Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
sondern ahmte mit meiner Stimme das Geräusch einer Gabel nach, die über einen Teller kratzt.
»Miriam, mein Schädel tut weh.«
»Dafür kann ich nichts.«
Er sah mich verständnislos an. »Aber deshalb musst du doch nicht solchen Lärm machen.«
»Lärm?«, keifte ich. »Du riechst wie eine Wodkaflasche und hast die ganze Nacht laut in mein Ohr geschnarcht, also erzähl mir nichts von Lärm. Ich war kurz davor, woanders zu schlafen, aber dann hättest du nur wieder nach mir gesucht.«
»Tut mir leid«, brummte er.
»Das hoffe ich auch, denn während du betrunken im Bett gelegen hast, ist einiges passiert.«
Sein Kopf sauste hoch und seine Augen sahen mich fragend an. Ich tat so, als könnte ich seinen Blick nicht deuten.
»Ich gehe mich waschen und anziehen«, sagte ich und verschwand im Ankleidezimmer. Ja, in dieser Villa hatte jedes Zimmer auch ein eigenes Ankleidezimmer! Gerade als ich alles aus dem Schrank gefischt hatte, ging die Tür auf und Elias blieb gegen den Rahmen gelehnt in meinem Weg stehen. »Was habe ich verpasst?«, wollte er wissen.
»Das sage ich dir, wenn du nicht mehr wie eine Horde Soldaten auf Wochenendurlaub riechst.« Ich verschwand im Badezimmer und ließ mir ganz lange Zeit mit dem Duschen und Anziehen. Elias hatte anscheinend das Zimmer für einige Zeit verlassen, denn als ich hinauskam, war auch er bereits frisch geduscht und angezogen. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, die Zähne fest aufeinandergepresst.
»Du hast Kopfweh«, stellte ich fest und er nickte. »Geschieht dir recht.« Ich zwinkerte ihm zu.
»Alles dreht sich«, stammelte er und senkte seinen Blick auf unser Bett und setzte sich.
»Tja, so ist das.«
»Sagst du mir jetzt, was ich verpasst habe?«
»Erinnerst du dich an gestern?«, wollte ich wissen und er schüttelte den Kopf. Plötzlich packte ihn der blanke Horror. Mit weit aufgerissenen Augen sah er mich an.
»Um Himmels willen, ich habe dir doch nicht wehgetan, oder?«
»Nein, du wolltest nur vor deiner Schwester und David mit mir schlafen.«
»Oh mein Gott«, seufzte er und rieb sich die Schläfen.
»Und du hast mich die ganze Zeit befummelt, bevor du endlich mit deiner Alkoholfahne eingeschlafen bist.«
Sein Kopf wurde hochrot. »Miriam, das tut mir so unendlich leid. Ich wollte doch nur mal wissen, was Sterbliche an Alkohol so toll finden.«
»Und? Hast du es herausgefunden?«
»Nein. Ich weiß nicht mehr was gestern Nachmittag passiert ist, ich habe dich gekränkt, mein Schädel brummt und alles dreht sich um mich. Was sollte ich daran gut finden?« Er hielt kurz inne und sein Gesicht verkrampfte sich vor Schmerzen. »Ich weiß nur noch, dass David mir was gegeben hat, was irgendwie nach Gummibärchen roch.«
»Tja«, sagte ich und musste schadenfroh grinsen. Mehr fiel mir dazu nicht ein und ich betrachtete, statt noch mehr zu sagen, nur sein stoppeliges Kinn. Scheinbar hatte er sich noch nicht getraut, mit einer Klinge an seinem Hals herumzufuhrwerken. Elias atmete tief ein und aus.
»Kannst du mir noch mal verzeihen?«, wollte er mit glasigen Augen wissen.
»Ich war ganz alleine, als ich das Geschlecht unseres Kindes erfahren habe!«, platzte es aus mir heraus.
»W-w-was?«, hauchte er tonlos.
»Dein Opa hat es gesehen und mir gesagt. Ich konnte dich ja schlecht wecken, du warst viel zu betrunken.«
»Oh, Miri«, jammerte Elias und kam auf mich zu. Nicht nur er war verwöhnt von mir, sondern auch ich von ihm. Er war IMMER für mich da gewesen, immer. Jetzt hatte er einmal einen Fehler gemacht und etwas, das er gar nicht kannte, vollkommen unterschätzt. Und deshalb war ich sauer? Nein, ich war bescheuert. Oder übermüdet.
»Ich wäre gestern fast die Treppe runtergefallen. Zum Glück war dein Vater da und hat mich aufgefangen.« Seufzend ging ich hinüber zum Sekretär und holte das Medaillon heraus. Ich drehte mich um und sah in ein Gesicht, das fast so weiß wie das eines Vampirs war.
»Mir ist schlecht«, wimmerte Elias schrecklich gequält.
»Musst du dich übergeben?«
Er schüttelte den Kopf und setzte sich ans Bettende. Erst jetzt sah ich, dass er am ganzen Körper zitterte. Ich ging zu ihm herüber und setzte mich neben ihn, das Medaillon in meiner Hand versteckt.
»Schon gut.« Ich strich ihm über den warmen Rücken. »Ich sollte böse auf mich oder meinen Bruder sein, er war schließlich derjenige, der dir den ganzen Alkohol gegeben hat und ich habe nichts getan, um es zu verhindern.«
»Nein, er wollte mir nur
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