringendes
Feuer vom Himmel. Kennt ihr noch andere Arten von Feuer, das vom Himmel fällt,
als Blitze?”
    „Du meinst, der
Mörder bringt seine Opfer so um, wie es in der Apokalypse beschrieben ist? Die
Bibel als Anleitung zum Töten?” fragte Debbie.
    „ Der zweite Engel blies
seine Posaune”, zitierte Holger unbeirrt weiter. „Da wurde etwas, das einem
großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde
zu Blut. Und ein Drittel der Geschöpfe, die im Meer leben, kam um, und ein
Drittel der Schiffe wurde vernichtet.”
    Die Skepsis in den Gesichtern
seiner beiden Zuhörer wich Erstaunen. Offenbar begannen sie, ihm zu folgen.
    „Meng Hong wurde durch Feuer
getötet, das vom Himmel fiel”, fasste Holger zusammen. „Dickinson ertrank, so
jedenfalls ist der Augenschein, in einem Meer von Blut. Voran ging dem ersten
Mord ein unerklärlicher Posaunenton.”
    „Dem zweiten auch”, sagte Lars
mit matter Stimme.
    „Was?” riefen Holger und Debbie
gleichzeitig.
    „Beim zweiten Mord gab es
ebenfalls einen Posaunenton. Sowohl die Patrouillen am Strand als auch die
Besatzungen der Boote haben ihn wahrgenommen.”
    „Noch Fragen?” sagte Holger und
blickte von Debbie zu Lars und zurück. Restlos überzeugt wirkten sie noch
nicht. Vielleicht mussten sie auch erst sinken lassen, was er ihnen soeben
erzählt hatte.
    „Doch damit nicht genug”, sagte
Holger.
    „Noch mehr?” fragte Lars in einem
Tonfall, als könne er nicht mehr mehr vertragen.
    „Die Bibelstelle, die ich zunächst
zitierte, die erste apokalyptische Posaune – ratet mal, wo sie steht”, sagte
er.
    „In der Bibel?” versuchte Debbie,
die Anspannung mit einem Scherz zu lockern.
    „Es handelt sich um Kapitel acht,
Vers sieben der Apokalypse.” Ein Hauch von Triumpf lag in Holgers Stimme.
„Apokalypse, Kapitel acht, Vers sieben. A87.”
    Alles machte plötzlich Sinn. Die
seltsamen Todesarten der Opfer, die Posaunentöne und sogar die Schrift. Nein,
er konnte nicht falsch liegen. Das Gesamtbild war einfach zu klar.
    „Ich habe aber auch mal in eine
Bibel geguckt”, sagte Lars. Noch immer schienen Zweifel an ihm zu nagen. „Und
da stand für Texte der Offenbarung immer die Abkürzung Offb. Es müsste also
‚Offb 8,7’ geheißen haben und

Weitere Kostenlose Bücher