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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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alleine die
Ermittlungen leiten. Hauptkommissar Wegmann wird fortan mit Ihnen
gleichgestellt der Kommission vorstehen.”
    Blut schoss in Herforths Kopf und
verursachte ein fürchterliches, schmerzhaftes Rauschen in ihren Ohren. Was
hatte Bruncke da gesagt? Sie war Wegmann nicht mehr vorgesetzt? Dieser Stümper
stand nun mit ihr auf einer Ebene?
    Wie war Wegmann an seine
Informationen gekommen? Herforth würde nicht ruhen, bis sie das herausgefunden
hatte. Und es würde nicht zu Wegmanns Vorteil sein. Er hatte vielleicht eine
Schlacht gewonnen, aber ganz gewiss nicht den Krieg.
    Erst als Bruncke die Tür von
außen wieder geschlossen hatte, fiel ihr auf, dass sie noch nicht einmal eine
höfliche Abschiedsformel hervorgebracht hatte. Entgeistert wie eine Halbidiotin
hatte sie ihrem Chef hinterher gestarrt, als er den Raum verlassen hatte. Sie
war nicht machtbesessen. Ganz im Gegenteil. Die Aufklärung des Falls war ihre
einzige Priorität. Sie würde sich jedem sogar unterordnen, wenn sie nur das
Gefühl hätte, diese Person hätte die Kompetenz, den Fall zu lösen. Einzig sie
war sich sicher, dass Wegmann dieser Kompetenz entbehrte. Ganz im Gegenteil
fürchtete sie sogar, dass seine Alleingänge und persönlichen Scharmützel wie
die gegen Ashcroft das Fortschreiten der Ermittlungen empfindlich stören
könnten.
    Mühsam zwang sie sich, wieder
klare Gedanken zu fassen, und sie drehte sich langsam zu Wegmann um. Dieser gab
sich nicht die geringste Mühe, seinen Triumph zu verbergen. Offen und widerlich
grinste er sie an.
    „Dann sollten wir wohl keine
weitere Zeit verlieren, Partner”, sagte er und machte einen Schritt Richtung
Tür.
    „Moment”, rief Herforth. Sie war
leicht erschrocken, denn sie hatte nicht gewusst, dass ihre Stimme so scharf
klingen konnte, doch immerhin hatte sie das ekelhafte Grinsen aus Wegmanns
hässlicher Visage gewischt. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
    „Wie sind Sie an die
Informationen gekommen, Wegmann?” fragte sie flüsternd, während sie, ohne zu
blinzeln, in seine kleinen, viel zu eng stehenden, wie immer wild umher zuckenden
Augen blickte.
    Wegmann antwortete nicht
sogleich. Offenbar fühlte er sich eingeschüchtert, doch dann kehrte sein
arrogantes Grinsen zurück.
    „Ich habe eben meinen Job
gemacht. Augenscheinlich ganz im Gegensatz zu Ihnen”, gab er mit überheblicher
Stimme zurück.
    „Ich werde es herausfinden”,
flüsterte Herforth mit monotoner Prosodie. „Ich werde es herausfinden und ich
glaube nicht, dass das gut für Sie ist.”
    Wegmann hielt ihrem Blick nicht
länger stand. Er wandte sich ab und riss die Tür auf.
    „Einen Scheißdreck werden Sie”,
zischte er, ohne sich umzublicken, während er den Raum verließ.
    Toll. Herforth seufzte. Die
Arbeit hatte sich soeben verdreifacht. Vor einer Viertelstunde noch hatte sie
einen Mörder fangen sollen. Jetzt plötzlich musste sie zusätzlich einen Virus
finden und Wegmann drankriegen. Es widersprach absolut ihrer Natur, wegen
persönlicher Differenzen ihre Arbeit zu vernachlässigen, doch dieser Wichser
hatte sie einfach zu sehr provoziert. Sie würde zwischen ihren drei Aufgaben
nicht priorisieren.

86.
    Holger hatte zwei Möglichkeiten
gehabt. Die CIA oder die deutsche Kriminalpolizei. Zwei Faktoren hatten seine
Entscheidung beeinflusst. Das gute Gespräch mit Herforth am Vorabend und
Debbies Anmerkung, Driver habe ihn und sein Leben gründlich durchleuchtet. Er
mochte es nicht, wenn man ihm hinterher schnüffelte.
    Gute zwanzig Minuten, nachdem er das
Fußballspiel mit den Jungen fluchtartig verlassen hatte, erreichte er die
Polizeidirektion Rostock in seinem alten Golf. Seine halsbrecherische Fahrweise
hätte ihn nicht nur den Führerschein gekostet, hätte man ihn geblitzt, sie
würde auch seinen armen alten Golf II ein paar Jahre seines Lebens kosten. Doch
darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Jede Sekunde zählte.
    Er pflügte sich durch das Heer
der Reporter vor dem Gebäude, die ihn wiedererkannten und unzählige Fragen an
ihn zu haben schienen, und erreichte mit Mühen den Eingang. Doch hier war wieder
einmal Schluss für ihn und wieder einmal war es der kleine rundliche,
untersetzte Polizist, der sich ihm in den Weg stellte. Zum dritten Mal
innerhalb von drei Tagen. Gute Quote.
    „Sehnsucht nach Ihrer Zelle?”
fragte dieser vergnügt. Die Genugtuung über seine Verhaftung vom Vortag schien
ihn noch immer zu beflügeln.
    „Ich muss mit Frau Herforth
sprechen”, sagte Holger, leicht

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