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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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passte allerdings nicht dazu, und ich wollte
ja auch nicht undankbar sein. Falls Lucas mich wirklich umbringen wollte, hätte
er das bestimmt in der Dusche getan, damit der Teppich sauber blieb. Dieser
morbide Gedanke ließ mich kurz auflachen, und ich legte den Armreif zu Minnie
in die Box. Dann schlang ich mir wieder den Gürtel mit der Silberschnalle um
die Hüfte und ließ das Oberteil darüberfallen, damit ich wenigstens ein
bisschen Schutz hatte, ohne direkt unhöflich zu sein. Derart gerüstet machte
ich mich auf den Weg.
    Â»Hey.«
    Â»Hi.« Lucas stand in der Küche,
die nicht wesentlich größer war als meine. »Ich habe Kaffee gemacht, ich wusste
nicht, was ich sonst tun sollte.«
    Â»Danke.« Ich nahm einen Becher
von ihm entgegen. Jetzt konnte ich auch genauso gut Kaffee trinken und wach
bleiben. Zumindest darin war ich gut.
    Â»Wie geht es Minnie?«
    Â»Sie ist unglücklich.«
    Â»Das ist wohl das Motto des
Abends. Milch? Zucker?«
    Â»Beides.« Er reichte mir eins
nach dem anderen. Sobald ich meinen Kaffee so weit ergänzt hatte, dass kaum
noch etwas von seinem ursprünglichen Geschmack übrig war, ging ich ins
Wohnzimmer hinüber und setzte mich in einen Sessel, der voller Katzenhaare war.
Wie sollte es auch anders sein?
    Â»Wie fühlen Sie sich?«, fragte
Lucas und setzte sich mit seinem Kaffeebecher in der Hand mir gegenüber auf ein
Sofa. Er trug jetzt ein weißes Tanktop, wodurch seine Tätowierungen besser zur
Geltung kamen. Am einen Arm waren die Konturen unscharf, doch am anderen Arm
noch frisch und fein gezeichnet – einfach großartig. »Stehen Sie unter Schock?«
    Â»Ich habe schon öfter erlebt,
wie jemand gestorben ist … allerdings nicht in meinem Wohnzimmer.« Ich zuckte
mit den Schultern und versuchte, möglichst gelassen zu wirken.
    Â»Und Sie wollen mir wirklich
nicht sagen, wonach er gesucht hat?« Lucas neigte fragend den Kopf. Er klang
dabei völlig entspannt, richtig nett.
    Â»Viel interessanter finde ich
die Frage, was für ein Werwolf das war«, antwortete ich. Lukas zog überrascht
die Augenbrauen hoch. »Gutes Argument.«
    Â»Wie kann es überhaupt Werwölfe
geben, von denen Sie nichts wissen? Meine Vampirfreundin kann nicht einfach
neue Vampire erschaffen, nicht ohne das Einverständnis ihrer Leute.« Wobei ich
ihm verschwieg, dass Veronica sozusagen eine Illegale war. »Wie funktioniert
das bei Werwölfen?«
    Â»Viktors Familie hat immer noch
gewisse Verbindungen. Er hätte fremde Werwölfe einschleusen können – dabei hat
Helen mich von Anfang an gewarnt, dass er zum Problem werden könnte.« Er
starrte mit einem bitteren Lächeln in seinen Becher. »Ich wünschte, ich hätte
auf sie gehört.«
    Â»Und was hätten Sie dann getan?
Ihn umgebracht?«
    Â»Eventuell. Wenn das alles
dadurch verhindert worden wäre. Winter hätte es getan. Winter hätte ihn sofort
am ersten Tag getötet. Er hielt nicht viel von Herausforderern.« Lucas lehnte
sich zurück. »Deshalb zerbreche ich mir ja den Kopf darüber, ob ich der Sache
überhaupt gewachsen bin.«
    Â»Viktor hat mich gestern
angerufen. Er meinte, Sie alle würden ihm nur die Schuld in die Schuhe
schieben.« Ich beobachtete wachsam, wie er auf diese Nachricht reagierte, aber
Lucas schien nur überrascht zu sein.
    Â»Er hat Sie angerufen?«
    Â»Haben Sie schon einmal etwas
vom Kabinett Grey gehört?« Wenn ich schon einen kleinen Vorteil hatte, musste
ich ihn auch ausspielen.
    Jetzt wirkte Lucas richtig
verblüfft. »Nein. Das ist doch eine vampirische Titulierung, oder nicht? Ich
werde mal rumfragen.« Sein Handy piepte, und er schaute nach. »Hab ich’s mir
doch gedacht. Jorgen ist sauer.«
    Â»Kann er Sie bei den Kämpfen
etwa nicht vertreten?«
    Â»Wohl kaum, er ist nur ein
Gebissener.«
    Wie der tote Kerl in meiner Küche.
»Können Gebissene andere beißen und sie so verwandeln?«
    Â»Nein, so funktioniert das
nicht. Nur führende Werwölfe können andere Werwölfe erschaffen. Da gibt es
keine Schlupflöcher. Es sei denn, Sie würden mich häuten und meinen Pelz
tragen.« Lucas musterte mich durchdringend. »Was auch immer die in Ihrer
Wohnung gesucht haben – haben sie es gefunden?«
    Â»Tut mir leid, Lucas.« Mehr als
ein Achselzucken bekam er nicht als Antwort. Anna vertraute

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