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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Rangfolge für die Rudelführung.«

Kapitel 21
    Â 
    Â»Oh.«
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. In meiner Welt waren Beförderungen
etwas Gutes.
    Â»Ich wollte nie, dass
dieser Tag kommt.« Lucas beugte sich vor und schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich bin nicht wie Winter.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Er sah mich an. »Winter hätte
Viktor da drin getötet. Wahrscheinlich hätte er Viktor schon getötet, sobald er
erfahren hätte, dass jemand von einem schwarzen Laster angefahren wurde.«
    Â»In dieser Stadt gibt es doch
weit mehr als einen schwarzen Laster.«
    Â»Sie kennen Viktor nicht.«
Lucas schüttelte den Kopf. »Aber darum geht es gar nicht. Ich will einfach kein
Anführer sein. Ich bin nicht wie er. Und ich will auch nicht so sein wie er.«
    Â»Gibt es keinen anderen
Kandidaten?«
    Â»Fenris Junior. Aber er braucht
noch ein paar Jahre. Das Rudel funktioniert ohne einen Anführer nicht,
zumindest nicht über einen so langen Zeitraum.«
    Â»Noch ist Winter nicht tot.«
    Â»Noch«, wiederholte Lucas
mürrisch. »Helen hat Zugang zu allen Gemeinschaftskonten – dafür hat sie
gesorgt, als Fenris Senior starb. Aber Wesen, die daran gewöhnt sind, einen
Anführer zu haben, können nicht lange ohne existieren. Da kommen die Leute auf
Ideen. Wenn er sich nicht erholt, werde ich beim nächsten Vollmond übernehmen
müssen.« Er atmete tief ein. »Ich sollte Ihnen das alles gar nicht erzählen.«
    Â»Keine Sorge, ich kann
Geheimnisse für mich behalten.« Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich gerade
Winters Blut mit mir herumtrug.
    Lucas’ hellbraune Augen
musterten mich durchdringend. Um seine Iris verlief ein dunkler, fast roter
Rand. Ich spürte, wie das Schuldgefühl mir die Röte ins Gesicht trieb. »Danke.«
    Der Rest der Nacht
verlief ereignislos. Wir übergaben Winter an die gleiche Mannschaft, die ihn
auch am Vortag betreut hatte, und gingen dann gemeinsam in den Umkleideraum.
Eigentlich wollte ich Gina noch unter vier Augen fragen, warum sie eine
zusätzliche Schicht gemacht hatte. Aber bis ich den Teststreifen in meine
Handtasche verlagert und mir extra gründlich die Hände gewaschen hatte, war sie
schon weg.
    Als ich ging, rückte gerade
Winters Familie an – Helen an der Spitze, die nun die Matriarchin zu sein
schien, ganz in Schwarz, mit Fenris Junior im Schlepptau.
    Sie blieb abrupt stehen und
runzelte besorgt die Stirn. »Hier riecht es nach Viktor. War er hier? Ist er
letzte Nacht hier aufgetaucht?«
    Hilfe suchend schaute ich zu
Lucas, der erschöpft hinter ihr stand.
    Â»Allerdings, aber ich habe ihn
weggeschickt«, antwortete er. »Ich wusste, dass du es nicht anders gewollt
hättest.«
    Â»Gut.« Sie drehte sich zu mir
um und zog mich an sich als wären wir gute Freunde – sie in ihrem Sonntagsstaat
und ich in meinen OP -Sachen. Völlig überrumpelt erwiderte ich die
Umarmung. Sie drückte ihre Wange an meine, dann strich ihr Atem über meine
Haare, während sie mich festhielt. »Lassen Sie nicht zu, dass dieser
schreckliche Mann meinen Vater besucht. Er darf nicht mehr herkommen. Niemals
wieder.«
    Mein Traumjob: Türsteher für
Werwolfbesucher. »Sie treffen sich doch sicher mit dem zuständigen
Sozialarbeiter; ihm sollten Sie das sagen«, erklärte ich ihr.
    Sie lächelte mich matt an.
»Gut, das werde ich tun.« Und dann klammerte sie sich wieder an mich, als
müsste ich sie stützen. »Vielen, vielen Dank für alles, was Sie für ihn tun.«
    Â»Ã„h … gern geschehen?« Wieder
suchte ich hilflos Lucas’ Blick. Er streckte die Hand aus und zog Helen sanft
von mir weg.
    Â»Sie werden ihn doch für uns am
Leben erhalten, nicht wahr?«, fragte sie mich, als Lucas sie festhielt.
    Ich wollte ihr nichts
versprechen, was ich nicht halten konnte. Außerdem lag die Verantwortung für
seine Pflege nicht bei mir. Aber ich saß in der Falle, und Junior schaute mich
so voller Hoffnung an … Meine naiven Lippen wollten schon zustimmen, doch die
Ankunft unseres Sozialarbeiters rettete mich vor mir selbst. Er führte die
Familie Winter zu einem Besprechungszimmer am anderen Ende des Flurs. Jorgen
war der Letzte in der Gruppe. Als er an mir vorbeiging, zögerte er kurz und
rümpfte die Nase.
    Â»Waschen Sie sich die Hände,
Mädchen. Sie sind es nicht wert, auch

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