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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sein?, dachte Kaitlyn.
    »Macht euch mal keine Sorgen«, sagte Joyce. »Ich rede morgen gleich mit Marisol über ihre Medikamente und sorge dafür, dass das in Ordnung kommt. Übrigens, Kait, wann hast du das gezeichnet?«
    »Oh – gestern, bei dem Experiment mit der Fernwahrnehmung. Ich habe es fallen lassen, als der Typ mit dem Irokesenschnitt zu schreien begann.«
    »Wie geht es ihm eigentlich?«, hakte Rob ein.
    »Dem geht es gut«, sagte Joyce, doch Kaitlyn kam ihr Ton ein wenig abweisend vor. »Er hat im Krankenhaus eine Beruhigungsspritze bekommen und wurde schon wieder entlassen.«
    »Ich glaube nämlich wirklich«, fuhr Rob fort, »Sie sollten besser vorsichtig sein mit Ga – «
    »Ja, gut. Ich werde den Versuchsablauf bei Gabriel verändern.« Joyce machte deutlich, dass das Thema erledigt war, und sah auf die Uhr.
    »Das ist mir so peinlich«, sagte Kaitlyn, als sie und Rob die Treppe hinaufgingen.
    »Warum denn? Nach Marisols Verhalten hattest du allen Grund nachzufragen.«

    Natürlich hatte er recht, doch Kait wurde das Gefühl nicht los, dass sie es hätte wissen müssen. Sie hätte mehr Vertrauen in Mr. Zetes haben sollen. Immerhin finanzierte er das neue Leben, das sie fünf hier führten.
    Als Kait sich im Flur von Rob verabschiedete, fühlte sie sich einsam. Es brachte sie zum Wahnsinn, dass sie ihm freundlich gute Nacht wünschen musste, als wäre er ihr großer Bruder. Dass sie so tun musste, als hätte er nie anderes im Sinn gehabt – was aus seiner Sicht wahrscheinlich sogar stimmte. Den magischen Augenblick am Nachmittag hatte er offenbar vollständig aus seinem Bewusstsein gestrichen.
    Anna setzte sich auf, als Kaitlyn ins Zimmer kam. »Wo bist du gewesen?«
    »Unten.« Kaitlyn hätte Anna gern alles erzählt, war aber plötzlich furchtbar müde. Sie zog ihren Schlafanzug aus der Schublade. »Ich glaube, ich gehe früh schlafen. Macht es dir etwas aus?«
    »Natürlich nicht. Wahrscheinlich bist du noch nicht ganz wiederhergestellt«, sagte Anna fürsorglich.
    Kurz bevor sie einschlief, murmelte Kaitlyn: »Anna? Weißt du, was eine Pilotstudie ist?«
    »Ich glaube, das ist eine Art Probelauf. Den machst du vor der richtigen Studie. So wie eine Pilotfolge für eine Fernsehserie.«
    »Aha. Danke.« Kaitlyn war zu müde, um noch etwas
zu sagen. Aber sie dachte noch, dass Marisol in einem Punkt vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatte behauptet, sie sei schon bei der Pilotstudie dabei gewesen, und Joyce hatte bestätigt, dass Marisol vor ihr eingestellt worden war.
    Der Rest war natürlich Unsinn. Ebenso wie die Vorstellung, dass mit dem Ding, das Joyce ihr auf die Stirn gesetzt hatte, etwas nicht stimmte. Gott, war sie froh, dass Rob das nicht erwähnt hatte. Joyce hätte wahrscheinlich angenommen, dass Kaitlyn auch Medikamente brauchte.
    Und Rob … Aber sie wollte jetzt nicht über Rob nachdenken. Das verschob sie erst einmal auf morgen.
    Die ganze Nacht lang träumte sie unruhig. Einmal war sie auf einer windgepeitschten Insel, die von einem kalten grauen Meer umgeben war. Ein andermal war sie mit Marisol und mehreren Fremden zusammen. Alle hatten ein Auge auf der Stirn. Marisol grinste höhnisch und sagte: »Du hältst dich wohl für sehr schlau? Dir wächst auch eins. Die Saat geht schon auf.« Dann erschien Gabriel und sagte: »Wir müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern. Erkennst du nicht, was sonst passieren wird?«
    Kaitlyn erkannte es. Rob war in einen tiefen Abgrund gestürzt und rief nach Hilfe. Kaitlyn streckte die Hand aus, doch Gabriel zog sie zurück, und
immer wieder war das Echo von Robs Hilferuf zu hören.
    Plötzlich war sie wach. Das Zimmer war mit dem fahlen Licht der Morgendämmerung erfüllt, und die Rufe waren echt.

KAPITEL ZEHN
    Es war ein unverkennbar hysterisches Schreien, das jedoch im ersten Stock nur gedämpft zu hören war. Die Uhr zeigte 6 Uhr 15.
    Gabriel, dachte Kait panisch und sprang aus dem Bett. Was hat er jetzt wieder angestellt?
    Auch Anna war schon wach. Das lange schwarze Haar hing ihr lose über den Rücken. »Was ist los?«, fragte sie alarmiert.
    »Ich weiß nicht!«
    Anna und Kait rannten in den Flur, ohne sich einen Morgenmantel überzuziehen. Rob kam auch gerade aus seinem Zimmer. Er trug eine ziemlich abgerissene Schlafanzughose. Kait war erleichtert, dass es ihm gut ging.
    »Es kommt von unten«, sagte er.
    Er lief die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal nehmend, dicht gefolgt von Kait und Anna. Jetzt hörten

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