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Visby: Roman (German Edition)

Visby: Roman (German Edition)

Titel: Visby: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Slawig
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waren. Es wundert mich wirklich, dass Adrian das nicht gemerkt hat. Er muss sich verdammt gründlich blind gestellt haben. Gisela wusste es jedenfalls. Ich wusste es auch. Allerdings dachte ich bis fast zum Schluss, Nandin würde nur mit Gras handeln und mir das Heroin für Indrasena nur deshalb beschaffen, weil wir so gute Freunde waren. Also sollte ich vielleicht nicht über Adrian spotten. Ich war genauso blind. Und Gisela hat ihm immer vertraut – ich glaube, er war der Einzige, mit dem sie je offen geredet hat. Das hat er ausgenutzt. Er hat ihr erzählt, Indrasena wollte selbst ins Heroingeschäft einsteigen, um nicht mehr von mir abhängig zu sein. Man müsste ihr unbedingt das Handwerk legen. Und Gisela hat das alles geglaubt. Sie war wohl immer der Meinung, dass Indrasena mich ausnutzt. Also hat Nandin Heroin beschafft, Gisela hat es in dem Zimmer versteckt, das Indrasena und ich bewohnten, und Nandin hat die Polizei informiert. Nur eins hat er ihr wohl verschwiegen: dass er zu dem Heroin auch eine Kundenliste gepackt hatte. Mit meinen Fingerabdrücken. Denn Nandin wollte natürlich, dass ich verhaftet wurde. Das war das Ziel der ganzen Aktion.«
    Ihre Mutter, wie sie mit Nandin stritt.
    Mit Nandin, nicht mit ihm.
    Nandin ins Gesicht schlug.
    Und davonlief.
    Weg. Weg von ihnen allen.
    »Du lügst mich doch an. Warum sollte Nandin denn so etwas tun?«
    Er lehnte sich an den Tisch und verschränkte die Arme. Entspannt, wieder ganz Herr der Lage. »Warum? Weil er als Gegenleistung neue Papiere bekam. Der gute Nandin hatte bei seinen Drogengeschäften jemand betrogen, den man besser nicht gegen sich aufbrachte. Also bat er einen Freund bei der schwedischen Polizei um Hilfe, der redete mit anderen Freunden, und die boten Nandin an, ihm zu helfen, wenn er dafür sorgte, dass ich als Drogenhändler verhaftet wurde.«
    »Aber … «
    »Oh, nicht weil sie etwas gegen mich hatten. Es ging ihnen nur um den Skandal. Mein Vater war ein einflussreicher Politiker. Ein Vertrauter von Olof Palme, falls dir das noch etwas sagt. Als ich verhaftet wurde, war es für ihn mit der Politik vorbei.« Er lächelte. »Das kommt davon, wenn man nach höherer Erkenntnis strebt, Dhanavati. Man achtet nicht mehr auf den Dreck, durch den man watet.«
    »Das hast du doch frei erfunden. Woher willst du das alles überhaupt wissen? Du wärst der Letzte gewesen, dem sie davon erzählt hätten!«
    »Oh, da täuschst du dich aber. Nandin hat seine neuen Papiere vom BND bekommen – Amtshilfe für die schwedischen Kollegen – und meine Kontakte zum BND sind längst nicht so schlecht, wie du glaubst. Diese Leute suchen immer mal jemand, der Ware in Regionen liefert, in denen ihre Regierungen offiziell keine Geschäfte machen dürfen. So etwas verbindet. Da tut man dem anderen gern mal einen Gefallen.« Er lächelte wieder. Man hätte ihm fast glauben können, dass ihn das alles nicht mehr berührte. »Nur Nandins aktuellen Namen wollten sie mir nicht verraten. Sie hatten wohl Zweifel, dass ich wirklich nur aus Neugier frage.«
    Ihre Mutter, wie sie davonrannte.
    Weg von ihnen allen.
    Mit langen Schritten.
    Während sie alle zusahen.
    Während Nandin zusah. Zusah, wie sie von ihm wegrannte, wie sie von den Klippen sprang. Zusah und in sein Auto stieg und wegfuhr.
    Zu seinem neuen Leben.
    Seinen Freunden vom BND .
    Und er redete darüber wie über ein Geschäft, bei dem man ihn betrogen hatte. Eine Niederlage, die er noch ausgleichen musste.
    »Er hat deine Mutter belogen«, sagte Eglund. Als wollte er sie besänftigen; reg dich nicht auf, kleines Mädchen, so etwas kommt eben vor. »Er selbst konnte das Heroin nicht bei uns verstecken, weil ich ihm kurz vorher gesagt hatte, er sollte sich vom Waldhaus fernhalten. Ich hatte endlich einmal mitbekommen, wie er mit Indrasena redete, wenn er dachte, ich wäre nicht in der Nähe. Wie er es genoss, wenn sie ihn um ihren Stoff anbettelte. Also hat er deine Mutter dazu gebracht, ihm zu helfen. Er wusste, dass sie unglücklich war. Ich wünschte, sie hätte mit mir darüber geredet, aber sie hat wohl nur Nandin vertraut. Und als sie dann begriffen hat, was sie angerichtet hatte – dass man mich verhaftet hatte und dass Indrasena ihretwegen tot war … «
    Es war wie ein Schlag in den Magen. »Indrasena ist tot?«
    Zum ersten Mal schien er verunsichert. Er schwieg und sah sie an, als würde er sich plötzlich fragen, welche Rolle er ihr eigentlich vorspielte. »Hat Adrian das nicht erwähnt?«
    »Er hat

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