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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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die Zunge gebissen. Einem Mörder gegenüber benahm man sich besser höflich, zumal, wenn man sich allein mit ihm im Dunkeln befand. »Ich weiß nicht, wer das war«, fügte sie hinzu. »Aber er war auch am Flughafen, als ich gestern ankam. Er muss Joyce und mir hierher gefolgt sein.«
    Gabriel sah sie zweifelnd an und zuckte dann die Schultern. »Ich glaube nicht, dass er wiederkommt.« Er machte sich auf den Weg zum Haus, ohne sich darum zu kümmern, ob Kait ihm folgte.
    Kaitlyn sammelte ihr Skizzenbuch ein und marschierte ebenfalls den Hügel hinauf.
     
    »Was ist passiert?«, fragte Rob und sprang auf die Füße. Er, Lewis und Anna waren noch im Arbeitszimmer,
und auch Joyce hatte sich zu ihnen gesellt. Kaitlyn hatte sie vergebens im Erdgeschoss gesucht und war dann nach oben gegangen.
    Rob starrte von Kaitlyn, die sich noch Laub- und Grasreste aus dem Haar schüttelte, zu Gabriel, der hinter ihr stand. »Was ist passiert?«, wiederholte er, diesmal beherrschter, aber auch bedrohlicher.
    »Wonach sieht es wohl aus?«, höhnte Gabriel in seiner fiesen Art.
    Rob wollte schon auf ihn losgehen.
    »Nein«, sagte Kaitlyn. »Rob, nicht. Er hat mir nichts getan. Er hat mich gerettet.«
    Kaitlyn wurde vor Aufregung fast schwindelig – Rob war außer sich, wegen ihr, wollte sie beschützen. Trotzdem konnte sie es nicht zulassen, dass er mit Gabriel aneinandergeriet.
    »Der hat dich gerettet?«, sagte Rob mit offener Verachtung. Er stand rechts von der Tür, während Gabriel sich ihm gegenüber lässig gegen die Wand lehnte. Er sah einfach umwerfend aus. Rob starrte Gabriel an, als wolle er ihn mit seinen Blicken töten.
    »Das war der Kerl vom Flughafen«, erklärte Kaitlyn Joyce, die sich soeben vom Sofa erhob, in flehendem Ton. »Er war dahinten zwischen den Bäumen.« Sie erklärte, was geschehen war. Joyce sah zunehmend beunruhigt aus.
    »Na los, rufen wir die Polizei!«, rief Lewis aus, als
Kait fertig war. Er klang nicht sosehr beunruhigt als vielmehr fasziniert.
    »Er hat recht«, sagte Anna gelassen.
    »Ach klar, ruft nur die Polizei«, sagte Gabriel höhnisch. »Ich bin auf Bewährung raus. Die reiben sich die Hände, wenn sie das mit dem Schnappmesser erfahren. «
    Joyce schloss die Augen und ließ zur Entspannung die Schultern kreisen.
    Kaitlyns Mut sank. Gabriel würde Ärger bekommen, womöglich schickte man ihn zurück ins Gefängnis. Seine Arbeit hier wäre beendet, und er würde vielleicht nie lernen, seine Kräfte zu beherrschen. Und das alles nur, weil er ihr geholfen hatte.
    Rob dagegen wirkte geradezu fröhlich. »Aber wir müssen es melden.«
    »Gut. Gebt mir zehn Minuten Vorsprung«, zischte Gabriel mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Hört doch auf, ihr beiden«, sagte Kaitlyn. Dann seufzte sie. Es war wirklich nicht einfach, verliebt zu sein. Sie wollte Rob nicht enttäuschen, aber es ging eben nicht anders.
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie zögernd. »Wir könnten doch die Polizei rufen, aber nichts von Gabriel erzählen. Ich sage einfach, dass ich dem Kerl entkommen bin. Dann bekäme niemand Ärger, aber die Polizei könnte trotzdem ihre Arbeit machen.«

    Robs Lächeln erstarb. Gabriel starrte ihn noch immer zornig an. Doch Joyce öffnete die Augen und strahlte.
    »Gute Idee, Kait«, sagte sie. »Dann rufe ich mal an.«
     
    Gabriel wartete das Telefonat nicht ab.
    Er ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Müde, aber zu unruhig, um sich auch nur hinzusetzen, begann er im Raum auf und ab zu schreiten.
    Bilder strömten ihm durch den Kopf. Kaitlyn, wie sie dalag, im Mondlicht, über ihr ein Wahnsinniger. Was wäre geschehen, wenn er nicht dazugekommen wäre?
    In einer Sache hatte der Verrückte recht gehabt: Sie war wirklich leichtsinnig. Man hätte ihr nicht erlauben dürfen, nachts allein aus dem Haus zu gehen. Sie verfügte nicht über die Instinkte, eine Gefahr zu spüren, und war nicht wehrhaft genug, um sich zu verteidigen.
    Na und?, fragte er sich. Was geht dich das an?
    Gabriel warf sein Furcht erregendes Lächeln in den leeren Raum. Nichts.
    Er würde sich von ihr fernhalten. Sie war eine Nervensäge, und sie klebte an Kessler. Gabriel sah das auf den ersten Blick, auch wenn Kessler dafür zu dämlich war.

    Abstand halten. Genau. Und wetten, dass sie ihm nach allem, was sie heute Abend erfahren hatte, auch freiwillig vom Leib bleiben würde?
     
    Zwei Stunden später lag Kait im Bett und versuchte, sich so weit zu beruhigen, dass sie einschlafen konnte.
    Es hatte eine

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