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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Ich weiß nur, dass ich irgendwo, irgendwie diese Ziege zu Gesicht bekommen werde.«
    »Vielleicht ist es ein Symbol«, schlug Lewis vor, der sich über die Rückenlehne der Bank nach hinten beugte.
    Kaitlyn zuckte die Schultern. »Vielleicht.« Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Was nutzte ihr eine Gabe, die ihr so eine vage Vorahnung bescherte? Sie hatte ein Bild gemalt. Sie müsste jetzt wahrlich wissen, was es bedeutete. Vielleicht, wenn sie sich konzentrierte …
    Während sie am Watt mit seinem verdichteten Sand entlangfuhren – auch er sah nicht aus wie der, über dem das weiße Haus stand –, dachte sie noch eine Weile darüber nach. Auch als sie in einem Supermarkt etwas zum Mittagessen besorgten, ging ihr das Bild nicht aus dem Kopf. Doch alle Konzentration brachte ihr nichts als Kopfschmerzen und das Bedürfnis, etwas Praktisches zu tun, um die Anspannung loszuwerden.

    »Ich fahre jetzt«, sagte sie, als sie aus dem Supermarkt kamen.
    »Bist du sicher?«, fragte Rob zweifelnd. »Du fährst doch gar nicht so gerne.«
    »Stimmt, aber ich bin dran«, erwiderte Kaitlyn. »Ihr habt alle eure Schicht schon absolviert.«
    Den großen Van zu steuern, war nicht so schwer, wie sie befürchtet hatte. Er war zwar schwergängiger als Joyce’ Cabrio, doch die einspurige Straße war fast leer und übersichtlich.
    Nach einer Weile begann es zu regnen. Zunächst waren es nur kleine Spritzer auf der Windschutzscheibe, dann folgte ein angenehmes Prasseln, doch bald schon schüttete es wie aus Eimern. Der Scheibenwischer wurde mit den riesigen Wassermengen nicht fertig, und durch die Windschutzscheibe war kaum noch etwas zu sehen. Es war, als leere jemand eimerweise silberne Farbe über dem Auto aus.
    »Vielleicht sollte jetzt besser jemand anders fahren«, meldete sich Gabriel von der Bank hinter Kaitlyn. Er hatte den Beifahrersitz abgegeben, als Kait das Steuer übernommen hatte – sie hatte es nicht anders erwartet.
    Sie warf Rob, der jetzt neben ihr saß, einen Blick zu. Hätte ihr Rob vorgeschlagen, das Steuer zu übernehmen, so hätte sie wahrscheinlich nachgegeben. Doch Gabriels spöttische, aufstachelnde Art provozierte andere, genau das Gegenteil zu tun.

    »Ich komme schon klar«, sagte sie. »Ich glaube, der Regen lässt bald nach.«
    »Sie kommt schon klar«, stimmte Rob zu und schenkte ihr sein ansteckendes Lächeln. »Sie schafft das. «
    Also blieb Kait nichts anderes übrig, als klarzukommen. Die Zunge zwischen den Zähnen spähte sie in den Regen und bemühte sich nach Kräften, Robs kühne Behauptung zu rechtfertigen. Als die Kurven nachließen, beschleunigte sie sogar, um zu zeigen, dass sie alles im Griff hatte.
    Als es geschah, ging alles ganz schnell. Später fragte sich Kaitlyn, ob es anders gelaufen wäre, wenn Rob am Steuer gesessen hätte. Aber sie glaubte es eigentlich nicht. Niemand konnte darauf gefasst sein, was auf der schmalen Straße auf sie wartete.
    Kait war schon selber fast von ihren Fahrkünsten überzeugt, als sie auf der Straße vor sich einen Umriss sah. Etwas stand ihr direkt im Weg, allerdings weit genug entfernt, um es zu umfahren.
    Etwas Graues. Mit Hörnern auf dem Kopf. Eine Ziege.
    Hätte sie es nicht vorher auf ihrem Bild gesehen, so hätte sie vielleicht gar nicht erkannt, was es war – so schnell ging alles. Doch sie kannte die Ziege in-und auswendig, hatte sie das Bild an diesem Vormittag doch stundenlang angestarrt. Das Tier sah aus wie
auf dem Bild, bis hin zu den roten Augen, die zu glühen schienen und sie unverwandt anstarrten. Sie waren die einzigen Farbpunkte in der grauen, verregneten Landschaft.
    Silbern, schoss es ihr überflüssigerweise durch einen kleinen Teil ihres Bewusstseins. Der silbergraue Fluss war überhaupt kein Fluss, sondern die Straße. Und statt des Nebels umgab sie dichter Regen.
    Aber ein Großteil ihres Gehirns dachte überhaupt nichts, sondern reagierte nur. Jetzt bremsen, befahl es ihr. Kait bremste, ließ los, bremste, ließ los, wie sie es in der Fahrschule im Falle von regennassen Straßen gelernt hatte.
    Nichts geschah.
    In völliger Missachtung des Stotterbremsenprinzips stieg sie daher mit dem Fuß voll auf das Bremspedal. Wieder geschah gar nichts. Der Van wurde weder langsamer, noch geriet er ins Schlingern.
    Die Ziege war jetzt direkt vor ihr. Es blieb nicht einmal mehr Zeit zu schreien, geschweige denn nachzudenken. Kait hatte auch nicht die Zeit, auf die Rufe zu reagieren, die über das Netz kamen, nun, da die anderen gemerkt

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