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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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festzuhalten, wischte diese Empfindung fort. Er wollte mehr Nähe, konnte sich nicht länger beherrschen. Er spürte nach ihrem Geist, warf eine Ranke seiner Gedanken aus, um ihre Sinne zu liebkosen.
    Kaitlyn zuckte zurück. Sie entzog sich nicht nur seinem Geist, sondern auch seiner Umarmung. Er spürte, dass sie versuchte, Schutzschilde gegen ihn in Stellung zu bringen.
    Er war entgeistert, sprachlos, verletzt. Kalt, denn sie hatte alle Wärme des Universums mitgenommen.

    Misstrauen stach ihn wie ein Messer, unausweichlich diesmal.
    Was ist da, das ich nicht sehen darf?
    »Nichts!« Sie hatte Angst, nein, Panik. Sein Misstrauen schwoll an, bis es größer war als sie beide zusammen und alles andere ausblendete. Er schleuderte ihr die Worte entgegen wie Steine.
    »Du lügst! Glaubst du, ich merke das nicht?« Er starrte sie an, versuchte seine Atmung zu kontrollieren, zwang seiner Stimme einen samten-eisernen Ton auf. »Es hat wohl nicht zufällig etwas damit zu tun, dass Kessler heute Nachmittag hier aufgetaucht ist, oder?«
    »Rob – hier?«
    »Ja. Ich habe seinen Geist gespürt. Er war unten bei den Mammutbäumen hinter dem Haus. Willst du mir erzählen, dass du das nicht gewusst hast?«
    Ihre Augen waren noch immer vor Erstaunen geweitet – doch er sah und spürte auch ihr schlechtes Gewissen. Sein Misstrauen wurde bestätigt.
    »Was willst du hier, Kaitlyn?«
    »Ich habe dir doch gesagt, ich …«
    »Hör auf, mich anzulügen!« Er verstummte, um sich in den Griff zu bekommen. Als er wieder sprach, klang seine Stimme wie Eis, weil er durch und durch aus Eis bestand. »Du hast gar nicht mit ihm Schluss gemacht, stimmt’s? Und du willst dich uns hier auch nicht anschließen. Du bist eine Spionin.«

    »Das stimmt nicht. Du gibst mir ja nicht einmal die Chance …«
    »Ich habe allen vorgemacht, ich hätte dir in den Geist gesehen, aber ich habe es nicht getan. Dafür hast du ja gesorgt. Du hast mich wunderbar an der Nase herumgeführt. «
    Ihre Augen waren geweitet und glühten vor Schmerz. »Ich habe dich nicht an der Nase herumgeführt«, sagte sie mit rauer Stimme. »Und wenn du glaubst, dass ich spioniere, dann sagst du es am besten Joyce. Warum sagst du es nicht gleich allen?«
    Er war ganz ruhig. Ein Eisblock kann nichts fühlen. »Oh nein, das darfst du selber tun. Und du wirst es tun, früher oder später – wahrscheinlich früher, denn der Alte ist nicht dumm, und Frost wird auch etwas merken. Du wirst dich verraten.«
    In ihren Augen flackerte blau der Trotz. »Ich sage dir, ich bin keine Spionin«, erklärte sie.
    »Richtig, du bist ja auch immer absolut aufrichtig. Ich glaube dir.« Schnell wie eine Schlange, die zuschlägt, brachte er sein Gesicht ganz nah vor ihres. »Vergiss nur eins nicht: Bleib mir aus dem Weg. Wenn du meine Pläne durchkreuzt, mein Engel, dann gibt es keine Gnade.«
    Als Kaitlyn wieder im Bett lag, weinte sie sich in den Schlaf. Gabriel schritt in seinem Zimmer auf und ab, allein mit seiner finsteren Bitterkeit.
    »Bri – Schule! Frost – Tests!«
    Die Rufe im Gang weckten Kaitlyn auf. Sie war matt, kam sich schrecklich dumm vor, hatte eine verstopfte Nase und schlimme Kopfschmerzen.
    Die Tür wurde aufgerissen. »Lydia – Schule! Kaitlyn, du gehst auch zur Schule. Ich habe gestern alles in die Wege geleitet. Ich bringe euch heute hin.«
    Danke, dass ich das auch erfahre, dachte Kaitlyn, stand jedoch auf. Jeder Muskel ihres Körpers schien zu schmerzen. Sie stolperte ins Bad und machte sich wie ein Roboter an die morgendliche Routine. Erst eine Dusche.
    Das warme Wasser im Gesicht tat ihr gut, doch innerlich kehrte sie immer wieder zu Gabriel zurück und dem, was in der Nacht zuvor geschehen war. Erst war alles wunderbar gewesen, und dann … es hatte sie verletzt, seine Augen zu sehen, die wie dunkle Löcher in seinem Gesicht standen, den Mund, der zu einer Linie zusammengepresst war.
    Du solltest froh sein, dass es sich so entwickelt hat, flüsterte eine Stimme in ihr. Denn wenn es weiter gut gegangen wäre – was hättest du dann getan? Was wäre mit Rob?
    Sie wusste nicht, was sie getan hätte. Sie war völlig durcheinander, und ihr Körper fühlte sich an wie ein einziger Klumpen Schmerz.
    Was machte es schon? Gabriel hasste sie sowieso. Und das war gut so, denn sie wollte Rob treu bleiben. Es war
gut – abgesehen von der völlig unerheblichen Tatsache, dass Gabriel sie jederzeit an Mr Zetes verraten konnte. Und der würde sie umgehend umbringen.
    In das Wasser

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