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Vögelfrei

Titel: Vögelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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ich nicht sentimental, sondern freute mich nur. Wir schmiegten uns aneinander und dösten einige Minuten, rochen die Haut des anderen und fühlten ihn atmen. Dann fiel mir Malte wieder ein. Ich rappelte mich schweren Herzens auf und drehte mich zur Tastatur.
    > Malte? Du bist noch da?
    > Malte: danke!!!
    > Schick mir deine private Mail-Adresse. Ich möchte mehr über dich wissen.
    Malte schrieb eine Adresse. Dann loggte er sich aus.
    Der zweite Besucher war immer noch online. Aber er kümmerte mich jetzt gerade nicht.
    Leo und ich schalteten die Kamera ab und rollten uns wieder zusammen. Wir waren so müde, als hätten wir zwei Wochen lang ununterbrochen einen Kindergeburtstag der übelsten Sorte gefeiert. Als hätten wir uns ohne Pause einer nicht enden wollenden Abfolge von Lärm und Trubel ausgesetzt. Wir schliefen nicht richtig, dösten nur eng aneinandergerollt inmitten der
Kostüme und Requisiten und wussten beide, dass es vorbei war.
    Ich konnte nur ein paar Minuten eingenickt sein, aber die Zeit reichte, um mich in einem Traum dürftig bekleidet in eine Dorfkneipe zu begeben, wo mich ein mittelalterlich gewandeter Mann auf einen der Holztische legte, mir die Röcke hochschob, mich die Brüste aus dem Mieder holen ließ und mich fickte, während die anderen Gäste zusahen. Dann war es kein Gastraum mehr, sondern der Marktplatz, und die Zuschauer waren eine große Menge und klatschten und johlten. Zwei Männer hielten meine weit gespreizten Beine hoch in die Luft, während ich gefickt wurde und ein vor dem Tisch kniender Mann mein Arschloch abwechselnd leckte und mit seinem Finger penetrierte. Alle paar Sekunden änderte sich das Tableau. Zwei Frauen saugten an meinen Brüsten, eine dritte leckte meine Klitoris. Ich hielt in der einen Hand einen harten Schwanz, die Finger der anderen steckten in einer nassen Möse. Die Geilheit zerriss mich fast. Doch immer, wenn ich gerade meine eigene Möse in Großaufnahme sah und schon den Orgasmus herannahen fühlte, wechselte das Bild, bis ich mich schließlich unbefriedigt, frustriert und völlig aufgerieben aus dem Schlaf hochkämpfte und mich wie benutzt und weggeworfen in Leos Bett wiederfand.
    Er sah an die Zimmerdecke und hatte noch nicht bemerkt, dass ich aufgewacht war.
    Im Halbdämmer überschlug ich unsere Einnahmen und stellte fest, dass es für Leos Problem fast reichen würde. Damit sollte er den Glatzkopf beruhigen können. Da wir zwei statt nur einen Zuschauer gehabt hatten, war
die Summe viel schneller zusammengekommen als vermutet. Ich räusperte mich leise, um sicherzugehen, dass ich Leo ansprechen konnte.
    »Ende der Woche, wenn wir hier aufgeräumt haben, fahre ich nach New York«, sagte ich.
    Er zog mich enger in seine Arme. Ich wollte es ursprünglich nicht wissen und hatte es seit unserer ersten Begegnung in der kleinen Plüschbar immer vermieden zu fragen, aber jetzt, nach diesem Kuss, konnte ich nicht anders. »Wie ist Madhuri denn nun?«
    Er schnaufte und sagte eine Weile nichts, als müsste er sich anstrengen, eine Antwort zu finden. »Sie ist sehr schön«, sagte er schließlich, »das hast du ja auf dem Foto gesehen. Sehr jung. Sie ist ganz leicht. Man kann mit ihr nichts planen, man kann sie auf nichts festnageln. Wenn sie bei einem ist, gibt es nur sie, aber man darf das nicht hinterfragen oder darüber nachdenken. Dann ist sie irgendwann weg, und nach einer Weile merkt man, dass man sie nicht wirklich vermisst, weil sie eigentlich nie ganz da war. Sie ist keine Frau, mit der man ein Leben teilt oder die einen wirklich bereichert. Sie ist eher eine, mit der man sich selbst, seine Pläne und Wünsche für eine Weile vergisst. Das kann sehr erholsam sein, wenn alles um einen herum zu ernsthaft wird. Sie ist wie’n Trip.«
    Obwohl er mich ganz fest in seinem Arm hielt, fühlte ich mich plötzlich vollkommen allein. Und ich beschloss, ihn am nächsten Morgen zu bitten, den ganzen Krempel selbst zurück zum Kostümverleih zu bringen, weil ich es jetzt kaum mehr abwarten konnte, diese Stadt, das Land, den Kontinent zu verlassen.

4
    SAMIR
    FISCHGERICHT:
     
    Katzenhai in Chilisauce
auf Dal Makhani (Butterlinsen)
     
     
    Der Katzenhai hat keinen besonders intensiven Geschmack; er erinnert eher an Kalbfleisch. Aber die Chilisauce mit sieben verschiedenen Gewürzen macht daraus eine Delikatesse. Vielleicht ist es etwas zu reichhaltig für einen Zwischengang. Möglicherweise liegen uns auch die Butterlinsen schwer im Magen. Die Leber des Katzenhais

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