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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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den Zettel auf. Es hatte sie eine Menge
Überwindung gekostet herzukommen. Wahrscheinlich hätte sie es auch nicht getan, wenn sie es über sich gebracht hätte, schon wieder mit Rob allein zu sein. Und Anna hatte seit dem Abendessen ununterbrochen mit Verwandten telefoniert.
    Kaitlyn blieb beharrlich bei ihrer aufgesetzten Gelassenheit.
    »Wenn an dem, was Marisol sagt, etwas dran ist, dann ist es eben doch unser aller Problem«, beschwor sie Gabriel. »Und außerdem hast du doch gesagt, dass hier etwas nicht stimmt.«
    Gabriel zuckte die Schultern. »Na und?«
    Kaitlyn hätte am liebsten geschrien. »Du glaubst also, dass etwas nicht stimmt – und willst nicht wissen, was? Du willst nichts daran ändern?«
    Ein schwaches Lächeln huschte über Gabriels Lippen. »Natürlich werde ich etwas daran ändern. Ich werde tun, was ich am besten kann.«
    Kaitlyn sah es kommen, gab ihm aber trotzdem die gewünschte Vorlage. »Und was soll das sein?«, stieß sie hervor.
    »Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten«, sagte Gabriel selbstgefällig. In seinem Gesicht stand die Schadenfreude darüber, dass er das letzte Wort hatte.
    Mit offener Verachtung verließ Kaitlyn das Zimmer.
    Vor der Tür lehnte sie sich wieder gegen die Wand.
Lewis war im Arbeitszimmer und hörte in ohrenbetäubender Lautstarke die neueste CD von Primal Scream. Anna war noch im Zimmer und telefonierte. Und Rob …
    »Sind die Kopfschmerzen wieder da?«
    Kaitlyn wirbelte herum. Mit der Wand im Rücken fühlte sie sich plötzlich in die Enge getrieben. Warum hörte sie Rob nie kommen?
    »Nein, nein«, sagte sie. »Mir geht es gut. Zumindest … Nein, mir geht es gut.« Sie konnte sich in diesem Moment einfach nicht mit Rob auseinandersetzen. Sie hatte Angst um ihn, Angst davor, was sie tun würde, wenn sie die Gelegenheit bekam. Ihr schien es genauso wahrscheinlich, dass sie ihn küssen wie dass sie ihm den Hals umdrehen würde.
    »Was ist das denn?«, fragte er und nahm ihr gleichzeitig den Zettel aus der Hand. Sie wollte ihm das Papier wieder wegschnappen, aber er war zu schnell.
    »Das ist nichts, ich meine …«
    Rob glättete das Papier, warf einen Blick darauf und sah sie dann scharf an. »Hast du das gezeichnet?«
    »Ja, aber die Worte stammen nicht von mir. Ich – ach, ich bin total durcheinander.« Kaitlyn war am Ende ihrer Kräfte. Sie wollte sich nicht mehr mit anderen zanken. Sie war müde und wollte nur noch ihre Ruhe haben.
    »Komm schon«, sagte Rob sanft. Auch die Berührung
an ihrem Ellbogen war sanft, aber bestimmt. Er führte sie ohne Zögern in den einzigen Raum, der frei war: das Zimmer, das er und Lewis sich teilten.
    »Erzähl mir alles darüber.« Er setzte sich neben sie auf das Bett, so natürlich und vertraulich, als wäre er ihr Bruder. Und völlig ohne Hintergedanken. Es war zum Verzweifeln – und gleichzeitig wunderbar.
    Er sah sie mit ernsten goldenen Augen an, außergewöhnlichen Augen. Weisen Augen.
    Ich kann ihm vertrauen, dachte Kait. Egal, was sonst zwischen uns geschieht, ich kann ihm vertrauen.
    »Es war Marisol«, sagte sie und erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie sie in jener ersten Nacht aufgewacht war und Marisol sie gewarnt hatte. Nimm dich in Acht, oder hau ab. Das hier ist völlig anders, als ihr denkt. Sie erzählte Rob, dass Marisol die Sache am nächsten Morgen als Scherz abgetan hatte, und sie berichtete ihm von dem Experiment am Nachmittag, bei dem die Bilderflut über sie hereingestürzt war, nachdem ihr Joyce die kalte Elektrode auf die Stirn gesetzt hatte. Und sie endete damit, wie Marisol die Zeichnung unter der Tür hindurchgeschoben hatte.
    »Ich wollte sie dazu bringen, dass sie mir alles erklärt, aber sie hat nur etwas von einer Pilotstudie gefaselt und dass ich, wenn ich wüsste, warum ich wirklich hier sei, schon im nächsten Flugzeug nach Hause
säße. Und dass Joyce auch nicht weiß, was hier eigentlich los ist.«
    Sie hielt inne. Sie hatte schon halb erwartet, dass Rob sie auslachen würde, aber das tat er nicht. Er runzelte die Stirn. »Wenn Joyce nicht weiß, was hier vor sich geht, wer dann?«, fragte er besorgt.
    »Ich vermute, Mr. Zetes. Aber Rob, das ist alles so verrückt.«
    Robs Gesicht verhärtete sich. »Vielleicht«, murmelte er, »aber ich habe mich auch schon gewundert …«
    »Meinst du, am ersten Tag, die Rede über die Menschen mit paranormaler Veranlagung, und dass sie anderen Menschen überlegen sind und anderen Gesetzen folgen?«
    Rob nickte. Kaitlyn konnte

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