Viscount und Verfuehrer
schönste Frau der ganzen Welt sind!“
Beth hatte den leisen Verdacht, dass es sich bei der Geschichte, wie der Comte mit seinem gesamten Vermögen aus Frankreich entkommen war, genau darum handelte - um eine Geschichte.
Sie blickte noch einmal über die Schulter, um sicherzugehen, dass Lady Clearmont tatsächlich im Spielzimmer verschwunden war, ehe sie in einen eleganten Knicks sank. „S-s-sie sind alle v-viel z-zu f-f-freundlich. D-d-danke, C-c-comteV-v-villiers und L-l-lor...“
„Natürlich“, unterbrach Viscount Dewsbury hastig. Er war neunzehn und der einzige von Beths verbliebenen Verehrern, der über irgendwelche Mittel verfügte. Leider gebrach es ihm an gesellschaftlichem Schliff. Nun ergriff er ihre Hand und tätschelte sie auf herablassende Weise. „Lady Elizabeth, es besteht keinerlei Grund, sich das hübsche Köpfchen zu zerbrechen, wenn Sie sich nicht an unsere Namen erinnern.“
Beth biss sich auf die Lippen, um ein Kichern zu ersticken. „A-a-aber ich s-s-sollte Ihnen d-doch f-für Ihre ..."
„Genau“, unterbrach der Herzog mit einem überlegenen Grinsen. „Lady Elizabeth, ich hoffe, Sie haben für mich einen Tanz reserviert?“
„I-i-ich ..."
Eine junge Matrone in Rosa platzte in die Runde. „Da bist du ja!“
Beth schnappte nach Luft. „Beatrice!“ Im nächsten Moment wurde sie in eine parfümgeschwängerte Umarmung gezogen. „Wann bist du denn in London eingetroffen?“ Beatrice - inzwischen Mrs. Thistle-Bridgeton - war groß, drall und honigblond und für ihre spaßige Art ebenso bekannt wie für ihre ziemlich ausladende Nase. „Ich bin erst heute Abend angekommen. Dein Großvater sagte, dass ich dich so bald wie möglich aufsuchen soll, damit dir nichts passiert.“
Beth lächelte und wollte schon antworten, als ihr Blick auf ihr fasziniert lauschendes Publikum fiel. Ach so. Das Stottern. Sie lächelte gezwungen. „N-n-n-na so w-w-was! C-cou-sine B-b-beatrice! W-w-wie schön, dich zu s-s-sehen! “ Beatrice blinzelte. Mehrmals.
Warnend hob Beth die Brauen. „I-ich h-h-hab dir s-so v-viel zu erzählen! “
Beatrice rang sich ein reichlich schwaches Lächeln ab. „Ja, ich glaube auch, dass du mir eine Menge zu erzählen hast!“
„Beatrice, k-kennst d-du den D-d-uke of St-st-“
„O ja!“, erwiderte Beatrice hastig und warf Beth einen scharfen Blick zu. „Ich kenne den Herzog recht gut.“ Eilig fügte sie hinzu: „Ich kenne sie sogar alle, danke. Meine Herren, ich muss Ihnen Elizabeth leider entführen. Ich habe sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, und wir haben so viel zu besprechen!“
„Aber natürlich“, versetzte der Herzog, steckte die Daumen in seine Weste und grinste dümmlich. „Mrs. Thistle-Bridgeton, ich hoffe, dass Sie uns Lady Elizabeth bald wiederbringen.“
„Ach, Sie werden gar nicht merken, dass Sie weg war! “ Beatrice hängte sich bei Beth ein. Um ihre Mundwinkel spielte ein amüsiertes Lächeln. „Wir sind zurück, ehe Beth noch Zeit hätte, ,Dilly‘ zu sagen!“
Beth konnte kaum die Hand zum Abschiedsgruß heben, bevor sie von ihrer entschlossenen Cousine weggezerrt wurde. Gleich darauf zischte Beatrice ihr ins Ohr: „Was um alles in der Welt treibst du da?“
„Ich halte mir die Wölfe vom Leib.“
Beatrice verschluckte sich beinahe vor Lachen, während sie ihre Cousine in eine abgeschiedene Nische zog. „Himmel, Beth! Tut mir leid, dass ich so spät aus Italien zurückkomme. Das Wetter war ... ach, ist ja egal. Was hat dich nur dazu getrieben, dir ein derartig schauderhaftes Stottern zuzulegen?“
„Diese Hohlköpfe. Ich langweile mich zu Tode.“
Beatrice lachte. „Dein Großvater wird der Sache ein Ende bereiten, sobald er hier eintrifft.“
„So schnell kommt er aber nicht. Beatrice, es geht ihm nicht gut.“
Das ernüchterte Beatrice. „Darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht, als ich seinen Brief bekam, aber dann dachte ich, dass er deine Stiefmama vielleicht nicht allein lassen wollte.“
Beth runzelte die Stirn. „Charlotte nicht allein lassen? Warum sollte er ... “
„Oder das Haus“, fügte Beatrice hastig hinzu. „Er liebt Massingale House. “
„Ich auch. So sehr es mir in London gefällt, noch lieber wäre ich jetzt dort.“
„War Lady Clearmont so schrecklich?“
„Nein, keineswegs. Ich bekomme sie ja kaum zu sehen.“ „Wie schrecklich! Meine Schwiegermutter - Klatschtante, die sie ist - hat mir von deiner Ankunft berichtet und dass du angeblich eine Mitgift besitzt, die
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