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Visby: Roman (German Edition)

Visby: Roman (German Edition)

Titel: Visby: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Slawig
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er dem auch geholfen hätte, die Kreditwürdigkeit eines Kollegen zu überprüfen?
    Also fragte ich, wie er sich das vorstellte, worauf ihm zum Glück nichts einfiel. Stattdessen nannte er mir eine Handynummer, unter der ich Bescheid sagen sollte, wenn wir noch eine Stunde von Århus entfernt waren.
    Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu notieren. Stattdessen rief ich bei meinem Bekannten an, um herauszufinden, was da vorging. Dass er vorgewarnt werden wollte, bevor wir Århus erreichten, konnte eigentlich nur eins bedeuten: Er und seine Kollegen wollten Dhanavati überwachen lassen. Offenbar waren sie tatsächlich der Meinung, sie könnten auf diesem Weg mehr über die Geschäfte des Waffenhändlers erfahren. Was mir völlig abwegig erschien.
    Mein Bekannter meldete sich nicht. Und an diesem Punkt habe ich es mir wohl zu einfach gemacht. Es hätte noch andere Wege gegeben, ihn zu erreichen. Mit etwas Hartnäckigkeit hätte ich es geschafft. Ich hätte auch Steffen noch einmal anrufen und ihn bitten können, mir sämtliche E-Mails, die er aus Dhanavatis Postfach herauskopiert und weitergereicht hatte, Wort für Wort vorzulesen. Dann hätte ich begriffen, was meinen Bekannten so neugierig machte. Dann hätte ich vielleicht vorausgesehen, was seine Kollegen planten, und das Schlimmste verhindern können. Doch ich sprach meinem Bekannten nur einen kurzen Gruß auf die Mailbox und bat ihn, mich anzurufen. Danach kaufte ich mir ein Sandwich und wartete darauf, dass die Damen vom Essen zurückkehrten. Was sie bald darauf auch taten – gemeinsam, immerhin, wenn auch nach wie vor schweigend.
    Um halb acht Uhr abends erreichten wir Århus. Ich fuhr Dhanavati zu ihrer Wohnung in dem Viertel zwischen Altstadt und Uni und ließ mich dann von Maria beim Hotel absetzen. Als Steffen mich sah, wollte er augenblicklich den ganzen »Fall«, wie er es nannte, mit mir durchsprechen, doch ich wehrte ab. Auch das war natürlich ein Fehler. Nicht zuletzt, weil ich dadurch anderen das Feld überließ, Leuten, die nur zu gern über den »Fall« sprachen. Aber ich war müde. Und ich nahm die Sache nicht wirklich ernst.
    Mein Bekannter rief nicht zurück. Stattdessen meldeten sich am nächsten Morgen zwei seiner Kollegen.

DHANAVATI
    Wie gern hätte sie Jens hineingeschickt. Wieder ein Verschlag; die nächste Mutprobe. Keine Beleuchtung. Schimmelgeruch. Luft, die seit Jahren denselben Raum ausfüllte. Sie blieb in der Türöffnung stehen und leuchtete mit der Taschenlampe die Regale ab.
    Dort stand der Plattenspieler. Eigentlich ganz leicht zu erreichen. Nur das rostige Fahrrad des Vormieters herauszerren, den Müllsack mit Teppichresten nach rechts schieben …
    Wie gern hätte sie Jens hineingeschickt. Wie gern hätte sie ihn gebeten zu bleiben – es hatte zwei Sekunden gegeben, nachdem er die Tasche vor ihrer Wohnungstür abgestellt hatte, nachdem sie den Schlüssel aus der Tasche gefischt hatte, den Pappkarton aus Marsberg unter dem Arm … Sie hatten sich angesehen. Sie hatte nicht versucht, so zu tun, als würde sie an etwas anderes denken. Er hatte gelächelt. Zögernd – unsicher, außer dass man sich einen Jens nicht unsicher vorstellen konnte. Er hatte den Mund geöffnet, als wollte er etwas sagen; dann hatte er ihren Jackenkragen zurechtgezupft, hatte genickt und war die Treppe hinuntergelaufen.
    Sie hätte ihm sagen sollen, dass sie noch einen Plattenspieler aus dem Kellerverschlag holen musste. Vielleicht wäre er dann geblieben. Aber wenn er geblieben wäre, wären sie bestimmt nicht als Nächstes in den Keller gegangen. Und unten im Auto hätte immer noch Maria gewartet. Von der Frage des Eherings ganz zu schweigen.
    Also. Tief atmen. Die Schritte planen. Vorbeugen, das alte Fahrrad am Lenker fassen und ziehen. Es hing an einem der Stühle fest, die aufgestapelt neben ihm standen, kam frei, sie rollte es auf leeren Reifen in den Gang und lehnte es an die Bretterwand gegenüber. Die Tür zu ihrem Verschlag fiel zu. Sie öffnete sie wieder, machte einen Schritt in den Raum hinein, so dass ihr linker Fuß noch die Tür blockierte, packte einen der Stühle am Bein und richtete ihn auf, ein Bein fehlte, sie lehnte ihn dreibeinig gegen die Tür und trat zur Seite; es hielt. Wozu Vormieter-Gerümpel doch gut war.
    Den Plattenspieler konnte sie nicht dem Vormieter anlasten. Ihn hatte sie selbst in den Keller getragen, gleich nach dem Einzug, als sie beschlossen hatte, Musik nur noch digital aufzubewahren. Wenn sie jemanden gekannt

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