Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
murmelt mein Dad und sieht Rheena mitleidig an.
„ Und du wusstest die ganze Zeit über die Tätigkeit deines Vaters Bescheid?“ Vic stellt die Frage und Rheena schüttelt ihre rabenschwarze, seidige Mähne.
Gott, wie ich sie darum beneide!
„Nein“, gibt sie leise zu, „wir … also, Lily und ich, dachten immer, Dad wäre irgendein hohes Tier bei der Bank. Genau das wollten sie uns auch verkaufen, als das mit der Entführungs-Drohung reinkam. Aber während, na ja, der Ferien ...“, Rheena verzieht den Mund, „konnte ich immer öfter das Wort Agent hören … natürlich nur, wenn meine Eltern dachten, sie wären unter sich.“
Vic und ich nicken aufgeregt zu Rheenas Worten.
„ Ich fühlte mich, gelinde gesagt, total verarscht“, fährt sie beinahe wütend fort, „Himmel! Ich bin doch kein kleines Kind mehr ...“
Weißt du, mit dieser Art Geheimniskrämerei habe ich daheim schon mehr als genug am Hut …
Rheenas Augen funkeln vor unterdrücktem Zorn.
„ Als dann die Sache mit Lily geschah … und stellt euch nur mal vor, sie wollten es tatsächlich vor „ dem Kind“ geheim halten ...“, Rheena unterstützt die beiden Worte mit optischen Gänsefüßchen, die sie mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände in die Luft malt, „verdammt!“, flucht sie, „Lily ist nicht mal ein ganzes Jahr jünger, als ich. Wir sind beide keine kleinen Kinder mehr!“
Definitiv nicht!
Dieser Ansicht ist auch mein Bruder, in dessen Augen alles andere, als die Zuneigung zu einem Kind funkelt.
„ Beruhige dich, Honey!“ Vic zieht Rheena, die aufgelöst vor uns auf und ab läuft, zurück auf seinen Schoß und drückt ihr einen leichten Kuss auf die Wange.
„ Wo war ich stehen geblieben? Ach ja … also, ich bin zu Lily und hab ihr zunächst von meinem Verdacht erzählt, dass Dad kein Banker ist. Meine Schwester meinte nur trocken, dass sie das schon länger vermutet. Daraufhin hab' ich ihr dann von den geplanten Entführungen erzählt. Lily hat nur mit den Schultern gezuckt, als wäre das völlig normal. Na ja, nicht ganz so, aber sie hat es relativ gefasst aufgenommen.“
Rheena braucht ein bisschen Zeit zum Luft holen, bevor sie weiter sprechen kann.
„ Schließlich haben wir gemeinsam unsere Eltern zur Rede gestellt. Und endlich haben Mom und Dad eingesehen, dass wir wohl wirklich keine Babys mehr sind. Dad erklärte uns, dass er einen wichtigen Posten innerhalb des CIA innehat und unsere Familie aus diesem Grund wohl auf der Abschussliste des ein oder anderen Mafia-Bosses stehe … und dass Lily und ich nun gemeinsam hier auf Castillian sind, macht es um Einiges leichter, uns im Auge zu behalten.“
Apropos im Auge behalten …
Der Gedanke ist in meinem Kopf, setzt sich fest und nagt an mir.
„Wurdest du … äh … hat dein Dad dich beauftragt ...“
„Nein!“
Laut und heftig hat meine Freundin es ausgerufen.
„Dad hat niemals gezeigt, dass ihm dein Name etwas sagt, Kim“, erklärt sie aufgebracht, „nicht mal dann, als ich öfter von dir und Kay erzählt hab, hat er Fragen zu euch gestellt. Eigentlich hätte es mir damals schon auffallen sollen“, sinniert sie, „alle Eltern wollen doch wissen, mit wem ihre Kinder sich rumtreiben, oder etwa nicht?“
Wir alle schweigen, denn … Rheena hat Recht.
Mein Schweigen hat allerdings noch einen anderen Grund … ich schäme mich, dass ich ihr Spitzelei unterstellt habe.
Die Erleichterung darüber, dass ich falsch lag mit meiner Vermutung, lässt meine Scham jedoch ganz fix verschwinden, und macht aufrichtiger Freude Platz.
Glücksgefühl, das nicht lange anhält.
Kay!
Das Durcheinander der letzten Minuten hat mich tatsächlich vom eigentlichen Grund unseres Skype-Gespräches mit Phil abgelenkt.
„Kay … bitte, antworte mir!“ , flehe ich gedanklich … und erhalte - wen wundert's? - keine Antwort.
26)
P lötzlich springt Rheena auf und klatscht tatendurstig in die Hände.
„So“, ruft sie übertrieben fröhlich aus, „und nachdem ihr nun mein kleines Geheimnis kennt, möchte ich endlich wissen, was hier gespielt wird!“
Upps!
„Dad?“ Ich schiele auf den Laptop, von wo aus Phil die Überraschung der letzten Minuten mitverfolgt hat..
Seine Haare stehen nach allen Himmelsrichtungen ab.
Beweis genug dafür, dass er sich mit seiner Entscheidung, was zu tun ist, ziemlich schwer tut.
„ Ach verdammt“, knurrt er schließlich, „weiht Rheena ein in … ähm … eure Fähigkeiten!“
Das ist ein klarer
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