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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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ist?«
    Signora Paoletti zögerte, wandte sich von ihm ab. »Er hat mir eines meiner Kinder genommen.«
    »Dann lassen Sie nicht zu, dass er Ihnen noch ein zweites nimmt.« Er sah auf die Uhr. »Signora, wenn Sie Angst haben, mir bestimmte Dinge zu erzählen, dann behalten Sie diese für sich.«
    »Aber Sie gehen nicht weg?«
    »Nein, ich bleibe hier, ich muss die Anweisungen des Staatsanwaltes befolgen …« Sie wusste, dass er log, das war deutlich zu sehen, aber er durfte ihr nach wie vor nichts verraten. Wenn De Vita oder Paoletti anriefen und sie vor lauter Angst etwas Falsches sagte …
    »Sie werden niemandem sagen, dass Sie hier bei mir waren?«
    »Nein, bestimmt nicht, aber würden Sie mir wohl auch einen Gefallen tun. Sie sind angezogen und …«
    »Sie können es ruhig sagen, ich bin nüchtern, ja. Scheint allerdings, dass ich das Abendessen heute ausfallen lassen kann – er ist fortgefahren, nicht wahr?«
    »Ja, aber kommen Sie trotzdem zum Abendessen in die Küche. Bleiben Sie bei dem Jungen, nur für ein paar Stunden. Bitte.«
    »Wo ist Silvana?«
    »Frida sagt, sie mache sich zum Ausgehen fertig. Gehen Sie einfach wie an einem ganz normalen Abend in die Küche. Bleiben Sie zusammen.«
    Der Maresciallo kehrte zu seinem Wagen zurück und wartete, bis er Silvana und Danuta aus der Villa kommen und in den Mini einsteigen sah. Heute Abend mussten sie offenbar früher los als sonst, hatte vielleicht was mit dem ›Probetanzen‹ zu tun. Doch da war noch etwas anders als sonst. Silvana war ganz normal angezogen, Jeansrock, bedruckte Baumwollbluse, braune Ledersandalen. Allerdings schleppte sie eine ziemlich große Reisetasche mit. Was hatte das zu bedeuten? Wollten sie zum Bahnhof? Wollte sie ausreißen? Offensichtlich schien ausgerechnet jetzt, eine Stunde bevor es losgehen sollte, etwas zu passieren, womit niemand gerechnet hatte.
    »Lassen Sie den Motor an.«
    Als sie wendeten und den Wagen der beiden anderen Carabinieri passierten, lehnte der Maresciallo sich kurz zum Fenster raus.
    »Gehen Sie regelmäßig ins Haus, und überprüfen Sie, ob alles in Ordnung ist. Sagen Sie der Signora, dass ich zurückkomme.«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung.«
    Der Verkehr hatte zugenommen, die Straßen waren nicht mehr leer, aber es dauerte nicht lange, da entdeckten sie den schwarzen Mini auf dem Weg den Berg hinunter in die Stadt.
    »Sie fährt auf die Ringstraße, Maresciallo. Sie will gar nicht zum Bahnhof.«
    »Folgen Sie ihr.«
    Fünf Minuten später wussten sie, wohin der Mini fuhr. Der Maresciallo rief den Capitano an.
    »Ich hab gedacht, sie wolle vielleicht ausreißen, aber sie fährt ihrem Vater hinterher.«
    »Haben Sie eine Ahnung, weshalb?«
    »Nein. Das ist im Moment wohl auch egal. Aber wenn sie uns die gesamte Operation über den Haufen wirft?«
    »Das bezweifle ich. Geben Sie mir ihr Kennzeichen durch.«
    Er gab dem Capitano die Daten und legte dann auf. Die ganze Zeit hatte er befürchtet, dass Paoletti ihnen entwischen könnte. Es konnte schiefgehen. Eine aus welchen Gründen auch immer hysterisch heulende Silvana konnte ihnen all die schönen Pläne durchkreuzen. Der Himmel wusste, was dieses Mädchen vorhatte.
    »Sie wird die nächste Ausfahrt rausfahren. Halten Sie Abstand. Ich sage Ihnen schon den Weg zum Club. Sie darf uns auf keinen Fall entdecken.«
    »Jetzt sind wir doch dabei!«
    »Nicht, wenn sie uns einen Strich durch die Rechnung macht. Fahren Sie die zweite links. Parken Sie hier.«
    Er rief den Capitano an, der mit seinen Männern zum Hotel aufgebrochen war.
    »Was ist, wenn sie was ahnt und ihn warnt?«
    »Sie kann nichts wissen. In zwanzig Minuten ist alles vorbei. Sagen Sie mir, wo Sie geparkt haben.«
    Ihnen blieb nichts anderes übrig, als auf die anderen zu warten und zusammen mit ihnen reinzugehen. Wenigstens waren die Kinder im Hotel und nicht im Club, so dass sie, selbst wenn Paoletti flüchten sollte …
    Beim Anblick der zahlreichen Uniformen begann selbst der Maresciallo zu glauben, dass es für Paoletti kein Entkommen gab. Um diese Uhrzeit war der Parkplatzwächter noch nicht im Dienst, das Clubfoyer war leer, die Kasse dunkel. Laut hämmernde Musik drang durch den Vorhang. Der Maresciallo warf einen Blick in den großen Raum, die Beleuchtung beschränkte sich auf ein paar rote Scheinwerfer, keine Lichteffekte, keine Stroboskope.
    Paoletti saß in einem großen Ledersessel vor der Bühne. Die Musik spielte pausenlos, hin und wieder wies er mit dem Finger auf eines der

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