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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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darin zu versorgen.
Mit einem übertriebenen Stöhnen lässt NMS sich auf mein Bett plumpsen und fährt sich mit theatralischer Geste über ihre Stirn, wobei sie einen langgezogenen Klagelaut von sich gibt.
Hallo? Geht’s noch?
„Oh Mann – weißt du eigentlich, wie anstrengend es ist, hier hoch zu laufen?“
Ich starre sie an. Erwartet sie auf diese Frage tatsächlich eine Antwort?
Ihre Kuhaugen sind erwartungsvoll auf mich gerichtet – also ja.
„Zufällig überwinde ich diese 126 Stufen mehrmals täglich“, antworte ich, „und zwar in beide Richtungen.“
„Wie jetzt – in beide Richtungen?“ Sie runzelt ihre Stirn, doch dann huscht ein verstehendes Grinsen über ihr Gesicht. „Ach so – hoch und runter meinst du.“
Ich nicke beifällig, gewillt, jedes noch so kleine Anzeichen aufkeimender Intelligenz gebührend zu bewundern.
Doch ihre nächsten Worte machen meine aufflackernde Hoffnung auf ein wenig mehr Gehirn schlagartig zunichte.
„Aber runter ist weniger.“
Das halte ich nicht aus!
Der Teil meines Unterbewusstseins, der für meine geistige Unversehrtheit zuständig ist, leistet so schon ganze Arbeit.
    Ob Überstunden da auch noch drin sind?
    Rheena und ich haben uns – damals, als wir noch Freundinnen waren - schon gefragt, wie es möglich ist, dass eine solche Dumpfbacke wie NMS hier auf diesem Internat überhaupt aufgenommen werden konnte.
Greg, der Gute, informierte uns darüber, dass Silvia das Produkt eines Seitensprungs ihres Vaters (vermutlich mit einem Primaten) ist, und er seiner Bettgespielin und Mutter seiner Tochter immens viel Kohle zahlt.
Schweigegeld?
Wie auch immer. Silvias Mutter hat wohl eine ziemlich große Summe für Castillian locker gemacht und – schwuppdiwupp – hatte ihre Tochter einen Platz im Internat.
    „ Du, Kim?“
NMS unterbricht mit ihrer Quietschestimme meinen gedanklichen Ausflug.
„Hm?“
„Was da mit Miri passiert ist … also … ich …“
Jetzt schenke ich ihr meine ganze Aufmerksamkeit. Will sie sich etwa entschuldigen?
„Ich … also … das war nicht meine Idee!“
Was du nicht sagst!
„Dachte ich mir schon“, nuschele ich und warte auf die jetzt fällige Entschuldigung – die allerdings nicht kommt. Stattdessen strahlt sie mich verschwörerisch an.
„Wenn du dich an ihr rächen willst …“
Oh nein! Das kann nicht ihr Ernst sein!
Sie denkt doch wohl nicht ernsthaft darüber nach … STOPP!
Ich korrigiere mich.
Denken – und erst Recht ernsthaftes Nachdenken - setzt eine gewisse Anzahl funktionstüchtiger Hirnzellen voraus.
Also formuliere ich neu: sie zieht doch wohl nicht in Betracht, dass ich so tief sinke, nur um Miriam eins auszuwischen.
Sogar eine Kellerwohnung liegt noch weit über dem Niveau dieser bösartigen Schlampe.
„Vergiss es!“, rate ich ihr daher und schüttele meinen Kopf, „das werde ich ganz gewiss nicht tun.“
„Aber was ist, wenn sie schon wieder neue Boshaftigkeiten über dich verbreitet?“
Will ich das wissen?
Eigentlich ja, denn neugierig bin ich ja schon. Bevor ich auf ihre Frage reagieren kann, flennt sie mir allerdings schon was vor.
„Weißt du“, schluchzt sie, „bevor Mosley hier aufgetaucht ist, war ich gut genug für Miri. Da fand sie toll, was ich schon alles erlebt hab und so.“
NMS holt Luft.
Bitte nicht!
Zu spät – auch ohne nur geringfügig an NMS‘ Vergangenheit interessiert zu sein, plappert sie drauf los.
„An meiner alten Schule bin ich schon dreimal Ballkönigin gewesen, musst du wissen!“
„Nö!“
„Nö … was?“
„Nö – muss ich nicht wissen!“
Es dauert gefühlte drei Stunden, bis bei meinem wasserstoffblonden Gegenüber der Groschen endlich fällt.
Himmel, wie enervierend ist das denn, bitteschön?
Beleidigt zieht sie einen Schmollmund und ich kann gerade noch verhindern, dass ich die Augen verdrehe.
Während der ganzen Zeit, in der ich meine Ohren auf stumm schalte – nur aus Sorge um meine geistige Gesundheit natürlich - habe ich es irgendwie geschafft, eine halbwegs vorzeigbare Aufstellung über das Thema „Buddhismus“ auf meinem Laptop zusammen zu stellen.
    NMS hat bisher noch nicht eine brauchbare Idee beigesteuert.
Was die Aussicht auf eine gute Benotung um 100% erhöht.
„Silvia“, sage ich und bin kurz davor, euphorisch die Arme hochzureißen, da es mir auf Anhieb gelingt, sie mit ihrem richtigen Namen anzusprechen, „wenn du magst, erledige ich das hier gerne alleine. Mr. Summerfield muss es ja nicht

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