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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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sie sich in Ruhe unterhalten konnten, so lag das nur daran, dass der Maresciallo nicht mit ihr allein sein wollte, auf keinen Fall.
    »Warum lassen sie Papà so allein da sitzen? Warum rufen sie keinen Krankenwagen?«, erkundigte sie sich mit trauriger Kleinmädchenstimme.
    »Es wird schon einer kommen, er darf nicht angefasst werden, bevor ein Arzt ihn nicht untersucht und den Tod festgestellt hat. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, tut mir leid. Ein Krankenwagen kann ihm jetzt auch nicht mehr helfen. Drehen Sie sich einfach um. Reden Sie mit mir.«
    »Mit Ihnen reden? Über was?«
    »Ich würde gern mehr über Sie erfahren. Sie hatten es nicht ganz einfach im Leben, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Es war ganz in Ordnung, bis sie gekommen ist.«
    »Sie …?« Er dachte sofort an Daniela, aber die war zwei Jahre älter gewesen als Silvana. »Bis wer gekommen ist?«
    »Daniela. Warum hat er das getan? Warum? Und warum hat Mamma nie was gesagt? Sie hat immer nur getrunken und getrunken und nie ein Wort gesagt!«
    »Entschuldigen Sie, Maresciallo, aber eines der Mädchen …«
    »Jetzt nicht.«
    Er hob abwehrend die Hand, um jede weitere Unterbrechung zu unterbinden, ließ Silvana keine Sekunde aus den Augen.
    »Ich bin seine richtige Tochter.«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie wissen es? Hat Mamma Ihnen alles erzählt?«
    »Nein, nein … leider nicht. Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Sie mussten es mir ja wohl sagen, als sie Daniela nach Hause geholt haben. Keine Ahnung, wer ihr Vater ist. Wahrscheinlich ein Mann, mit dem meine Mutter zusammen war, bevor sie Papà kennengelernt hat. Sie ist nicht seine Tochter.«
    »Nein, natürlich nicht. Wie alt waren Sie, als sie Daniela heimgeholt haben? Wenn sie Ihnen alles erklärt haben, dann mussten sie alt genug sein, um es zu verstehen.«
    »Ich war acht.«
    »Dann war Daniela also zehn. Wissen Sie, wo sie vorher gewesen ist?«
    Silvana zuckte mit den Achseln. »Irgendein Waisenhaus. Sie war so mager und so hässlich und hat kein Wort geredet. Mamma hat sie total verzogen, ein wahnsinniges Aufheben um sie gemacht, sie mit Geschenken überhäuft, als sei sie ihre kleine Prinzessin, eine hässliche allerdings.«
    »Das muss ziemlich schwer für Sie gewesen sein, nachdem Sie so lange das einzige Kind im Hause waren. Außerdem war Daniela ziemlich intelligent, nicht wahr? Sie haben mir selbst erzählt, wie hart sie für das Studium arbeitete und dass sie nicht mit Ihnen sprach, dass das schon immer so gewesen ist, seit sie zehn Jahre alt war.«
    »Sie musste immer die Klassenbeste sein. Sooo schlau war sie gar nicht, hat sich doch bloß hinter Büchern versteckt, weil sie so hässlich war.«
    »Aber Sie waren hübsch, hübsch und talentiert, nicht wahr? Wenn Sie nicht krank geworden wären … waren Sie wirklich krank, oder haben Sie es geschmissen? Sie haben von einem langen Krankenhausaufenthalt erzählt.«
    »Ich war in einer Klinik. Sie haben mich fortgeschickt. Sie haben mich in eine Klinik in der Schweiz gesteckt, haben behauptet, ich sei verrückt. Ich bin nicht verrückt. Die haben mich nur mit Tabletten vollgestopft, irgendwelchen Pillen, die mich müde gemacht haben. Das hat mich verrückt gemacht. Sie haben mir das angetan! Und sie durfte zu Hause bleiben. Die hässliche Prinzessin ist bei Papà und Mamma geblieben. Mich wollte niemand mehr haben, so war das!«
    Jemand, der wahrscheinlich nur das Mischpult ausschalten wollte, stellte versehentlich diese dröhnende Musik wieder an. Beinahe wäre der Maresciallo aus der Haut gefahren, aber es gelang ihnen fast sofort, den Lärm wieder abzustellen.
    »Warum kommt der Krankenwagen denn nicht? Papà! Er ist überhaupt nicht tot, Sie haben mich belogen … Papà! Er atmet! Hören Sie doch.«
    »Schon gut, beruhigen Sie sich. Das ist nur die Manschette an seinem Arm. Sie schaltet sich von selbst ein und aus.« Es hörte sich tatsächlich so an, als atmete Paoletti ächzend ein und pfeifend wieder aus, ein und aus. Das Gerät suchte vergebens nach dem Blutdruck.
    »Schalten Sie es ab!«
    »Das darf ich nicht. Ich darf nichts anfassen, bevor nicht der Arzt da war. Sehen Sie einfach nicht hin. Sehen Sie mich an, erzählen Sie mir mehr über sich, nicht über Daniela. Glauben die anderen Ihnen denn jetzt, dass Sie nicht verrückt sind? Oder werden Sie noch immer gezwungen, Tabletten einzunehmen, die Sie überhaupt nicht brauchen?«
    »Sie können mich nicht zwingen. Ich spüle sie einfach ins Klo. Dann bleibe ich

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