Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
anderen bemuttert«, warf ich ein.
»In Elias’ Fall ist es das nicht. Er hat großen Nachholbedarf an Zuwendung.« Anastasijas Gesicht wurde ernst. »Ich konnte meine Gefühle immer gut vor Mama verbergen, aber Elias schaffte das nicht. Deshalb fällt es Mama schwer, in seiner Nähe zu sein, wenn ihn Sorgen oder Ängste quälen.«
»Dafür hatte er doch dich!«
»Ja, meistens.«
»Und in der restlichen Zeit?«, fragte ich neugierig.
»Da hat er nur sich selbst. Weißt du, als ich schon geschlechtsreif war und er noch nicht, gab es eine Zeit, in der wir beide nicht viel miteinander anfangen konnten. Ich machte mir Sorgen wegen meiner Neigung und Elias über irgendwelchen belanglosen Kinderkram. Er hat sich immer nach Mamas Zuneigung gesehnt und zwar so schmerzhaft, dass es ihr fast unmöglich war ihn länger als einige Sekunden im Arm zu halten. Also habe ich das normalerweise übernommen, aber damals war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, und ich glaube, da hat er einen kleinen Knacks bekommen.«
»Wow, Dr. Freud, ich bin sprachlos.«
Ana lächelte mich kurz an. »Schon gut, jetzt hat er ja dich und glaub mir, er genießt die deine Zuwendung in vollen Zügen.«
Dass Elias mit seiner Mutter so seine Probleme hatte, war mir bewusst gewesen. Aber ich selbst war von meiner Mutter als Kind fast zu Tode geschmust worden und konnte mir bei Leibe nicht vorstellen, wie es sein musste, wenn sich die eigene Mutter von einem abwendet. Und Emilia konnte nicht einmal was dafür – wobei: Wenn meinem Sohn und mir das gleiche Schicksal blühen sollte, könnte mich nichts auf der Welt davon abhalten, ihn so zu beschmusen, wie er es braucht.
»Siehst du«, rief Ana aus, die sicherlich in meinen Gedanken gewesen war. »Du bist ein richtiges Muttertier.«
»Ich will aber nicht Elias’ Mama sein«, maulte ich.
»Glaub mir, so sieht er dich auch nicht.« Ihr Grinsen sprach Bände. »Man sagt, dass es nur ein Wesen gibt, das einen bedingungslos liebt. Die Mutter. Egal was man getan hat oder auch nicht, in einem Mutterherz wird die Liebe zum eigenen Kind nie erlöschen.« Ana sah mich mit großen Augen an. »Du liebst auch so. Elias könnte die halbe Stadt abschlachten und aussaugen und du würdest ihn trotzdem noch lieben.«
»Stimmt«, gab ich zu und war ein bisschen geschockt von meinem Geständnis. Herrje, war ich schon so abgestumpft, was Elias’ inneres Raubtier anging?
»Siehst du! Du bist ihm unerschütterlich und treu in Liebe ergeben, so wie er dir. Er dankt Gott jeden Morgen, wenn wir beten, dafür.«
»Echt?«
»Ja. Du darfst niemals – nicht einmal für eine Sekunde - glauben, dass er nicht zu schätzen weiß, was er an dir hat.«
»Oh wow.«
»Du bist mehr, als er sich je zu träumen gewagt hat. Ihr harmoniert auf eine Art, die ihresgleichen sucht.«
»Ich habe Gänsehaut, Ana«, flüsterte ich.
»Was soll ich denn sagen? Ich spüre seine Liebe zu dir in jeder Faser.«
Wir fuhren den Schotterweg zur Villa hinunter, nachdem die Vampire am Pförtnerhäuschen uns geöffnet hatten. Ana parkte den Wagen an einem Seitenflügel des Hauses und wir stiegen aus. Melissa stand gemeinsam mit Heinrich vor der Tür. Ach, du heilige Scheiße, wie sollte ich Heinrich anlügen?
»Guten Abend, Prinzessin«, begrüßte er mich vor Freude strahlend. »Es ist schön, Euch wieder in der Nähe zu wissen.«
»Hallo Heinrich.«
Der Vampir war nicht auf den Kopf gefallen. Er kannte mich mittlerweile zu gut. »Stimmt etwas nicht?«
»Alles in Ordnung«, log ich und hasste Emilian dafür, dass ich das tun musste.
»Wir haben uns im Auto ein bisschen gezofft«, half mir Ana und sah mich wütend an. Himmel, wenigstens konnte eine von uns schauspielern.
»Ich wollte eigentlich nur hören, was Roman aus Rumänien zu berichten hat. Niemand hat mir gesagt, dass Ihr schon zurück seid, sonst wäre ich Euch doch begrüßen gekommen, Prinzessin.«
»Schon gut, Heinrich. Wir sind erst heute Vormittag angekommen. Du hast also nichts verpasst«, versuchte ich fröhlich zu trällern. »Elias schläft schon tief und fest. Wir sind noch auf Auckland-Zeit.«
»Ja, das hat Roman mir bereits erzählt.« Heinrich musterte mich eingehend. Er wusste, dass er belogen wurde und ich versuchte ihm über meine Augen zu sagen, dass es mir Leid tat. »Nun«, seufzte er, »ich sollte mich wieder auf den Weg machen.«
»Wir sehen uns am Samstag?«, fragte ich.
»Natürlich, Prinzessin.« Er verneigte sich und verschwand auf Vampirart. Zack
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