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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Sie brauchte seinen Halt.
    »Komm schon«, flüsterte Gabriel und nahm sie bei der Hand. Er streichelte ihren Handteller mit dem Daumen. »Küss mich, Kait.«

KAPITEL SIEBEN
    Kaitlyn antwortete mit einem Kopfschütteln. Was um Himmels willen hatte das Mädchen nur?
    Gabriel wusste, dass sie mitkommen wollte. Er dachte an eine Zeile, die er irgendwo in einem alten Buch gelesen hatte, wahrscheinlich, als er mal wieder in Einzelhaft saß. »Sie erzitterte bei seiner Berührung.« Damals hatte er die Nase gerümpft, aber wie er sah, konnte es wirklich geschehen. Als er Kaitlyns Hand genommen hatte, hatte sie gezittert.
    Wo also war das Problem?
    Ich bin müde, flüsterte sie.
    Ach komm schon, auf dem Balkon ist es gemütlich.
    Er sah, dass sie mit sich rang. War sie noch wütend wegen seines Benehmens nach dem Abendessen? Oder …
    … hatte es etwas damit zu tun, was er am Nachmittag gesehen hatte?
    Seine Stimmung verdüsterte sich. Stimmt etwas nicht?, fragte er argwöhnisch.
    »Nein, nein«, erwiderte sie schnell. Im anderen Bett rührte sich das Bündel unter der Bettdecke. Gabriel blickte widerwillig hinüber.

    Kaitlyn stand auf. Gabriel verzog beim Anblick ihres Nachthemds das Gesicht. Es bestand aus Flanell und hüllte sie ein wie ein Zelt, vom Hals bis zu den Knöcheln. Kein Vergleich zu Frost, die an seinem ersten Abend im Institut in etwas vor ihm auf und ab stolziert war, das aussah wie ein durchsichtiges rotes Taschentuch. Zudem hatte sie unmissverständlich klargemacht, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn er ihr das Taschentuch abnähme.
    Kaitlyn dagegen hielt sich den Ausschnitt ihres Nachtzeltes zu, während sie eilig in sein Zimmer hinüberging.
    In der Tür blieb sie stehen. Sie musterte die Wände. »Seit wann machst du Graffiti?«
    Er schnaubte. Mac. Er hat hier gewohnt.
    »Und wie fand er das, als du ihn gebeten hast, auszuziehen? «
    Gabriel schwieg. Er wartete, bis sie sich zu ihm umdrehte. Dann warf er ihr sein beunruhigendes Lächeln zu. Ich habe ihn nicht gebeten.
    »Oh.« Sie ließ es dabei bewenden und ging durch die offene Schiebetür auf den Balkon. »Es ist eine schöne Nacht«, murmelte sie.
    Das stimmte. Die Nacht war mild und mondlos. Zwischen den Ästen der Olivenbäume glitzerten die Sterne. Obwohl es warm war, schlang Kaitlyn die Arme um sich.
    Gabriel schwieg.

    Vielleicht gab es eine ganz einfache Erklärung. Vielleicht hatte er sich getäuscht, was das Zittern anging. Vielleicht hatte sie aus einem anderen Grund gezittert. Vielleicht war es gar keine Sehnsucht gewesen, sondern Angst.
    »Kaitlyn.« Instinktiv bediente er sich der Worte statt der Gedanken und ließ ihr damit die Distanz, die sie zu brauchen schien. »Kait, du musst nicht … Ich meine, du weißt das, oder?«
    Sie drehte sich rasch zu ihm um, als wäre sie überrascht. Doch dann schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Er hätte ihre Gedanken durchsuchen können – er spürte sie schon wie silberne Fische, die durchs klare Wasser schießen –, aber er wollte es nicht. Er wollte, dass sie es ihm sagte.
    Sie starrte ihn an. »Ach Gabriel. Ich weiß. Ich kann es nicht erklären … ich bin nur … Ach, es war so ein harter Tag.«
    Er legte seine Hände auf ihr Gesicht. Sie begann zu weinen, und das Haar fiel ihr ins Gesicht, während sie kurz und abgehackt atmete.
    Gabriel war wie gelähmt.
    Kaitlyn, die Unbeugsame … weinte. Das kam so selten vor, dass er zunächst zu überrascht war, um zu reagieren. Als er sich wieder gefangen hatte, fiel ihm nur eins ein.
    Er nahm sie in die Arme, und Kaitlyn schmiegte sich an ihn. Sie klammerte sich geradezu an ihn, und einen
Augenblick später hob sie das tränenüberströmte Gesicht und sah ihn an.
    Sie küssten sich sanft, behutsam, aber leidenschaftlich. Es war merkwürdig, sie zu küssen, ohne ihren Geist zu berühren, doch er wollte den Kontakt nicht als Erster herstellen. Er wartete auf sie. Bis dahin genoss er die Qual, sich zu beherrschen.
    Es tat gut, sie zu umarmen und ihre weiche Haut zu berühren. Er wollte sie mit aller Kraft festhalten, nicht um sie zu verletzen, sondern um ihr Sicherheit zu geben. Er wollte ihr zeigen, dass er stark genug war, um sie zu beschützen. Ihre Schönheit war wie Feuer und fremdländische Musik. Er liebte sie.
    Und er konnte sie lieben, weil sie niemand anderem gehörte und weil auch sie ihn liebte. Sie hatte alles für ihn aufgegeben.
    Einen Moment lang hatte er ein schlechtes Gewissen, doch sein Wunsch, sie

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