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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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gemeint.
Einerseits blieb einem bei Tod wohl keine andere Wahl, als auszusteigen,
andererseits kannte Mark niemanden, der wegen Heirat ausgestiegen war.
    „Der Ehrenkodex ist ein Flachs,
Andi.” Mark blickte tief in die Augen seines Freunds. „Ich kann mich einfach
nicht mehr mit euch identifizieren. Nicht nach den letzten Tagen. Es tut mir
leid.”
    Andi erwiderte Marks Blick für
eine ganze Weile. Vielleicht versuchte er herauszufinden, wie ernst Mark es
wirklich meinte, vielleicht hoffte er, Mark würde in schallendes Gelächter
ausbrechen und ihm erzählen, es sei nur ein Spaß gewesen. Es würde nicht
passieren.
    „Es ist deine Entscheidung”,
sagte Andi schließlich mit leichter Resignation in der Stimme. „Ich erzähle
niemandem davon. Erstens für den Fall, dass du noch vernünftig wirst, und
zweitens weil es deine Sache ist, das zu erzählen.”
    „Danke, mann.”
    Dann ging Andi, und Mark war wieder
alleine mit seinen Problemen.

85.
    Milla Herforth war in ihr Büro
zurückgekehrt. Sie hatte für den Moment nicht das Gefühl, noch viel mehr aus
Hausmann herausquetschen zu können, und angeordnet, ihn in seine Zelle zu
bringen. Sie würde noch genug Gelegenheit haben, ihn wieder und wieder zu
verhören. Doch sie durfte keine Zeit verlieren, nach weiteren Hinweisen auf den
Täter zu suchen. So eindeutig die Fakten auch gegen Hausmann sprachen, so
mochte Herforth doch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass weiterhin ein
kranker Killer frei herumlief.
    Im Zweifelsfall war es unter
Umständen sogar möglich, dass beides zutraf – nämlich dann, wenn es zwei Täter
gab. Weil sie einfach nicht glauben konnte, dass der noch nahezu knabenhafte
Hausmann der Täter war, andererseits aber so Vieles gegen ihn sprach, hatte
sich während des Verhörs die Idee in ihr manifestiert, man habe es womöglich
mit zwei Mördern zu tun. Einem genialen, wenn auch kranken Hirn, das die Morde
perfekt plante, auf der einen Seite und einem durch seine nahezu fanatische
Überzeugung zu allem bereiten Vollstrecker auf der anderen.
    Sie hatte Hausmann, kurz bevor
sie das Verhör beendet hatte, noch nach einem Komplizen gefragt, doch dieser
hatte erwartungsgemäß geleugnet. Natürlich. Sie hätte in seiner Situation das
Gleiche getan. Wenn es einen Komplizen gab, so wollte Hausmann ihm weiter die
Gelegenheit geben, den Plan zu Ende zu führen.
    Ein Klopfen an ihrer Bürotür riss
Herforth jäh aus ihren Gedanken. Sie bat, einzutreten, und Bruncke und Wegmann
betraten ihr Büro. Bruncke und Wegmann? Was hatte der BKA-Chef mit diesem
Stümper zu schaffen?
    „Guten Tag, Herr Bruncke.” Sie
schüttelte ihrem Chef die Hand. „Und Herr Wegmann bequemt sich gegen halb zwölf
dann auch mal, zum Dienst zu erscheinen?”
    „Herr Wegmann hat wichtige
Erkenntnisse ermittelt, Frau Herforth”, beschwichtigte Bruncke. Etwas in der
Art, wie ihr Chef über Wegmann sprach, gefiel ihr nicht.
    „Sie haben also, ohne mich zu
informieren, hinter meinem Rücken auf eigene Faust ermittelt?” wandte sich Herforth
nun direkt an Wegmann.
    „Ich habe versucht, sie zu
erreichen”, entgegnete Wegmann. „Aber Sie waren ja zu beschäftigt damit,
anonymen Anrufen nachzugehen.”
    Für einen Moment verschlug es
Herforth die Sprache. Wie erlaubte sich Wegmann, mit ihr zu sprechen? Sie
blickte Unterstützung suchend zu Bruncke, doch der schien Wegmanns Worte für
wenig despektierlich zu halten.
    „Für Ihre Unterlagen, Wegmann”,
zischte sie, „wir haben den durch die Anruferin belasteten Verdächtigen
gefasst. Er hat die Morde gestanden.”
    Sie blickte in die erstaunten
Gesichter ihrer Gegenüber. Offenbar hatte sie die gleiche Wirkung bei ihnen
erzielt, die Wegmann zuvor bei ihr erreicht hatte.
    „Warum setzen wir uns nicht erst
mal?” unterbrach sie schließlich das Schweigen und deutete auf das nicht von
ihren Unterlagen überhäufte Ende des großen Konferenztischs.
    „Sie haben ein Geständnis?”
Nachdem Bruncke sich gesetzt hatte, schien er seine Sprachfähigkeit langsam
zurück zu erlangen.
    „Offenbar ein Wichtigtuer”, warf
Wegmann ein. „Bei Serienmorden gibt es immer wieder reihenweise falsche
Geständnisse von Leuten, die sich wichtigmachen und den Ruhm – den
zweifelhaften Ruhm – des Mörders auf sich projizieren wollen.”
    „Ich gehe davon aus, dass Frau
Herforth das überprüft haben wird”, sagte Bruncke mit einem Blick zu Herforth.
Sein Vertrauen in sie hatte er also noch nicht verloren. Einzig fragwürdig
blieb,

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