Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
mein Vater und küsste meinen Kopf. »Wie ich sehe, durftest du den Turban Verband abnehmen?«
»Ja, Elias hat die Wunden geschlossen.«
»Darf ich mir deinen Elias mal kurz ausleihen?«, fragte Papa und fixierte mich. Elias sah abwechselnd zu mir und meinem Vater.
»Mama bleibt bei dir und leistet dir beim Essen Gesellschaft.«
»Öhm ja, okay - na klar«, antwortete ich meinem Vater und sah den beiden mit einem dicken Fragezeichen über dem Kopf nach. »Kommt David nicht?«, fragte ich Mama, die bereits Besteck ausgepackt hatte. Sie seufzte und machte dieses mütterliche Gesicht, welches einen trösten soll.
»Nein, Liebes. Gib ihm noch ein bisschen Zeit. Morgen sieht die Welt schon anders aus.«
Ich wollte mit meinem Bruder reden. Jetzt. Sofort. Aber den Ana-Express wollte ich ihm ersparen.
»Iss jetzt erst mal etwas.«
Ich nahm den Löffel und rührte in meinem Essen.
»Essen, nicht pürieren«, mahnte mich Mama, die mit einer Vase ins Badezimmer verschwand.
»Ja, es ist nur … mir fehlt es an Hunger«, rief ich ihr nach.
»Das verstehe ich, aber dennoch solltest du wenigstens versuchen etwas davon herunterzubekommen.« Sie stellte die Blumen neben mich und ihre fröhlichen Farben erwärmten das triste Zimmer ein bisschen.
»Was bespricht Papa mit Elias?«
»Es geht um dein neues Geschwisterchen.« Meine Mutter log, das sah ich ihr an der Nasenspitze an. Ich kannte sie viel zu gut, um ihr diese Ausrede abzukaufen. Alleine schon aus dem Grund, dass sie das auch in meiner Anwesenheit hätten klären können.
»Es ist ein Junge!«
»Wie heißt er?«, fragte ich neugierig.
»Michael.«
»Habt ihr ihn schon gesehen?«
»Heinrich bringt ihn morgen vorbei.« Mama seufzte. »Armer Paul, noch lebt er, aber es muss so furchtbar um ihn stehen, dass wir nicht mal zu ihm dürfen. Dabei würde ich so gerne einmal mit ihm sprechen.«
»Kommt ihr dann mit Michi hier vorbei? Ich will ihn auch sehen.«
An Paul wollte ich gar nicht denken, denn sonst würde ich Alpträume bekommen. Wenn mir etwas zustoßen würde, dann ginge es Elias genauso.
»Das machen wir, Schätzchen«, versprach mir Mama und strich mir eine Strähne hinter die Ohren. »Aber du versuchst jetzt erst einmal etwas Ruhe zu bekommen.« Meine Mutter zupfte an meiner Bettdecke herum. »Eva und Aisha kommen übrigens morgen früh.« Sie betrachtete skeptisch den Teddybär und lächelte. »Ich habe mit ihren Eltern telefoniert, die beiden schlafen schon den ganzen Tag.« Wer konnte es ihnen verübeln? Sie hatten gerade erst miterlebt, wie eine ihrer besten Freundinnen verprügelt und beinahe vergewaltigt worden war, ja, ihnen wurde sogar selbst Gewalt angetan und um das Ganze noch zu krönen, wussten sie nun, dass ich eine Wandlerin bin. Das mussten sie erst verdauen.
Meine Eltern blieben nicht lange, da ich laut meinem Arzt ja noch Ruhe brauchte. Der hatte doch keine Ahnung! Was ich brauchte war Ablenkung. Dinge, die meine Gedanken aus der Dunkelheit zogen, in die sie verworren waren. Papa hatte die meiste Zeit mit Elias gesprochen und mein Freund war kurz angebunden und lenkte vom Thema ab, als ich ihn nach dem Gespräch fragte. Auch er tischte mir die Geschichte von Michael auf. Glaubwürdiger als meine Eltern, aber dennoch falsch. Elias half mir schließlich mich bettfertig zu machen. Dunkelheit und himmlischer Vampirgeruch umgaben mich, nachdem wir uns hingelegt hatten. Die Nacht gestaltete sich jedoch grauenhaft. Mehrmals musste ich meinen Freund wecken, da er aus Gewohnheit im Schlaf ein Bein über mich geschmissen hatte und es mir wehtat.
Das Frühstücksweckkommando, bestehend aus der Schwester mit dem großen Busen und einem lärmenden Wagen voll von klapperndem Geschirr, riss mich aus einem seltsamen Traum, in dem ich Calimero, obwohl er schon im Teenageralter zu sein schien, mit einem Löffel fütterte. Ich rieb mir die Stirn und sah neben mich. Elias schlief tief und fest, einen Arm und ein Bein hingen über die Bettkante nach unten hängend. Nur ein kleiner Schubs und er würde hinuntersausen. War ich so gemein? NA KLAR! Er würde mit dem Schrecken davon kommen, also zog ich meine Beine an und stieß sie gegen ihn, so dass er herunterfiel. Ich hängte mich über die Bettkante und lächelte ihn an.
»Aufstehen, Schatzi.«
Verwirrt und müde sah er mich an. »Was zur …?«
»Komm wieder hoch, du bist runtergefallen.«
Er stand auf und schüttelte sich. »Ich habe gerade etwas total Seltsames geträumt«, brummte er und warf sich
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