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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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einen Orden umhängt«, flüsterte Lewis zurück.
    »Die Rottweiler waren interessant«, sagte Anna. »Normalerweise kann ich Tiere sozusagen lesen, kann sagen, ob sie glücklich oder traurig sind oder was auch immer. Aber die beiden waren ständig auf der Hut. Ich würde es nicht wagen, sie zu beeinflussen.«
    Ein Gefühl brachte Kait dazu, sich umzudrehen –
nur um festzustellen, dass Gabriel sie anstarrte. Sie war verwirrt und ging deshalb sofort zum Angriff über.
    »Und was hältst du von Mr. Zetes?«, fragte sie ihn.
    »Ich glaube, er hat seine Gründe, sich unserer zu bedienen.«
    »Was meinst du damit?«, sagte Kaitlyn spitz.
    Gabriel zuckte gelangweilt die Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht will er ja das Image seiner Firma aufpolieren – ›Unternehmen in Silicon Valley rettet Menschheit‹. Wie ein Ölkonzern, der Naturschutzprojekte finanziert. In einem hat er natürlich recht: Wir sind dem Rest der menschlichen Spezies weit überlegen.«
    »Und manche von uns sind mehr überlegen als andere, stimmt’s?«, fragte Rob, der noch auf der Treppe stand. »Für manche von uns gibt es keine Regeln – und keine Gesetze.«
    »Genau«, sagte Gabriel mit einem schaurigen Lächeln. Er ging langsam durch den Flur und sah in jedes der Zimmer.
    »Joyce hat uns gesagt, wir sollen uns ein Zimmer aussuchen. Ich glaube, ich nehme … das hier.«
    »Hey!«, protestierte Lewis. »Das ist das größte Zimmer, das mit dem Kabelanschluss und dem Sprudelbad … und so.«
    »Nett, dass du mir das sagst«, erwiderte Gabriel ungerührt.

    »Es ist viel größer als die anderen«, sagte Anna mit verhaltenem Zorn. »Wir finden, dass es die bekommen sollten, die sich ein Zimmer teilen.«
    »Du kannst es dir nicht einfach schnappen«, erklärte Lewis. »Wir sollten abstimmen.«
    Gabriels graue Augen verengten sich, und seine Lippen öffneten sich leicht, als wolle er die Zähne fletschen. Mit einem Schritt war er bei Lewis. »Weißt du, wie es in einer Gefängniszelle aussieht?«, fragte er mit kalter und harter Stimme. »Da gibt es ein Bett mit 60 Zentimetern Breite und eine Edelstahltoilette. Einen Einbautisch und einen Metallstuhl, der an der Wand befestigt ist. Das ist alles. Ich habe mehr oder weniger die letzten zwei Jahre in so einer Zelle verbracht. Ich glaube, ich habe ein Anrecht auf das größte Zimmer. Was willst du wohl dagegen ausrichten? «
    Lewis kratzte sich an der Nase, als denke er darüber nach. Anna zog ihn einen Schritt zurück. »MTV ist das nicht wert.« Gabriel sah Rob an. »Und du, du Landei?«
    »Ich habe nicht vor, mich mit dir zu prügeln, falls du das meinst«, sagte Rob. Er war offenbar hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Mitleid. »Nur zu, nimm das Zimmer, du trauriger Bastard.«
    Lewis machte ein leises Protestgeräusch. Gabriel betrat den eroberten Raum.

    »Übrigens«, sagte er noch, ehe er die Tür schloss, »ihr habt hier nichts zu suchen. Wenn man so lange eingesperrt war, entwickelt man ein besonderes Verhältnis zu seinem Zimmer. Eine Art territorialen Instinkt. Ich will keinem von euch wehtun müssen.«
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sagte Kait: »Gabriel, war das nicht ein Engel?« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Die Tür öffnete sich wieder, und Gabriel sah sie lange und durchdringend an. Dann bedachte er sie mit einem strahlenden, beunruhigenden Lächeln. »Du darfst jederzeit hereinkommen.«
    Er knallte die Tür zu, und diesmal blieb sie geschlossen.
    »Tjaaa«, sagte Kaitlyn.
    »Junge, Junge!«, sagte Lewis.
    Anna schüttelte den Kopf. »Gabriel Wolfe – mit einem Wolf hat er gar keine Ähnlichkeit. Das sind soziale Tiere. Wenn man einmal vom einsamen Wolf absieht, dem Verbannten, der aus dem Rudel vertrieben wurde. Wenn sich ein Wolf zu weit von seinem Rudel entfernt, wird er wunderlich, greift alles an, was in seine Nähe kommt.«
    »Ich frage mich, was er für eine Gabe hat«, überlegte Kaitlyn. Sie sah Rob an.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Ich habe ihn in North Carolina kennengelernt, in Durham.
Da ist auch ein Forschungszentrum für übersinnliche Phänomene.«
    »Es gibt noch eins?«, fragte Lewis überrascht.
    »Ja. Meine Eltern haben mich hingebracht, weil sie wissen wollten, warum ich so seltsame Sachen mache. Ich vermute, bei ihm war es genauso. Er weigerte sich aber mitzuarbeiten. Er machte, was er wollte, zum Teufel mit den anderen. Am Ende … passierte etwas mit einem Mädchen.«
    Kait sah ihn an. Sie wollte fragen:

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