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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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er. »Mir ist klar, wie das auf Sie
wirken muss.«
    Werwölfe, die unvermutet an
meinem Wagen auftauchten? Allerdings. Ich verzog das Gesicht, aber er fuhr
fort: »Helen steht völlig neben sich, und Jorgen ist nur ein Gebissener – er
könnte selbst bei Vollmond nicht mehr wittern als seine eigene Pisse. Ich hingegen
wusste, dass der hier ihr Wagen ist und dass Sie irgendwann hierherkommen
würden.«
    Â»Und Sie haben die ganze Nacht
hier rumgestanden?«
    Â»Nur die letzten vier Stunden.«
    Hier draußen im zunehmenden
Morgenlicht konnte ich ihn mir besser ansehen als in den schlecht beleuchteten
Gängen von Y4 . Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich
jetzt besser durchatmen konnte, mit so viel Bewegungsspielraum um uns herum.
Wenn er sich voll aufrichtete, war er bestimmt ein paar Zentimeter größer als
ich, schlank, und sein kurzes Haar war leicht gelockt. Seine ausgeprägte Nase
war einmal gebrochen worden … Warum hatte er seine Verwandlungsfähigkeiten
nicht dazu benutzt, sie zu heilen? Und was sagte das über ihn aus? In gewisser
Hinsicht erinnerte er mich an die Junkie-Freunde meines Bruders; nicht süchtig,
aber doch irgendwie hungrig. Getrieben.
    Er stieß sich von meinem Wagen
ab. »Wie geht es ihm?«
    Das Problem war nicht, dass ich
schlecht lügen konnte (obwohl genau das der Fall war). Ich hasste es einfach,
zu lügen. Verlegen starrte ich auf den Schneematsch zu meinen Füßen. »Ich
fürchte, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Â»Ich will nur wissen, ob es ihm
gut geht, mehr nicht. Es ist doch Weihnachten. Er ist mein Onkel.«
    Er schien aufrichtig traurig
und besorgt zu sein, außerdem hatte er in einer Dezembernacht stundenlang hier
draußen gestanden … aber das spielte alles keine Rolle. Ich durfte nichts
sagen. Die Krankenhausvorschriften und das Gesetz verboten es mir. Und wer
wusste schon, ob dieser Mann – pardon, Werwolf – nicht dazu beigetragen hatte,
dass sich Winter nun in diesem Zustand befand? Ja, er wirkte aufrichtig, aber
ich war schon öfter auf jemanden hereingefallen. Gerade neulich erst. Ich konzentrierte
mich darauf, den Autoschlüssel aus meiner Handtasche zu fischen, dann ging ich
zur Fahrertür.
    Er rührte sich nicht von der
Stelle. Dadurch kam ich ihm so nah, dass ich spüren konnte, wie die Körperwärme
durch seinen Mantel drang, während ich das Auto aufschloss. Ich konnte die
Stelle sehen, an der er gelehnt hatte, da der stundenlange Kontakt mit dieser
Wärme sie enteist hatte.
    Â»Muss das denn wirklich so
ablaufen?« Er sah mich fragend an und presste die Lippen zusammen, als ich
einstieg.
    Â»Ich fürchte, im Moment schon.«
Ohne ihn weiter zu beachten, zog ich die Wagentür zu. Er trat beiseite.

Kapitel 12
    Â 
    Sein
letzter Blick ließ mich während der gesamten Heimfahrt nicht los. Wenn nun
jemand, den ich liebte, etwa meine Mom oder mein Bruder, ganz allein im
Krankenhaus läge und ich dürfte nicht zu ihm … aber nein. Ich hatte richtig
gehandelt, und was noch wichtiger war, ich hatte gemäß dem Gesetz gehandelt,
was enorm wichtig war für jemanden, der an seinem Job hing.
    Während ich meine Couch mit dem
neuen Sofabezug verschönerte, verlor ich an diesem Morgen noch mehr geplanten
Schlaf. Die Anleitung war auf Chinesisch, und Großvater kommentierte das Ganze
auf Deutsch, was beides nicht sonderlich hilfreich war. Anschließend ging ich
ins Schlafzimmer, zog meinen Flanellpyjama an und kuschelte mich unter die
Heizdecke. Den Wecker stellte ich nicht – meine Lieben würden mich schon wach
kriegen, wenn sie kamen, und wenn sie sich aus irgendeinem Grund verspäteten,
hatte ich eben Glück gehabt und konnte ausschlafen.
    Ich schlief tief und fest, bis
es an der Tür klingelte.
    Â»O Mann.« Ein Blick auf den
Wecker. Halb elf Uhr morgens. Eine halbe Stunde früher als erwartet. Nicht
fair.
    Schwerfällig kroch ich aus dem
Bett und schleppte mich in den Flur. Normalerweise hätte ich mir erst mal die
Zähne geputzt, aber das hatte ich schon vor dem Schlafengehen erledigt, was ja
erst, ach ja, zwei Stunden her war. Als ich durch den Spion schaute, entdeckte
ich Jake, der wie ein Pinguin auf und ab watschelte.
    Â»Wie lautet das Passwort?«,
rief ich durch die geschlossene Tür, wie wir es als Kinder immer getan hatten.
    Â»Passwort: Es ist verdammt
kalt!« Er streckte dem Spion die

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