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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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bewilligt wurden. Etwas anderes wäre den Gastgebern auch gar
nicht übrig geblieben. Zwar hatten sie bei einigen Anliegen schwer gemurrt,
besonders als es darum ging, amerikanische Kriegsschiffe in die deutschen Hoheitsgewässer
vor der Petersdammer Küste zu verlegen, doch schließlich hatten sie allen
Forderungen zugestimmt.
    Jetzt, während des
Gipfels selber, war Driver wegen seiner guten Kontakte in Deutschland in der
Befehlshierarchie der CIA dem obersten Sicherheitschef des Präsidenten gleichgeordnet
und er hatte in keinster Weise die Absicht, dem Präsidenten in dieser Phase
seiner Verantwortung etwas zustoßen zu lassen.
    Driver hatte nicht
sein Leben lang geschuftet, um sich dann von irgendeinem durchgeknallten
Serienkiller in die Suppe spucken zu lassen.
    Nach seinem erstklassigen
Abschluss am U.S. Army War College in Carlisle, Pennsylvania, und seinen
herausragenden Leistungen in den Special Forces war die CIA an ihn
herangetreten und hatte ihn angeworben. Damals hatte Driver gedacht, es
geschafft zu haben im Leben, gewonnen zu haben, seinen Traum leben zu können. Doch
dem war nicht so gewesen. Jahre entbehrungsreichster Ausbildungen waren gefolgt.
    Schließlich, als ein
Ende der Ausbildung und der Agentenstatus greifbar nahe schienen, war er für
den Auslandseinsatz vorgeschlagen worden. Deutschland. Zwar hatte seine
Ausbildung bereits das Erlernen von Sprachen impliziert, doch für den
Auslandseinsatz musste er perfekt sein. Es hatte weitere anderthalb Jahre
nervenaufreibender logopädischer Übungen gekostet, bis er die Bescheinigung
seiner Akzentfreiheit im Deutschen erhielt. Mit dreiunddreißig Jahren endlich
war er als Geheimagent nach Deutschland geschickt worden, wo er die CIA
dauerhaft vertreten sollte.
    Sechs Jahre lang
hatte er undercover in deutschen Regierungskreisen herumgeschnüffelt, bis er
schließlich zum offiziellen Repräsentanten der CIA in Deutschland befördert
worden war. Jetzt, mit Anfang vierzig, lebte er endlich seinen Traum. Jetzt
wusste er, wofür er die Jahre der Entbehrung hingenommen hatte. Und er würde sich
seinen Traum nicht von einem Psychopathen zerstören lassen. Der Präsident war
in seiner Obhut sicher und würde es auch bleiben.
    Wie immer trug Driver
einen gepflegten dunklen Anzug, wenn auch keinen schwarzen. Schwarze Anzüge
wirkten ihm viel zu stereotyp für einen CIA-Agenten. Seine Krawatte war akkurat
gebunden und zeigte kein bisschen von der Nachlässigkeit, mit der Amerikaner
ihre Krawatten häufig trugen. Er war von durchschnittlicher Größe um die eins
achtzig und hatte eine sportliche Figur. Seine leicht aristokratischen
Gesichtszüge zeugten weit mehr von reflektierender Intelligenz als von
impulsiver Emotionalität und sein sorgfältig an der Seite gescheiteltes dunkelblondes
Haar vervollständigte den Eindruck von Seriosität.
    Er saß in einem der
Restaurants des ‚Seeadlers’ – dem besten – und blickte auf seine Uhr. Zwölf Uhr
fünfundvierzig. Bruncke war für seine Pünktlichkeit bekannt und musste demnach
jeden Moment auftauchen.
    Das Restaurant war
dem gläsernen Stil des Gebäudes angepasst und mit hochmodern designten Möbeln
eingerichtet. Driver wunderte sich, wie die offenbar in erster Linie zu
optischen Zwecken gestalteten Stühle es trotzdem schafften, bequem zu sein. Die
Küche bildete die Mitte des Raums und ihre Wände stellten, ebenfalls lediglich
aus Glas und Stahl bestehend, eine Miniatur des kompletten Gebäudes dar. Auf
diese Weise wurden Gerüche aus der Küche von den Gästen ferngehalten, während
diese dem Sternekoch und seinen Hilfen dennoch bei ihrer Arbeit zusehen
konnten. Die Komplettverglasung der Wände sorgte – besonders an schönen Tagen
wie diesem – für eine lichte Atmosphäre.
    „Guten Tag Herr
Schneider”, sagte eine Stimme neben ihm. Schneider war der Name der Identität,
die man ihm verliehen hatte, als er vor neun Jahren nach Deutschland gekommen
war. Zwar fungierte er inzwischen, da er offizieller Repräsentant der CIA war,
unter seinem richtigen Namen, doch deutsche Amtsträger benutzten nach wie vor
gerne seinen Decknamen, um auch im Nachhinein noch ihre Verärgerung über seine
Täuschung kundzutun. Wie äußerst nachtragend manche Menschen doch waren.
    Driver drehte sich
um. Vor ihm stand BKA-Chef Herbert Bruncke. Er bot Bruncke den Platz ihm
gegenüber an und kurz darauf brachte die Bedienung die Speisekarte.
    Bis zu ihrer
Bestellung betrieben die beiden lediglich oberflächlichen small talk

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