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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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nicht erkennen, was sie darstellten. Plötzlich
schoss er vor, blieb stehen, und der Hüne schlug ihn nieder.
    Lucas rollte sich mit der Wucht
des Schlages ab und kam hinter dem Mann leichtfüßig wieder auf die Beine. Er
packte den Nacken seines Gegners, wurde aber abgeschüttelt. Diesmal kam er mit
einem irren Grinsen wieder hoch. Einen Moment lang hockte er auf einem Knie,
dann warf er sich wieder in den Kampf.
    Ich konnte nicht sagen, wer
gewann – Lucas schien in der Offensive zu sein, aber auch immer wieder
zurückgeschlagen zu werden. Der Bärenmann war zwischen den Angriffen extrem
ruhig, wie ein Kung-Fu Meister, der nach innerem Frieden sucht. Aber Lucas’
Bereitschaft, nicht aufzugeben, unterbrach den Bärenmann immer wieder bei dem,
was er zu tun versuchte – bis die Haut des großen, pelzigen Mannes sich
plötzlich verdunkelte und seine Brust sich in alle Richtungen ausdehnte wie ein
aufgeblähtes Bierfass. Und wieder tänzelte Lucas heran, nur um
zurückgeschleudert zu werden. Als er aber wieder aufsprang, brüllte der
Bärenmann vor Wut – der Ausbruch setzte seiner Verwandlung ein vorläufiges
Ende, während er Lucas packte und zu Boden warf. Der rutschte ein Stück weit
über den Beton, rappelte sich erneut auf und stürzte sich wieder auf den
Bärenmann, der von der angefangenen Verwandlung etwas mitgenommen zu sein
schien.
    Und plötzlich veränderte Lucas
seine Form – erst war er der Mensch, der zum Sprung ansetzte, und dann der
Wolf, der auf dem Boden aufkam. Lucas’ Verwandlung war absolut fließend
gewesen, ein magischer Übergang von einer Form in die andere. Er war menschlich
gewesen, und jetzt war er ein Wolf, der größer war als ich. Sein Fell war
rostrot, durchzogen von grauen Streifen, seine Pfoten waren so groß wie
Suppenteller und seine Zähne fast so lang wie meine Finger. Lucas rammte den
Bärenmann mit der Schulter und drehte sich dann blitzschnell um, um die Kehle
des Bärenmannes mit seinen Fängen zu packen.
    Â»Nein!«, schrie ich, aber der
Rest der Menge jubelte. Ich ließ mich von ihnen nach vorne schieben, weil ich
irgendwie verhindern wollte, was meiner Meinung nach folgen musste. Doch der
halb verwandelte Bärenmann klopfte nur mit einem Arm auf den Boden, woraufhin
Lucas ihn sofort losließ. Er wich auf vier Pfoten ein wenig zurück und
verwandelte sich dann von einem Moment auf den anderen wieder in einen Mann –
in einen nackten Mann. Als er aufstand, breitete sich Stille im Raum aus.
    Â»Wirst du mir Treue schwören,
untergeordneter Bär?«
    Der Bärenmann, dessen pelzige
Seite sich nach der Niederlage ganz verabschiedet hatte, stemmte sich auf die
Knie hoch. »Heute nicht, Wolf.« Er klatschte mit beiden Händen auf den Boden,
schüttelte den Kopf und lachte. »Aber ich werde dir einen Drink spendieren.«
    Lächelnd streckte Lucas seinem
Gegner die Hand entgegen. Der Bärenmann ergriff sie und klopfte Lucas auf den
Rücken, nachdem er sich hochgezogen hatte.
    Ich stand da, schamesrot, weil
sie beide nackt waren, und fragte mich, was ich da gerade beobachtet hatte.
Dann fiel mir wieder ein, dass Gina draußen wartete und ich hier überhaupt
nichts zu suchen hatte, jetzt noch viel weniger als noch vor ein paar Minuten.
Während die Menge nach vorne drängte, um Lucas zu gratulieren, schob ich mich
aus dem Raum und schaffte es – hoffentlich ungesehen – bis zur Toilette.

Kapitel 26
    Â 
    Asher
nahm beim zweiten Klingeln ab. Die Geräusche im Hintergrund hörten sich ähnlich
an wie an dem Ort, wo ich gerade gewesen war. »Hi, ich bin’s«, brüllte ich in
den Hörer.
    Â»Was für eine
Überraschung. Warte kurz.« Der Lärm im Hintergrund wurde leiser. »Lass mich
raten – die alleinstehende Krankenschwester braucht einen Hausbesuch?«
    Â»Ã„h, sozusagen.«
    Â»Wenn das so ist, stehe ich dir
voll und ganz zur Verfügung.«
    Kurz überlegte ich, ob ich ihm
ein paar unanständige Vorschläge machen sollte – doch dann dachte ich an den
nackten Mann, den ich gerade gesehen hatte, und an Gideons Kronjuwelen auf
meinem Sofa. Ich brauchte wirklich nicht noch mehr Genitalien in meinem Leben,
außerdem mussten Gina und ich hier weg. Ich schloss die Augen und brachte es
hinter mich: »Ich würde gerne zu dir nach Hause kommen …« Asher kicherte
anzüglich, bis

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