Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
Vom Netzwerk:
(die ich, wenn ich nicht völlig durchdrehen will, so gut es geht verdränge) angesprochen haben, und er sich seit da Sorgen um mich macht.
     
    Ich presse mich noch enger in Kays Umarmung und genieße seine, wenn auch unbewusst gesteuerten, Streicheleinheiten.
    Drei Tage sind wir nun schon wieder auf Castillian … und noch vier Tage hat Kay …
    Bei der Vorstellung daran, versteife ich mich unwillkürlich.
    Kay nimmt mein plötzliches Erwachen zum Anlass, aufzustehen und ins Bad zu gehen.
    Sein „Guten Morgen“ enthält wie immer die unausgesprochene Frage, ob ich wohl heute dazu bereit bin, mich ihm anzuvertrauen.
    Die Entgegnung meines Morgengrußes fällt, ebenfalls wie immer, kläglich aus.
    Einerseits schaffe ich es nicht, mehr als ein Krächzen hervorzubringen, ohne Gefahr zu laufen, in Tränen auszubrechen.
    Andererseits gelingt es mir irgendwie, ein klares „Nein“ mitschwingen zu lassen.
     
    Nachdem Kay aus dem Bad kommt, erledige ich meine Körperpflege mit der automatischen Routine eines Roboters, wohl wissend, dass die Zeit, in der ich Kay so nahe bin, sich dem Ende zuneigt.
    Nachdem wir nämlich gefrühstückt  und den Unterricht hinter uns gebracht haben, zieht Kay sich zurück.
    Angeblich, um sich auf Mr. Summerfields Projektwoche vorzubereiten.
    Eine Sache, die mir erhebliche Kopfschmerzen bereiten würde, hätte ich diese nicht bereits.
    Der gute Mann hatte nämlich die glorreiche Idee, völlig wahllos Paare zusammen zu mixen, die an den unterschiedlichsten Themenbereichen arbeiten und anschließend ein Referat halten sollen.
    Wobei … ganz ohne Hintergrund hat Mr. Summerfield seine Wahl wohl doch nicht getroffen. Warum sonst wurde jedem Schüler, der über eine gewisse Intelligenz verfügt, jemand zur Seite gestellt, der - um es mal höflich auszudrücken – vom lieben Gott mit nicht ganz so viel Hirnschmalz ausgestattet wurde.
    Die Zuweisung unserer Partner hätte schließlich hanebüchener nicht sein können.
    Schon der Gedanke daran, dass Miriam, diese hinterlistige Schlange, Kays Lernpartnerin ist, und ich mich aufgrund der Ereignisse nicht gedanklich mit Kay in Verbindung setzen kann, lässt mich vor Eifersucht förmlich glühen.
    Den triumphierenden Blick, den Miriam mir zuwarf, als Mr. Summerfield die Namen der Paare verkündete, werde ich wohl mein Lebtag nicht vergessen. Er hat sich unauslöschlich in meine Gehirnwindungen eingebrannt.
    Mein Gesicht  hingegen, als meine Partnerin mir zugewiesen wurde, sprach vermutlich Bände ...
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    19)
     
     
    I ch fasse es einfach nicht, dass Mr. Summerfield es tatsächlich gewagt hat, Nelly-Melly-Silvia und mich gemeinsam für dieses Projekt einzuteilen.
    An die Konstellation Miriam/Kay darf ich gar nicht erst denken.
Natürlich verstehe ich seine Denkweise … in gewisser Hinsicht … okay, ich gebe mir die größte Mühe, sie zu verstehen.
Aber gibt es denn nicht jemanden, der genau so dämlich ist, wie Nelly-Melly-Silvia, und gegen den ich dennoch keine solche Aversion hege?
Außer Moskito fällt mir spontan niemand ein. Bei ihr weiß ich allerdings noch nicht so recht, woran ich bin. Zudem genießt sie noch die Unterstützung von meiner Staatsfeindin Nr. 1 – Miriam!
Dann also doch lieber Nelly-Melly-Silvia.
Ich beschließe kurzerhand, sie NMS zu taufen.
    Wobei mich diese Bezeichnung dummerweise an etwas erinnert, dass mich – zu meiner eigenen Schande – in schönster Regelmäßigkeit alle achtundzwanzig Tage ereilt.
    Sollte ich gedanklich in dieser Endlosschleife hängen bleiben, hätte dies eventuell den Effekt, dass ich mich, rein intelligenztechnisch betrachtet, auf dasselbe geistige Niveau von NMS zubewege.
    Eine durchaus nicht zu verachtende Möglichkeit, die nächste Stunde ohne größere geistige Schäden hinter mich zu bringen.
    Allerdings ist das Risiko zu groß, dass wir dann noch in zwei Wochen hier hocken werden.
    Und ich hab, verdammt noch mal, viel wichtigere Dinge in meinem Kopf.
Zum Beispiel, wie ich es verhindere, dass dem Liebsten, das ich habe, etwas zustößt!
Während ich knapp davor bin, ein „Ungenügend“ zu riskieren und einfach abzuhauen, schiebt sich der Gegenstand meiner Grübelei in mein Zimmer.
Ohne anzuklopfen!
Kurz überlege ich, etwas zu sagen, lasse es jedoch.
Die Luft kann ich mir sparen und wenn ich das hier irgendwie unbeschadet überstehen will, brauche ich selbige vermutlich noch. Und sei es auch nur, um mein Gehirn mit dem 21 %igen Sauerstoffanteil

Weitere Kostenlose Bücher