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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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zu erregen. Alle drei trugen gestärkte weiße Spitzenkleider mit blassblauen Schleifen. Abrupt unterbrachen sie ihr Spiel und starrten Alex und David neugierig an. Ihre blauen Kulleraugen standen in lebhaftem Kontrast zur Blässe und Ausdruckslosigkeit des restlichen Gesichts.
    »Das sind Pertinax’ Töchter«, flüsterte David. »Fall bloß nicht auf ihre Kindergesichter rein. Sie sind gefährlicher, als sie aussehen.«
    Alex hatte längst gemerkt, dass irgendwas mit ihnen nicht stimmte. Alle drei hatten genau das gleiche Gesicht und die gleichen akkuraten Korkenzieherlocken, die bei der einen blond, bei der zweiten schwarz und bei der dritten rot waren. Sie sahen aus wie überdimensionierte Porzellanpuppen, deren Alter weder an ihrer Größe noch an ihren Gesichtern abzulesen war. Ihr eisiger, kristallklarer Blick fixierte die Neuankömmlinge einige Sekunden lang, dann begannen sie wie auf ein geheimes Zeichen zu kichern und warfen sich wieder auf den Boden, wo sie sich lachend und kreischend herumwälzten.
    »Hört, hört, wir sind vollzählig!«, flötete in diesem Augenblick eine zittrige Stimme von einem der Tische her. »David, der kleine Rebell. Was für eine unangenehme Situation, Junge! Glaub mir, es tut mir aufrichtig leid für dich, aber der Klan darf seine Pflichten nicht vernachlässigen. Das ist also euer Schützling?«
    Ohne zu antworten, schob David Alex in Richtung des Greises, der das Wort an ihn gerichtet hatte, einem knochendürren, verhutzelten Mann mit kahlem Kopf und Bartstoppeln. In seinem altmodischen grauen Anzug mit gestreifter Weste und rosa Krawatte hatte er das Äußere eines Wissenschaftlers bei einer Preisverleihung, der das Geschehen um ihn herum mit der Mischung aus Anteilnahme und Ironie derjenigen beobachtet, die glauben, über die kleinen menschlichen Eitelkeiten erhaben zu sein.
    »Pertinax, darf ich dir unseren Freund Alex vorstellen.« David begrüßte den alten Mann mit einer angedeuteten Verbeugung. »Alex, das ist Pertinax, das älteste Mitglied des Agmar-Klans.«
    »Entschuldige, dass ich dich nicht meinen Töchtern vorstelle, Junge. Es wäre sinnlos im Moment, so aufgedreht wie sie sind. Meine armen Kleinen! Ihre magischen Fähigkeiten sind so außergewöhnlich, dass nicht mal sie selbst sie im Griff haben. Sie befinden sich in einem immerwährenden Trance-Zustand. Es zerreißt mir fast das Herz, sie so zu sehen, aber auf diese Weise lernen sie und bereiten sich auf ihre hohe Mission vor.«
    »Was denn für eine Mission?« Beißende Ironie in der Stimme, schlenderte Jana auf das Grüppchen zu. Sie hielt ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in der Hand und trug dasselbe schwarze Kleid wie auf der Party im Molino Negro – in der Nacht, als Alex sie zum ersten Mal geküsst hatte.
    Ein Schauer lief ihm über den ganzen Körper, sein Nacken fing an, so heftig zu kribbeln, als liefe eine Kolonie Ameisen darüber. Jana wirkte so gelassen wie immer, aber wenn es stimmte, was David gesagt hatte, stand ihr eine ziemlich schwierige Auseinandersetzung bevor. Und alles seinetwegen. Doch es war zu spät für einen Rückzieher, und wie es aussah, hatte er nur diese eine Chance, mit Ober zu sprechen, um herauszufinden, was der Anführer der Drakul wusste. Um das Buch zu finden.
    Pertinax schien Janas Frage nicht sonderlich aus der Fassung zu bringen. Mit einem honigsüßen Lächeln wandte er sich ihr zu. »Mein liebes Mädchen, die hohe Mission meiner Töchter besteht natürlich darin, unserem Klan zu dienen. Wenn du volljährig bist und die Führung übernimmst, wird niemand dir so zur Seite stehen können wie sie. Und sollte dir etwas zustoßen, könnten nur sie die Lücke füllen und die Geschicke der Agmar lenken.«
    David setzte schon zu einer Erwiderung auf die unverschämte Bemerkung des Alten an, als ein Knurren die Jungen herumfahren ließ. Es kam von der Theke, wo Erik lehnte und die Szene grinsend beobachtete, neben sich einen hünenhaften Kerl, der völlig reglos vor den verstaubten Regalen voller Gläser und Flaschen stand. Buschige graue Koteletten wucherten unter den vorspringenden Wangenknochen, das Auffälligste an diesem Gesicht jedoch waren die seltsamen golden glühenden Augen.
    Alex erkannte ihn sofort: Es war der Ghul, der sich im San-Antonio-Park von seinen Gästen verabschiedet hatte!
    Auch David schien den Riesen zu kennen. Er wirkte alles andere als begeistert über die Begegnung. »Was macht der denn hier?«, fragte er mit rauer Stimme. »Wir haben

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