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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Blick auf das andere Bett warf, stellte sie entsetzt fest, dass nur eine Gestalt dort lag.
    Lydia war weg. Im Badezimmer war sie auch nicht. Sie war einfach verschwunden.
    Kaitlyn stahl sich aus dem Zimmer. Sie kochte vor Wut.
    Über das Netz nahm sie Gabriels Spur auf. Ob Lydia wohl bei ihm war?
    Bald fand sie sich am Hafen wieder.
    Kaitlyn hatte sich in den malerischen, altmodischen Straßen von Victoria nicht gefürchtet. Es waren nur wenige Menschen unterwegs, und in der Stadt herrschte eine verschlafene Atmosphäre, die Geborgenheit vermittelte. Die Lichter der Schiffe und Gebäude spiegelten sich im Wasser. Trotzdem war es dunkel, und der Kai lag verlassen da.
    Gabriel schlich durch die Dunkelheit.
    Er sah aus wie ein wildes Tier, ein Raubtier in Gefangenschaft, das immer an der Käfigwand entlangschleicht.
Als Kaitlyn näher kam, spürte sie, wie stark sein Verlangen war.
    »Wo ist Lydia?«, sagte sie.
    Er wirbelte herum und starrte sie an. »Kannst du mich nicht allein lassen?«
    »Bist du denn allein?«
    Außer dem Rauschen von Wasser war einen Moment lang nichts zu hören. Dann sagte Gabriel sehr bedächtig: »Ich habe keine Ahnung, wo Lydia ist. Ich bin allein hergekommen.«
    »War sie denn noch im Bett, als du gegangen bist?«
    »Ich habe nicht nachgesehen. «
    Kaitlyn seufzte. Also gut, vergiss Lydia, sagte sie sich. Im Moment ließ sich eh nichts ändern. »Ich bin sowieso hergekommen, um mit dir über dich zu reden«, sagte sie zu Gabriel.
    Gabriel warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Nein«, sagte er nur.
    »Gabriel …«
    »Das kann nicht so weitergehen, Kaitlyn. Merkst du das nicht? Lass mich doch einfach auf meine Art mit meinen Problemen klarkommen. «
    »Aber auf deine Art werden Leute verletzt!«
    Er erstarrte. Dann sagte er: »Auf deine Art auch.«
    Kaitlyn verstand nicht, was er meinte. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie ihn überhaupt verstehen wollte. Gabriel kam ihr so verletzlich vor. Sie unterdrückte
den seltsamen, den unwahrscheinlichen Gedanken, der ihr durch den Sinn schoss, und sagte: »Wenn du mich meinst, ich komme schon klar. Wenn du Rob meinst… «
    Die Verletzlichkeit war wie weggewischt. Gabriel straffte sich und setzte sein beunruhigendes Lächeln auf.
    »Nehmen wir an, ich meine Rob«, sagte er. »Was wird er tun, wenn er es herausfindet?«
    »Er wird es verstehen. Ich wünschte, du würdest es ihm sagen. Er könnte dir vielleicht helfen.«
    Gabriels Lächeln wurde immer unangenehmer. »Glaubst du?«
    »Ich bin mir sogar sicher. Rob hilft gerne. Und ob du es glaubst oder nicht, er mag dich sogar. Wenn du nicht so empfindlich wärst …«
    Gabriel beendete die Diskussion mit einer kurzen Handbewegung. »Ich will nicht über ihn reden.«
    »Na gut. Dann reden wir eben darüber, wo du gerade hinwolltest. Auf die Jagd? Suchst du nach einem Mädchen, das allein unterwegs ist?« Kaitlyn trat einen Schritt auf ihn zu. Trotz der Dunkelheit sah sie, dass Gabriel auf der Hut war.
    Ich muss nur nahe genug herankommen, dachte sie. Er ist drauf und dran, die Kontrolle zu verlieren …
    Gabriel sagte nichts, daher fuhr sie fort: »Wer auch immer das sein mag, sie wird nicht wissen, was du mit
ihr machst. Sie wird sich wehren, und es wird ihr wehtun. Und wenn sie nicht genug Energie hat, wirst du sie umbringen …«
    Kaitlyn stand jetzt direkt vor ihm. Sie sah ihm in die Augen, sah den schrecklichen Kampf, der in ihm wütete. Gedämpft spürte sie einen Gedanken, der ihm durch den Kopf schoss. Gefahr.
    »Ist es das, was du willst?«, fragte sie.
    In Gabriels Kinn zuckte ein Muskel. »Du weißt, dass ich das nicht will«, sagte er leise, mit unterdrücktem Zorn. »Es bleibt mir nur nichts anderes übrig …«
    »Ach Gabriel, sei doch bitte nicht so dumm«, sagte Kaitlyn und legte die Arme um ihn.
    Ein oder zwei Sekunden konnte er widerstehen. Dann schob er ihr mit zittrigen Händen die Haare aus dem Nacken. Seine Lippen waren schon fast an der richtigen Stelle. Kaitlyn beugte den Kopf, um es ihm zu erleichtern.
    Es folgte das Gefühl, dass sich etwas öffnete, dass sich etwas seinen Weg bahnte, und dann begann es schon zu fließen. Wie elektrischer Strom oder ein Lichtstrahl. Kaitlyn entspannte sich und spendete ihm bereitwillig.
    Sie spürte, dass ihre Gefühle an die Oberfläche drängten, wie Blut, das bei Hitze schneller fließt. Es war ihre Sorge um Gabriel, ihr Wunsch, ihm zu helfen.

    Und sie spürte seine Gefühle. Erst da wurde ihr klar, worin die Gefahr eigentlich bestand.

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