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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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folgsamer Hund auf sie zu.
    Â»Wo bringst du ihn hin?«,
fragte ich Sike, während ich den beiden Platz machte.
    Sie lächelte kalt. »Nach
Hause.«

Kapitel 18
    Â 
    Selbst
wenn ich in meiner Pause hätte essen wollen, wäre mir keine Zeit dafür
geblieben. Die Nachmittagsschicht auf Y4 sah mich an, als wäre ich eine Verräterin, wozu
ich gerade wahrscheinlich wirklich geworden war. Ich nahm die Betäubungspfeile
aus dem Gewehr, räumte die Waffe weg, warf Sikes gestohlenen Laborkittel in
meinen Spind und ging dann zum Aufzug, um Y4 zu verlassen und auf die Unfallstation
zurückzukehren.
    Gerade
als die Fahrstuhltüren sich öffneten, hörte ich hinter mir Schritte. Ich
drückte den Knopf, der die Türen schloss, und ließ ihn nicht mehr los. Ich wollte nicht, dass
jemand von der Station mir einen Vortrag
hielt. Im allerletzten Moment schob sich eine Hand zwischen die Türen
und ließ sie wieder aufgehen.
    Â»Hey!« Es war der Werwolf, der
heute Morgen an meinem Auto gewartet hatte. Geschickt schob er sich in den
Fahrstuhl. Ich wich bis an die Rückwand zurück und drückte mich dann in eine
Ecke. »Nein – sehen Sie«, sagte er noch, dann begriff er und blieb abrupt
stehen. »Das wirkt ziemlich bedrohlich, wie?«
    Â»Ja.« Ich hatte die Hände
hochgerissen, um ihn auf Distanz zu halten, auch wenn ich wusste, dass ich
einen Kampf gegen ihn niemals gewinnen könnte. Er trat zurück und hielt den
Fahrstuhl mit den Händen offen.
    Â»Das heute Morgen tut mir
leid«, entschuldigte er sich. Vorsichtig richtete ich mich auf und ließ die
Hände sinken. »Ich hätte einfach nie damit gerechnet, dass meinem Onkel einmal
etwas zustoßen könnte.«
    Ich wusste nicht, ob sich in
der Zwischenzeit an Winters Status als Anonymus etwas geändert hatte, ich hatte
in kein Krankenblatt mehr geschaut. »Ich fürchte, ich weiß immer noch nicht,
wovon Sie reden.«
    Â»Ich weiß, dass Sie es wissen.«
Er schenkte mir ein erschöpftes Lächeln. »Vielen Dank, dass Sie ihn gestern
Nacht am Leben erhalten haben.«
    Â»Gern geschehen.« Eigentlich
war ich nicht sicher, womit ich das verdient hatte, immerhin hatte Gina einen
Großteil der Arbeit gemacht. Er trat aus dem Aufzug, die Fahrstuhltüren schlossen
sich, und die Kabine fuhr hoch ins Erdgeschoss.
    Es war herrlich, derart
ehrenhaft zu klingen, wenn ich gleichzeitig zu neunundneunzig Prozent sicher
war, dass sein Onkel heute Nacht meinetwegen bluten würde.
    Am liebsten hätte ich
mich im Aufzug auf den Boden gesetzt, um nachzudenken – aber der stank immer so
nach Werwolfpisse, weil unsere Besucher ihn ständig als ihr Revier markierten,
sodass ich mir das aus dem Kopf schlug. Gideon hatte bei seinem Abgang ein
Stück Mull verloren, das nun in der Kabine lag. Es war zur Hälfte mit Blut
bedeckt und klebte am Boden fest. Wahrscheinlich war ich bereits draufgetreten.
    Ich hatte keinen Zweifel daran,
dass Dren sein Versprechen wahr machen und Jake aussaugen würde, wenn ich nicht
spurte. Vampire waren nur dann an ihre Ehre gebunden, wenn andere Vampire mit
im Spiel waren – Menschen und Tageslichtagenten waren ersetzbar, wie Gideon ja
gerade herausgefunden hatte.
    Es störte mich weniger, das
Blut zu besorgen, sondern mehr, dass ich nicht wusste, was damit passieren würde.
Winter hatte inzwischen wahrscheinlich genug Blut, um etwas abzugeben. Ich
wusste ja, dass wir ihn seit dem Unfall die ganze Zeit mit Blutkonserven
vollgepumpt hatten. Aber was würde Dren mit dem Blut anstellen, nachdem ich es
ihm gegeben hatte? Er war ein Schäler, eine Art vampirischer Kopfgeldjäger, was
ihn quasi offiziell bevollmächtigte, im Leben anderer Leute herumzupfuschen.
Aber warum war Winters Blut nur so wichtig für ihn?
    Letztendlich kam ich zu dem
Schluss, dass es keine Rolle spielte – für mich zählte nur, dass Jake nichts
passierte. Schließlich hatte ich ihn zu oft vor sich selbst gerettet, um ihn
jetzt einfach im Stich zu lassen.
    Auf der Unfallstation
angekommen, musste ich am Tisch der Stationsschwester vorbei.
    Â»Sie sind zu spät«, stellte sie
fest. »Schon wieder.«
    Â»Entschuldigung.«
    Â»Nur weil heute Feiertag ist,
bedeutet das nicht, dass Sie einfach gegen die Vorschriften verstoßen können«,
fuhr sie fort.
    Â»In Ordnung.«
    Ich ging zurück zu dem mir
zugewiesenen Zimmer. Als Luz mich

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