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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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Nachhaken würde auch gar
nichts bringen. Driver war sich sicher, dass Bruncke ihm kein noch so winziges
Detail mehr mitteilen würde.
    Nun gut. Dann eben
auf die harte Tour. Wenn er seine Informationen nicht von Bruncke bekam, dann
eben von jemand anderem. Zum Glück waren Polizisten in Deutschland ebenso
unterbezahlt wie in den Staaten. Es würde sich immer und in jeder
Polizeidirektion jemand finden, der für ein paar Extra-Euros den  Mund
aufmachte.
    Er dankte Bruncke höflich
für das Gespräch, bat die Bedienung, die Rechnung auf sein Zimmer zu schreiben,
und erhob sich.
    Als er kurz darauf
durch die Lobby schritt, kam ihm eine Idee. Vielleicht würde er nicht einmal
Euros benötigen, um an seine Informationen zu gelangen. Vielleicht hatte er
sogar etwas viel Besseres zu bieten.

35.
    Debbie und Holger
saßen im ‚Dorfkrug’, den die Mittagssonne durch die bunt gebatikten Tücher vor
den Fenstern in ein Spiel lebendiger Farben tauchte. Holger war freudig
überrascht gewesen, die Kneipe schon geöffnet vorzufinden. Normalerweise
schloss Hagen nicht vor sechs Uhr abends die Tür auf und Holger hatte nicht
damit gerechnet, viel mehr als ein Fischbrötchen an einem Kiosk zu finden. Doch
erstaunt hatte er im Vorbeigehen gesehen, dass die Tür offen war, und noch mehr
hatte ihn nach dem Eintreten erstaunt, dass Hagen nicht alleine, sondern
gemeinsam mit einer Aushilfe hinter der Theke stand.
    Sie hatten sich für
den ganz in der Ecke befindlichen Tisch entschieden, weil sie, obwohl sie die
einzigen Gäste waren, das Gefühl hatten, hier am ungestörtesten reden zu
können.
    Hagen trat an den
Tisch, um ihre Bestellung aufzunehmen, und Holger orderte die gemischte Nordseeplatte
für zwei Personen. Besonders variantenreich war sie nicht, dafür aber sowohl
lecker als auch sättigend. Zwar gab es mehrere Sorten Fisch, doch da alles auf
der Platte der Fritteuse entstammte, waren die geschmacklichen Unterschiede
doch eher marginal, und lediglich die Panade und der Bierteig, in denen einige
Stücke frittiert waren, verschafften ein wenig Abwechslung. Holger ahnte
allerdings, dass er hiermit ziemlich genau Debbies Geschmack treffen würde.
    Er verzichtete
darauf, sich nach dem Grund für die frühe Öffnungszeit zu erkundigen. Nach dem,
was Hagen ihm am Vortag erzählt hatte, befürchtete er das Schlimmste.
    „Schön, dass ihr zu
meinem Neuanfang hier seid“, sagte der Wirt, als er ihre Bestellung aufnahm.
„Du wirst es sehen. Diese Kneipe wird kult! Kult!“ Beim letzten Wort bekam
seine Stimme wieder den nahezu manischen Beiklang, den Holger bereits am Vortag
einmal festgestellt hatte.
    „Komischer Vogel”,
sagte Debbie und blickte ihm nach.
    Holger antwortete
nicht, sondern starrte desillusioniert ins Leere. Seine heile Welt würde bald
nur noch in seinen eigenen vier Wänden funktionieren und er würde völlig
vereinsamen. Er wollte seinen alten ‚Dorfkrug’ behalten. Den, in dem er ständig
der einzige Gast war, den, in dem niemand die Grenzen zu seiner Welt übertrat,
den, in dem er in Ruhe gelassen wurde.
    „Lass uns einfach
weiter an dem Fall basteln”, sagte er mürrisch und vergaß dabei sowohl das
Leiern als auch sein hochtrabendes Vokabular. Was war bloß los mit ihm?
    „Okay”, erwiderte
Debbie mit viel zu viel Elan und weitaus zu viel Tatendrang. Merkte sie denn
nicht, dass seine Welt gerade zusammenbrach? Merkte sie denn nicht, dass er gut
gelaunte Menschen jetzt nicht in seiner Nähe ertragen konnte? Warum konnte sie
nicht traurig sein? Am Vortag war sie es doch auch gewesen.
    Na gut. Er sollte
sich jetzt wirklich auf den Fall konzentrieren. Erstens würde ihn das von
seinen Problemen ablenken und zweitens war doch sowieso alles egal.
    „Ich habe mir
Folgendes überlegt”, hob Debbie an. „Wir gehen ja davon aus, dass es sich um
einen Serienkiller handelt.”
    „Soweit.”
    „Wir kommen aber
nicht weiter bei der Eingrenzung der Verdächtigen, weil wir zu wenig über den
zweiten Mord wissen und dem Schriftzug ‚A87’ keinen Sinn entnehmen können.”
    „Richtig.”
    „Die meiner Ansicht
nach einzige verbleibende Möglichkeit, weitere Morde zu verhindern, wäre
demnach, zu antizipieren, wer mögliche nächste Opfer sind, und diese dann zu
warnen oder vielleicht sogar gezielt schützen zu lassen, wenn die Polizei denn
mal mitspielen würde.”
    „Macht Sinn.”
    „Also frage ich mich,
ob es eine Systematik gibt, nach der der Mörder seine Opfer auswählt.” Damit
schwieg sie fürs

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