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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Zetes.
    Ausdruckslos sagte er nur das eine Wort: »Ja.«
    »Gut.« Mr. Zetes sah die anderen an. »Während eures Aufenthaltes hier erwarte ich von euch, dass ihr versucht, miteinander auszukommen. Angesichts eures jugendlichen Alters bezweifle ich, dass auch nur einem von euch die Bedeutung der Gabe, die euch gegeben wurde, bewusst ist. Eure Aufgabe hier wird sein, dass ihr lernt, sie weise einzusetzen und optimal zu nutzen.«
    Aufmunternde Worte, dachte Kait, während sie Mr. Zetes musterte. Er hatte eine eindrucksvolle weiße Mähne, ein angenehmes Gesicht und eine breite, gütige Stirn. Ich weiß, an wen er mich erinnert, dachte Kait: Er sieht aus wie der Großvater des Kleinen Lord Fauntleroy.
    Doch der Earl war mit dem Zuspruch bereits durch. »Ihr müsst euch von Anfang an darüber im Klaren sein, dass ihr euch vom Rest der Menschheit unterscheidet. Ihr seid … auserwählt. Ihr werdet nie sein wie andere Menschen, deshalb solltet ihr es gar nicht erst versuchen. Ihr folgt anderen Gesetzen.«
    Kaitlyns Augenbrauen zogen sich unwillkürlich zusammen. Joyce hatte ähnlich argumentiert, doch Mr.
Zetes’ Worten haftete ein anderer Ton an. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr gefiel.
    »Ihr habt etwas in euch, das sich nicht unterdrücken lässt. Eine verborgene Kraft, die wie eine Flamme lodert«, fuhr er fort. »Ihr seid dem Rest der Menschheit überlegen – vergesst das nie.«
    Will er uns schmeicheln?, fragte sich Kait. Wenn das so ist, dann wird es ihm nicht gelingen. Es klang alles irgendwie so … hohl.
    »Ihr seid Pioniere auf einem Forschungsgebiet, das unendliche Möglichkeiten in sich birgt. Die Arbeit, die ihr hier leistet, wird die Sichtweise der paranormalen Kräfte womöglich revolutionieren – sie könnte das gesamte Selbstbild der menschlichen Spezies verändern. Von euch jungen Leuten wird möglicherweise die gesamte Menschheit profitieren.«
    Plötzlich hatte Kait das Bedürfnis zu zeichnen.
    Nicht so, wie sie Lewis und Anna hatte zeichnen wollen. Diesmal spürte sie das Kribbeln in ihrer Hand, den inneren Schauder, dem stets eine Vorahnung folgte.
    Doch sie konnte jetzt nicht einfach gehen, während Mr. Zetes noch sprach. Zerstreut blickte sie sich im Raum um – und begegnete Gabriels Blick.
    Er hatte etwas Verschlagenes, etwas Spöttisches an sich, so, als erheiterte ihn Mr. Zetes’ Rede, als befriedige sie seine zynische Ader.

    Offenbar empfand auch er Mr. Zetes’ Worte als Worthülsen. Und er ahnte wohl, dass es ihr genauso ging.
    Kaitlyn spürte, dass sie rot anlief. Rasch sah sie wieder Mr. Zetes an und bemühte sich, interessiert und respektvoll zu wirken. Immerhin zahlte er ihr Stipendium. Er mochte ein wenig exzentrisch sein, aber er hatte sicher ein gutes Herz.
    Als die Ansprache zu Ende war, hatte sich auch ihr Wunsch zu zeichnen verflüchtigt.
    Nach Mr. Zetes sagte Joyce noch ein paar Worte und bat die fünf, im kommenden Jahr ihr Bestes zu geben. »Ich werde mit euch im Institut wohnen«, fügte sie hinzu. »Mein Zimmer ist dahinten.« Sie deutete auf eine zweiflüglige Glastür hinter dem Wohnzimmer, die aussah, als führe sie in einen Hof. »Ihr könnt jederzeit zu mir kommen, Tag und Nacht. So, und jetzt will ich euch noch jemanden vorstellen.«
    Kaitlyn drehte sich um und sah eine junge Frau durchs Esszimmer auf sie zukommen. Sie war etwas älter als Kaitlyn und die anderen, hatte dichtes mahagonifarbenes Haar und volle Lippen, die sie zu einem Schmollmund verzog.
    »Das ist Marisol Diaz, Studentin von der Stanford Universität«, sagte Joyce. »Sie wird nicht hier wohnen, aber jeden Tag kommen und bei den Versuchsaufbauten
helfen. Sie wird mir auch beim Kochen zur Hand gehen. Ihr findet einen Speiseplan an der Esszimmerwand, und morgen gehen wir gemeinsam die Hausregeln durch. Irgendwelche Fragen?«
    Allgemeines Kopfschütteln.
    »Gut. Dann würde ich vorschlagen, ihr geht jetzt nach oben und verteilt die Zimmer. Es war ein langer Tag, und einige von euch sind wegen der Zeitverschiebung bestimmt müde. Marisol und ich machen unterdessen ein schnelles Abendessen.«
    Kaitlyn war tatsächlich hundemüde. Die Uhr zeigte zwar 17 Uhr 45, doch in Ohio war es bereits drei Stunden später.
    Mr. Zetes verabschiedete sich von jedem einzeln mit einem Händedruck. Dann gingen Kaitlyn und die anderen nach oben.
    »Was haltet ihr von ihm?«, flüsterte sie, oben angekommen, Lewis und Anna zu.
    »Eindrucksvoll, aber ein bisschen beängstigend. Ich habe nur darauf gewartet, dass er uns

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