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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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nicht.

    Er musste abwarten, wie lästig Kessler wurde. Das Haus war annehmbar, und wenn er es hier ein Jahr aushielt, war er reich. Mit so viel Geld konnte er sich die Freiheit erkaufen, damit bekam er alles, was er wollte. Er würde erst einmal abwarten.
    Und was die Erforschung seiner Kräfte anging – auch das würde er auf sich zukommen lassen. Es war ja nicht sein Problem, wenn etwas passierte. Das war dann ihre Schuld.
    Er legte sich wieder aufs Bett. Es war zwar noch nicht spät, aber er war hundemüde. Nach wenigen Minuten schlief er tief und fest.
     
    Die anderen vier hatten noch nicht viele Möbel umgestellt, als Joyce sie von unten zum Abendessen rief. Kait freute sich schon darauf, mit fünf anderen an einem Tisch zu essen – fünf, denn Gabriel hatte nicht auf ihr Klopfen reagiert. Es war, als sei sie Teil einer großen Familie. Alle schienen sich wohlzufühlen, mit Ausnahme von Marisol vielleicht, die kaum ein Wort sprach.
    Nach dem Abendessen räumten sie oben weiter um. Sie hatten die Auswahl aus einer Vielzahl von Möbelstücken. Jeder Stil und jede Epoche schien vertreten zu sein. In Kaits und Annas Zimmer standen schließlich zwei unterschiedliche Betten, ein Regal aus billigem Leimholz, ein viktorianischer Sekretär und das
Nachttischchen, an dem sich Kait angestoßen hatte. Kaitlyn mochte jedes einzelne Stück.
    Rob hatte vorgeschlagen, dass die Mädchen das Badezimmer zwischen den beiden kleinen Zimmern benutzen sollten. »Mädchen brauchen das Bad in ihrer Nähe«, erklärte er Lewis, der mittlerweile alles achselzuckend hinnahm. Die Jungs würden das Bad des Gemeinschaftszimmers nutzen.
    Als Kaitlyn zu Bett ging, war sie glücklich. Hinter ihrem Bett schien das Mondlicht durchs Fenster – das Ostfenster, wie sie zufrieden feststellte. Der Mond beleuchtete Annas wunderschönen Korb aus Zedern-und Kirschbaumrinde, der im Bücherregal stand, und die Rabenmaske, die sie an die Wand gehängt hatte. Anna atmete im anderen Bett bereits tief und regelmäßig.
    Kaitlyns altes Leben in Ohio schien Welten entfernt, und sie war froh darüber.
    Morgen ist Sonntag, dachte sie. Joyce hat versprochen, uns das Labor zu zeigen. Danach kann ich vielleicht ein wenig malen. Und später können wir uns die Stadt anschauen. Und am Montag gehen wir zur Schule, und ich finde ein paar neue Freunde.
    Was für herrliche Aussichten. Sie wusste, dass Anna und Lewis in der Schule gemeinsam zu Mittag essen wollten, und hoffte, dass auch Rob sich ihnen anschließen würde. Was Gabriel anging – je weiter
er weg war, desto besser. Er tat ihr ganz und gar nicht leid …
    Ihre Gedanken schweiften ab. Das ungute Gefühl, das sie bei Mr. Zetes’ Ansprache erfasst hatte, war völlig verschwunden. Glücklich schlief sie ein.
    Und dann, plötzlich, war sie hellwach. Eine Gestalt beugte sich über ihr Bett.
    Kaitlyn konnte kaum atmen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Das Mondlicht war hinter einer Wolke verschwunden, und Kaitlyn sah nur eine schwarze Silhouette.
    Einen kurzen Moment lang dachte sie – ohne zu wissen, warum – Rob? Gabriel?
    Dann fiel wieder schwaches Licht durchs Fenster. Sie erkannte das mahagonifarbene Haar und die vollen Lippen von Marisol.
    »Was ist denn los?«, flüsterte sie und setzte sich auf. »Was tust du hier?«
    Marisols Augen blickten sie an wie schwarze Löcher. »Nimm dich in Acht … oder hau ab von hier«, zischte sie.
    »Was?«
    »Nimm dich in Acht, oder hau ab. Ihr haltet euch ja für so schlau – so übersinnlich! Ihr glaubt wohl, ihr seid allen anderen überlegen.«
    Kaitlyn brachte keinen Ton heraus.
    »Aber ihr habt ja keine Ahnung. Das hier ist völlig
anders, als ihr denkt. Ich habe Sachen gesehen …« Sie schüttelte den Kopf und lachte rau. »Vergiss es. Nehmt euch besser in Acht …« Plötzlich brach sie ab und blickte sich um. Kaitlyn sah nur die Türöffnung als schwarzes Rechteck, doch sie meinte, im Gang schwach ein Klappern gehört zu haben.
    »Marisol, was …«
    »Halt den Mund. Ich muss gehen.«
    »Aber …«
    Doch Marisol war schon auf dem Weg nach draußen. Einen Augenblick später schloss sich leise die Zimmertür.

KAPITEL FÜNF
    Am nächsten Morgen hatte Kait den merkwürdigen Besuch vergessen.
    Sie erwachte von einem fernen Rasseln und hatte sofort das Gefühl verschlafen zu haben. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr jedoch, dass es erst halb acht war. In Ohio war es natürlich schon halb elf.
    Noch immer war das rasselnde Geräusch zu hören. Anna setzte sich

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