Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
erzählen?
Werden sie uns dann nicht mit vor Ekel verzogenem Gesicht ansehen und uns für das halten, was wir sind?
Anomalitäten?
Freaks?
Schließlich wurden wir nicht einfach nur in vitro fertilisiert , sprich in der Petrischale gezüchtet, und dann in den Uterus einer liebevollen, sich nach erfolgtem Eingriff in froher Erwartung befindlichen, zukünftigen Mutter eingepflanzt.
Nein! Wir wurden nach gelungener Transaktion in Reagenzgläschen gesteckt und lediglich von Zeit zu Zeit, wenn es unser Zustand erforderte, in größere Behältnisse umgetopft wie Pflanzen, denen es in ihrem Blumentopf zu eng wurde.
Ich, für meinen Teil, sehe uns – um von der anonymen Sterilität eines Laboratoriums ein bisschen Abstand zu nehmen – gerne als eine Schüssel voller bunter M&Ms, die in flüssiger Sahne schwimmen.
Mal sehen, was draus wird?!
Kay hat eindeutig zu viel blaue M&Ms abgekriegt!
Vor meinem geistigen Auge formatieren sich zwei leuchtend blaue Schokolinsen zu einem Paar kobaltblauer Augen … Kay!
Es gelingt mir nicht, ein Wimmern zu unterdrücken.
Ich spüre, wie ich von weichen Armen in eine liebevolle Umarmung gezogen werde, lasse mich fallen und erschnuppere den Duft meiner Freundin.
„ So schlimm kann’s doch nicht sein, oder?“
Rheena klingt mitfühlend und ich weiß, dass sie das auch ist.
Aber wird sie es noch sein, wenn sie alles weiß?
Hilflos schaue ich zu Renee und Vic.
Jungs, tut was!
„ Ähm ...“
Super, Vic!
„ Was hast du Lily denn schon erzählt?“
Mein Bruder zieht Rheena zurück auf seinen Schoß, während Lily und Renee sich vorsichtig, aber durchaus wohlwollend, taxieren.
Ich lasse mich feige auf Vics Bett plumpsen und schicke einen weiteren mentalen Ruf an Kay.
„ Kay! Bitte, es ist so verdammt wichtig, dass du dich meldest! Und wenn du schon nicht mit mir reden willst, was ich durchaus verstehen kann, dann komm' bitte in Vics Zimmer! Ich verspreche, dass ich den Raum verlasse, wenn du das willst!“
„ Nicht viel“, beantwortet Rheena die Frage meines Bruders, „ich wollte Lily gerade meine Vermutung mitteilen, als der Unterricht weiterging. Was uns beiden klar wurde, war die Tatsache, dass es Renee gewesen sein muss, den Lily im Garten getroffen hat ...“
Renee wird knallrot und Lily sieht entzückend verlegen aus.
Mein Herz verkrampft sich angesichts der Überdosis liebevoller Gefühle, die Vics Zimmer gerade in einen rosaroten Traum mit Herzchen-Ballons verwandelt.
Kay! Wo bist du nur? Ich brauche dich!
„ Uns war nur nicht klar, wie du es geschafft hast, ohne die Aufmerksamkeit unserer Oberschlampe Miriam zu erregen, auf Castillian zu Besuch zu kommen.“
Meine Brüder und ich wechseln einen fragenden Blick.
Rheena pustet eine seidige Strähne aus ihrem Gesicht.
„Oh Mann“, seufzt sie, „ihr wisst aber auch gar nix, hm?“
Unser Trio schüttelt den Kopf, was meiner Freundin ein Grinsen abringt.
„ Seit damals … also, ihr wisst schon … seit dieser angebliche Straftäter entlaufen war und wir nicht in die Stadt durften… wie auch immer … die Sicherheitsvorkehrungen wurden erhöht und ohne gewaltigen Bohei, der unter anderem beinhaltet, dass ein öffentlicher Aushang mit Foto des Besuchers erfolgt, kommt niemand hier mehr rein oder raus ...“
Rheena schweigt kurz, prüft, ob wir ihren Ausführungen folgen konnten, schaut Renee direkt an und setzt trocken hinzu: „Na ja, niemand außer dir, wie's aussieht!“
„Teleportation … richtig?“
Ich starre Lily an, die wiederum Renee anstarrt, der sich Hilfe suchend an seinen Bruder wendet.
„Stopp!“, befiehlt Rheena, „bevor wir zu euren Fähigkeiten kommen, sollten wir vielleicht damit beginnen, was ich weiß … oder zu wissen glaube!“
Gute Idee, Rheena … mach mal!
Immerhin bedeutet ihr Vorschlag noch eine gewisse Gnadenfrist für meine Brüder und mich.
„ Gut“, nickt Rheena, „also ihr habt alle etwas mit dem CIA zu tun.“
Wir nicken.
„ Wie ich mir durch Kims heilende Hände bereits zusammenreimen konnte …“
Während ich genau jene nervös knete, eilt meine Freundin zu mir, schließt mich in die Arme und drückt mich fest an sich. „Dafür danke ich dir von Herzen, Süße!“
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und Rheena setzt sich wieder aus Vics Schoß, bevor sie fortfährt.
„Wo waren wir …? Ach ja, genau … also … ich nehme mal an, dass ihr einer Abteilung angehört, die etwas mit besonderen Fähigkeiten zu tun hat, richtig?“
„
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