Viscount und Verfuehrer
jeder Beschreibung spottet. Vermutlich hast du ganze Heerscharen von Verehrern!“
„Ich hatte ganze Heerscharen von Verehrern“, berichtigte Beth lächelnd. „Bis auf ein paar wenige habe ich sie vertrieben. Wie viel Geld ich auch haben mag, es ist keine schöne Vorstellung, jeden M-m-morgen b-beim F-f-frühstück mit d-d-dem h...h-hier k-konfrontiert zu w-w-werden.“ Beatrice lachte fröhlich. „Ich ertrage es ja jetzt kaum noch. Wie kommst du nur auf so etwas Verschlagenes?“
„Aus purer Verzweiflung. Großvater meinte, ich sollte jetzt noch heiraten, bevor er ... “ Beth konnte die Worte nicht aussprechen.
Beatrice wurde sofort wieder ernst. „Beth, das tut mir so leid.“
„Mir auch. Ich habe ihm versprochen, dass ich eine Saison in London verbringen werde. Danach, so hat er mir versprochen, würde er nie wieder vorschlagen, dass ich ihn verlassen soll.“
„Verstehe. Er hofft, dass du jemanden kennenlernst?“ „Natürlich. Ich kann nicht zulassen, dass irgendwer zu meinem Großvater rennt und um meine Hand anhält, zumindest keiner, den er akzeptieren könnte. Wenn er jemanden fände, den er für passend hielt, würde er darauf bestehen, dass ich ihn heirate, trotz aller Versprechungen. Das weiß ich genau.“
„Dann steckst du wirklich in der Klemme. Hoffentlich funktioniert dein Plan.“
Beth zuckte mit den Schultern. „Wenn nicht, werde ich mir eine andere schlechte Angewohnheit zulegen. Und noch eine und noch eine, bis nicht einmal mehr du meine Gegenwart erträgst. “
Beatrice lachte. „Harry würde das alles brennend interessieren. Darf ich es ihm erzählen?“
„Ja, aber niemandem sonst.“ Beth lächelte ihre Cousine sehnsüchtig an. „Wie geht es Harry?“
Beatrices Wangen liefen rot an, und das freudige Lächeln milderte die Wirkung ihrer langen Nase. „So unfashionabel es auch sein mag, ich bin ganz verrückt nach meinem Mann. Und er nach mir. So war es von Anfang an, und mit jedem Jahr wird es schlimmer. “
„Vielleicht begegnet mir eines Tages auch einmal so ein Glück.“
Beatrice warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. „Es wird passieren, Beth. Wenn du am wenigsten damit rechnest.“ „Vielleicht. Im Augenblick werde ich allerdings gut beschützt von meinem St-st-st-“
„Hör auf! “ Beatrice kicherte. „Tu das bitte nicht, wenn wir unter uns sind. Sonst muss ich dich erwürgen. Ach, Beth! Du bist so ein Frechdachs! Mit deinem Stottern verhinderst du jedenfalls, dass sich jemand in dich verliebt.“ Nachdenklich sah Beatrice sie an. „Die Frage ist nur, wird es auch verhindern, dass du dich in einen von ihnen verliebst?“
„Ich? Ich bin doch viel zu nüchtern, als dass ich ...“ „Dürfte ich um diesen Tanz bitten?“, ertönte eine tiefe männliche Stimme hinter Beth.
Sie setzte schon zu einer Antwort an, als ihr Blick auf Beatrices Gesicht fiel. Ihre Cousine stand da und sperrte Mund und Augen auf.
Beth wandte den Kopf ... und sah sich einem unglaublich attraktiven Mann gegenüber. Er war groß und breitschultrig, doch vor allem sein Gesicht traf sie wie ein Blitz. Das schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, sein Kinn war fest, sein Mund maskulin und doch sinnlich. Aber ganz besonders die Augen erregten ihre Aufmerksamkeit: hellgrün, mit dichten Wimpern und sündhaft schön.
Ihr klopfte das Herz, die Hände wurden ihr feucht, und ihr Magen krampfte sich auf unschöne Art zusammen. Ihr ganzer Körper fühlte sich bleischwer an. Was um alles in der Welt war nur los mit ihr? Hatte sie etwas Falsches gegessen? Vielleicht eine Jakobsmuschel, die hatte sie noch nie vertragen.
Der Mann, der sich nicht bewusst war, dass seine Wirkung mit einem Schalentier hinwegerklärt wurde, lächelte sie warm an, und seine Augen glitzerten schalkhaft. „Ich glaube, ich habe versäumt, mich vorzustellen. Gestatten Sie.“ Er verbeugte sich. „Viscount Westerville.“
„Ah!“, erklärte Beatrice und wurde munter, als hätte ihr jemand einen kleinen Stoß versetzt. „Westerville! Rochesters Ba...“ Glühende Röte stieg ihr ins Gesicht. „Ich meinte ..."
„Ja“, erwiderte der Viscount verbindlich. Er verneigte sich. Sein Blick war immer noch auf Beth gerichtet.
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihre Hand ergriffen und an die Lippen geführt. Ein heißer Blitz schoss ihr in die Finger und wärmte sie bis hinunter zu den Zehen.
„Nun, Lady Elizabeth?“, fragte er, während sein Atem über ihre Hand strich. „Wollen wir tanzen?“
3. KAPITEL
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