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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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sie dem Mörder bauten. Er
entschied sich dafür, nicht mit ihnen zu sprechen und offenbar folgte Debbie
den gleichen Gedanken, denn auch sie gab keine Antworten auf die unzähligen
Fragen, die ihnen entgegen geschleudert wurden.
    Als sie schließlich
nach schier endlos erscheinendem Kampf den Eingang des Gebäudes erreichten,
stellte sich ihnen das nächste Problem in den Weg. Es war kleiner als Holger,
leicht untersetzt und stand ihm bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei
Tagen im Weg. Der gleiche Polizist, der ihm am Vortag den Zutritt zum
Kongresszentrum zu verweigern versucht hatte, streckte seine flache Hand zu
einem Stopp-Zeichen vor.
    „Du kannst hier nicht
rein, Arschloch”, lautete seine freundliche Begrüßung. Er konnte sich also an
Holger erinnern.
    „Hören Sie”, sagte
Holger und versuchte dabei so ruhig und beruhigend wie möglich zu klingen. „Wir
haben wichtige Erkenntnisse zu den Morden und müssen unbedingt mit dem
leitenden Ermittler sprechen.”
    „Ach, mal ganz was
Neues”, Sarkasmus lag in der Stimme des Polizisten. „Gestern noch Pfarrer,
heute schon Polizist, ja? Welch schnelle Karriere.”
    „Ich würde es
mitnichten als Karriere bezeichnen, bei der Polizei zu landen”, leierte Holger.
Debbie versetzte ihm einen Stoß in die Rippen, und er wusste, dass sie Recht hatte.
Sein Sarkasmus würde ihnen hier nicht im Geringsten weiterhelfen. Ganz im
Gegenteil würde er sogar kontraproduktiv sein. Wie zur Bestätigung nahm das
Gesicht des Polizisten die Farbe eines Stoppschilds an.
    „Wenn du dich nicht
sofort vom Acker machst, Arschloch”, raunte er Holger zu, so dass die Reporter
es nicht hören konnten, „buchte ich dich wegen Landfriedensbruchs ein. Und es
wird mir eine Freude sein.”
    So kamen sie nicht
weiter, doch aufgeben kam ebenso wenig in Frage. Sie mussten mit dem leitenden
Ermittler sprechen, zu wichtig waren ihre Erkenntnisse, zu groß war die Gefahr,
in der Debbie und Trébor sich befanden. Holger überlegte. Er drehte sich um und
starrte nachdenklich die geifernde Meute der Reporter an. Wie Löwen bei der
Fütterung im Zoo warteten sie darauf, dass man ihnen Happen zuwarf. Und
plötzlich kam ihm eine Idee. Vielleicht konnte man diese Geier ja doch
instrumentalisieren – wenn auch ohne ihnen Informationen zu geben. Er hob die
Arme, um die Schar zum Verstummen zu bringen.
    „Darf ich um Ruhe
bitten. Ich habe wichtige Informationen zu den Todesfällen Meng Hong und
Dickinson”, rief er in die Menge. Es war schwer, das Gebrüll der Reporter, ihre
zahllosen Fragen, zu übertönen, doch er wiederholte sein Anliegen mehrmals und
nach und nach ebbte der Lautstärkepegel ab.
    Etwas zu schnell
sogar für Holgers Geschmack. Es war nun fast vollkommen still und noch immer
war nichts passiert. Er hatte nicht damit gerechnet, die Meute so schnell zum
Schweigen bringen zu können. Er hätte nicht so intensiv rufen dürfen. War sein
Plan gescheitert? Er blickte Debbie an, doch die schien nicht im Geringsten zu
verstehen, was er vorhatte. Er selbst wusste es auch nicht mehr. Es war eine
Scheißidee gewesen. Und jetzt musste er ihnen irgendwas erzählen. Was konnte er
sagen? Er hatte sich doch vorgenommen, nichts über die Morde zu erzählen, um
dem Mörder nicht eine noch größere Bühne zu bereiten.
    „Okay, Sie haben
gewonnen”, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. „Kommen Sie rein.”
    Es hatte
funktioniert. Holger konnte sein Glück kaum fassen. Der Polizist war
tatsächlich auf seinen Bluff reingefallen. Nicht zu glauben. Oder doch zu
glauben, wenn man den angenommenen IQ des Beamten in Betracht zog.
    Holger und Debbie
betraten die Polizeidirektion.
    Sie hatten es geschafft.
    Im nächsten Moment
spürte er, wie ihm brutal und schmerzhaft sein Arm auf den Rücken gedreht wurde
und sich Handschellen um seine Unterarme schlossen.
    „Hatte ich doch
richtig vermutet”, raunte ihm der untersetzte Polizist von hinten in sein Ohr.
„Es ist mir tatsächlich eine Freude, dir Handschellen anzulegen, Arschloch.”
    Holger blickte sich
um und sah, dass auch Debbie von einem weiteren Beamten gefesselt worden war.

43.
    Noch immer beschwingt
kehrte Wegmann in sein Büro zurück, doch seine Hochstimmung sollte nicht lange
anhalten. Er saß keine drei Minuten hinter seinem Schreibtisch, als die Tür
ohne zu klopfen geöffnete wurde und Herforth eintrat. Es war nahezu brutal, mit
welch einfachen Mitteln sie ihn in die Realität zurückzuholen vermochte. In die
Realität seiner

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