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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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du, wir
könnten es hier mit welchen zu tun haben?” fragte er weiter.
    „Keine Ahnung”,
erwiderte Lars. „Ich gucke gerne ‚Akte X’ und sowas. ‚Buffy’, ‚Ghostwhisperer’,
das ganze Zeug. Fasziniert mich irgendwie. Ich glaube auch, dass es sowas gibt.
Nimm nur mal das Beispiel der Außerirdischen. Meinst du nicht auch, es wäre
grenzenlos arrogant, davon auszugehen, wir seien die einzige intelligente Lebensform
in diesem riesigen Universum? Ich glaube daran, auf jeden Fall. Aber trotzdem
habe ich eigentlich immer gehofft, nie mit sowas zu tun zu haben.”
    „Du ziehst dir den
ganzen Scheiß echt rein?” fragte Wegmann fast automatisch und mit Hohn in der
Stimme. Obwohl er selbst nun mit diesen Gedanken spielte, griff der
Automatismus noch, sich über Leute, die Geistersendungen sahen, lustig zu
machen.
    „Du hast mit
übernatürlichen Phänomenen angefangen. Mach dich jetzt nicht über mich lustig”,
sagte Lars. Wegmann hörte wieder eine leichte Verstimmung in seinem Ton.
    „‘tschuldige”,
beeilte er sich zu sagen. „Ich habe sowas immer für absoluten Blödsinn
gehalten. Aber irgendwie – ich meine, wir haben es hier mit Dingen zu tun, die
einfach den Gesetzen der Natur widersprechen. Dinge, die nicht natürlich sein
können. Also was soll ich denn bitte glauben?”
    Lars antwortete nicht,
und Wegmann war froh darüber. Er hatte die Frage mehr rhetorisch gemeint und
kein großes Interesse daran, das Thema weiter zu vertiefen. Es war ihm
unangenehm, darüber zu sprechen. Er wusste nun, dass Lars ihn wegen seiner
Gedanken nicht für bekloppt erklärte und das reichte ihm. Er blickte zu seinem
Kollegen hinüber und sah, dass dieser tief in Gedanken versunken war.
    Das Schweigen hielt
an, bis die beiden die Wiese erreichten, auf der die Globalisierungsgegner
campten.
    „Sieh sich einer
diese Massen an Pack an”, sagte Wegmann, als er aus seinem Auto ausstieg.
    „Es sind Idealisten”,
erwiderte Lars. „Sie kämpfen für ihre Ideale. Das macht sie doch nicht gleich
zu Pack.”
    Wegmann ignorierte
Lars’ unqualifizierte Bemerkung und rümpfte die Nase. Es stank hier. Wie konnte
es auch anders sein? Die sanitären Anlagen, die die Bundesregierung für die
Globalisierungsgegner eingerichtet hatte, waren bei Weitem nicht ausreichend
für diese Massen. Objektiv betrachtet. In Wegmanns Augen hatte man sogar zu
viel Aufwand betrieben. Er ging davon aus, dass diese Zecken sowieso keine
allzu großen Stücke auf Körperhygiene hielten und prinzipiell immer stanken.
    Er hatte das Auto
dicht an einem kleinen Hain geparkt und ging mit Lars auf die Zeltstadt zu.
Unzählige Zelte in allen Farben standen hier dicht an dicht. Große, kleine,
runde, eckige – es gab kaum ein Modell, das nicht vertreten war. Über den
meisten hing nasse Kleidung zum Trocknen aus und die Regenbogenfahne der
Attac-Bewegung schmückte mindestens jedes zweite. Auch Flaggen mit dem
Konterfei Che Guevaras waren keine Seltenheit.
    Ein Ende der
temporären Behausungen war nicht in Sicht. Irgendwo, weit, weit weg verlor sich
das bunte Wirrwarr im Grün eines Wäldchens, doch Wegmann wusste, dass die Zelte
dahinter weitergingen. Es mussten tausende sein.
    Obwohl Wegmanns Uhr
bereits 11:03 Uhr zeigte, war die Stimmung noch recht verschlafen. Nur wenige
Globalisierungsgegner hatten bereits den Ausgang ihrer Bleiben entdeckt und
schlurften gähnend und mit Handtuch über der Schulter zu den provisorischen
Waschräumen. Vor ein paar wenigen Zelten saßen Leute und frühstückten. Keine
dieser Zecken hatte wahrscheinlich je einen anständigen Job gehabt, sich je
daran gewöhnen müssen, zu einer normalen Uhrzeit aufzustehen. Für Wegmann
fristeten sie alle ein Leben irgendwo zwischen Sozialhilfe, fehlgeleiteten
Ideologien, Randale und Dreck. Er konnte sich beim besten Willen nicht
vorstellen, dass eine dieser linken Bazillen schon einmal einen Putzlappen in
der Hand gehabt hatte.
    Ein Mann Mitte
zwanzig mit Irokesenschnitt kam den beiden Polizisten entgegen. Da sie bislang
noch nicht hier gewesen waren, keinerlei konkreten Verdacht hatten und auch
keinen der Globalisierungsgegner kannten, war dieser ebenso gut wie jeder
andere.
    „Wegmann, Kripo
Rostock”, sagte Wegmann und zückte seinen Dienstausweis. „Wir würden Ihnen
gerne ein paar Fragen stellen.”
    Der Mann ging an den
beiden vorbei, als seien sie Luft. Er schenkte ihnen nicht einmal einen Blick,
ignorierte sie vollkommen. Wegmann hatte gewusst, dass Autonome die

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