Voellig durchgeknallt
futtern weiter.
Ich überlege schon, was ich alles mit nach Hause nehme, als mir einfällt, dass ich vergessen habe, Plastiktüten einzustecken.
»MIST!« Ich könnte mich in den Hintern beißen. Hier ist ein ganzer Lastwagen voller Essen. Wie soll ich das Zeug nach Hause kriegen? Soll ich den Laster in die Siedlung fahren, mitten in der Nacht vielleicht? Aber das kann ich vergessen. Es ist zu gefährlich, außerdem steckt die Kiste sowieso im Matsch fest. Ich futtere noch ein paar Happen. Dann lege ich eine Pause ein. Devil hat eine Kiste Wodka aufgetrieben und langt kräftig zu. Ich hole mir auch eine Flasche und trinke einen tüchtigen Schluck. Keine gute Idee. Ich glaub, mir wird gleich …
Ich kotze voll über meine Turnschuhe.
Meine armen Turnschuhe.
|58| Devil sagt: »Na, na, na!«, und hält mir gleich wieder die Wodkaflasche hin. »Willste ausspülen?«
Ich schüttele den Kopf und wische mir mit der Hand über den Mund.
Der Boden der Ladefläche ist glitschig von Kotze und Schnaps, übersät mit zerbrochenen Keksen und Kuchenkrümeln, Verpackungen und leeren Dosen.
»Wir kommen heut Nacht noch mal her«, meint Devil.
Ich nicke zwar, aber mir ist klar, dass wir das nicht tun werden. Zu riskant. Es ist zum Heulen. Kisten mit teurem Orangensaft, Kartons mit Schokolade, Spaghettisoße, Reis, Nüsse, Trockenobst, Dosensuppen und so weiter. Und wir müssen so gut wie alles dalassen. Ich stopfe mir die Taschen mit Schokoriegeln und Whiskyfläschchen voll, aber ich kriege nicht viel unter.
»Ich nehm die hier mit.« Devil wuchtet sich die Wodkakiste auf die Schulter.
»Die passt nicht aufs Moped«, wende ich ein.
»Das passt schon.« Als ich eben von der Ladefläche springen will, sticht mir ein Karton
Jammy Dodgers
ins Auge, meine Lieblingskekse. Mir ist zwar immer noch kotzübel, aber ich bringe es nicht übers Herz, die dazulassen.
Notgedrungen lassen wir den Laster einfach auf der Wiese stehen. Wir haben eine ziemliche Sauerei veranstaltet, aber die meisten Paletten sind noch heil. Ich kriege mich immer noch nicht wieder ein, dass wir keine Tüten eingesteckt haben. Wir ziehen das Moped aus der Hecke und schieben es auf die Straße. Devil lässt mich fahren. Er sitzt hinter mir, gluckert Wodka und balanciert die Kiste |59| mit den übrigen Flaschen auf dem Schoß. Eine harte Ecke bohrt sich mir in die Rippen. Meine
Jammy Dodgers
sind hinten auf dem Gepäckträger festgebunden. Hoffentlich fallen sie nicht runter. Es ist echt nicht zu fassen, dass wir den schönen Laster stehen lassen müssen. Von der Ladung könnte sich meine Familie jahrelang ernähren.
Wir brettern über die nassen Straßen nach Hause. Wir sind bester Laune, johlen und lachen. Was für ein Ding! Ich kann’s kaum glauben, dass alles dermaßen glattgegangen ist. (Abgesehen davon, dass wir im Matsch stecken geblieben sind und ich vergessen habe, Tüten mitzunehmen.)
Zu Hause stelle ich Oma drei Packungen
Jammy Dodgers
in die Küche.
Mum lege ich einen Schokoriegel aufs Bett.
Bin ich nicht ein netter Kerl?
Der Abend vergeht und niemand steht vor der Tür.
Ich dachte schon, wir hätten’s geschafft.
|60| Fünf
Nachts wird mir schlecht. Ich muss nur ein paar Mal kotzen, aber ich hab Bauchschmerzen und mir ist sauübel. Ich mag mich nicht bewegen. Wieso hab ich bloß diesen ganzen Mist gefressen? Kann man an einer Überdosis Zucker sterben? Aber als ich morgens aufwache, geht’s mir super. Ich glaube, ich kann sogar zur Schule gehen. Ich hab keine Lust, dass die Bullen hier aufkreuzen. Außerdem will ich ja nicht mit dem Stoff hinterherhinken, stimmt’s?
Um halb acht mache ich meine Zimmertür auf und bücke mich nach dem Stapel frisch gebügelter Klamotten, der wie üblich auf dem Flurläufer liegt: Jackett, Hemd, Hose, schwarze Socken, gewienerte schwarze Halbschuhe und karierte Boxershorts. Oma legt jeden Morgen meine Schuluniform zurecht, in der Hoffnung, dass ich zur Schule gehe. Die Boxershorts brauche ich nicht. Ich ziehe lieber meine schwarzen von
Calvin Klein
an. Die Schuhe hab ich noch nie getragen, kein einziges Mal. Oma ist vor zwei Jahren damit angekommen, aber ich hab die Dinger nicht mal anprobiert. Inzwischen sind sie mir drei Nummern zu klein. Oma weiß das auch. Wahrscheinlich braucht sie das Gefühl, dass sie alles Menschenmögliche |61| tut, um mich auf der Spur zu halten, aber es bringt überhaupt nichts, Geld für Schuhe auszugeben, die ich doch nicht anziehe. Schon vor einem Jahr oder so habe ich
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