Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
über
generelle Aspekte des Gipfels. Sie beide bestellten nur eine Kleinigkeit und
baten darum, die Küche um Eile anzuhalten, was die Bedienung mit einem leicht
pikierten Naserümpfen quittierte. Eile war in diesem erstklassigen
Luxusrestaurant, das seine zwei Sterne mit viel Stolz trug, nicht gerne
gesehen. Driver und Bruncke war das egal. Sie beide hatten ihre Zeit nicht in
der Lotterie gewonnen.
    Sofort nach Aufgabe
der Bestellung aber kam Driver ohne weitere Umschweife auf den Grund, warum er
um das Treffen gebeten hatte.
    „Wie laufen die
Ermittlungen zu den Todesfällen?” fragte er.
    „Wir machen
Fortschritte”, erwiderte Bruncke.
    Etwas kurz
angebunden, was? dachte Driver. Offenbar würde er Bruncke jedes Detail
einzeln aus der Nase ziehen müssen.
    „Sie gehen von Mord
aus?” fragte er weiter.
    „Ja.”
    „Können Sie ein wenig
detaillierter werden?”
    „Sie werden
verstehen, mein lieber Herr Schneider, dass ich schlecht Ergebnisse aus einem
laufenden Ermittlungsverfahren preisgeben kann”, antwortete Bruncke. „Seien Sie
einfach versichert, dass unsere besten Leute aus Wiesbaden mit dem Fall betraut
sind und wir davon ausgehen, ihn bald zu lösen.”
    So war das also. Die
wollten einen Alleingang machen. Schnöde Eitelkeit. Doch hier ging es leider
nicht um Eitelkeiten, sondern um die Sicherheit des Präsidenten.
    „Gehen Sie von
weiteren Morden aus?” fragte Driver.
    Bruncke antwortete
nicht sofort, sondern taxierte sein Gegenüber genau. Wusste er nicht, dass die
Amerikaner Poker erfunden hatten? Einem deutschen Polizisten würde Bruncke
vielleicht etwas aus dem Gesicht ablesen können, aber doch nicht einem
amerikanischen Agenten. Offenbar versuchte Bruncke herauszufinden, wie viel
Driver bereits wusste, und ob er ihn anlügen konnte.
    „Wir gehen davon aus,
dass der Mörder eine Serie plant, ja”, sagte Bruncke schließlich. Na also.
Ehrlich währte immer noch am längsten.
    „Haben Sie
irgendwelche Anhaltspunkte, die Ihnen Hoffnung verleihen, den Mörder noch vor
einem weiteren Mord stoppen zu können?” fragte er weiter.
    „Wie bereits gesagt,
kann ich Ihnen über den Stand der Ermittlungen leider nichts sagen”, erwiderte
Bruncke. „Aber wie ebenfalls bereits erwähnt, machen wir Fortschritte.”
    Bruncke war eine
harte Nuss. Aber Driver würde an seine Informationen kommen – so oder so.
    Die Bedienung brachte
das Essen und wünschte einen guten Appetit.
    „Sie müssen
verstehen, dass ich mir einige Sorgen um die Sicherheit unseres Präsidenten
mache”, fuhr Driver fort, während er aß.
    „Ich denke nicht,
dass es dafür einen wirklichen Anlass gibt”, antwortete Bruncke, nachdem er
seinen Bissen heruntergeschluckt hatte.
    „Es ist mein Job, mir
Sorgen zu machen, Herr Bruncke. Und wenn Sie mir nicht das Gefühl geben können,
mein Präsident sei hier sicher, dann muss ich ihn leider ausfliegen.” Das war natürlich
keine wirkliche Option, lediglich ein leerer Bluff, doch das konnte Bruncke ja
nicht wissen. Es war die Aufgabe der CIA, den Präsidenten dort zu schützen, wo
er war, und Gefahren von ihm fernzuhalten – nicht, ihn bei der kleinsten Gefahr
außer Landes zu schaffen.
    Erneut taxierte ihn
Bruncke lange und intensiv.
    „Okay”, sagte er
schließlich in einem Tonfall, der Kompromissbereitschaft signalisierte. Das
Pokerface hatte also mal wieder gesessen. „Ich möchte Ihnen als Zeichen meines
Entgegenkommens über den Stand der Ermittlungen Folgendes sagen: Unsere
psychologischen Profilexperten sind davon überzeugt, dass der Mörder bei der
Wahl seiner Opfer einem Algorithmus folgt, einer Systematik. Und dieser
Algorithmus beschränkt sich auf Wissenschaftler. Politiker sind nicht Teil
seiner Zielgruppe.”
    Gut, dann eben so. Driver
hatte es auf die freundliche Art versucht. Brunckes Aussage aber war natürlich
alles andere als befriedigend. Sie war ein Köder, ein kleiner Appetithappen, um
Driver bei Laune zu halten. Jedes Kind konnte sich zusammenreimen, dass bei
zwei ermordeten Epidemiologen auch das dritte Opfer möglicherweise ein solcher
sein könnte. Dafür brauchten die einen Profiler? Das nannten die einen
Ermittlungsstand? Es war natürlich lächerlich.
    Aber die Art und
Weise, wie Bruncke sich mitgeteilt hatte, dieser kompromissbereite Tonfall,
würde ein weiteres Nachhaken von Drivers Seite unhöflich erscheinen lassen. Es
würde wirken, als greife er nach der ganzen Hand, nachdem Bruncke ihm den
kleinen Finger gereicht hatte. Doch ein weiteres

Weitere Kostenlose Bücher