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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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wer dazwischengeht. Ich hocke mich aufs Geländer und bin schwer enttäuscht, als sich ein Trupp Wärter einen Weg durch die Schaulustigen bahnt.
    |113| Es ist ziemlich spannend, das Ganze von hier oben zu beobachten. Manche Wärter haben anscheinend überhaupt keinen Plan, wie sie vorgehen sollen. Ronnie und sein Kumpel Harold stapfen mittendurch und schubsen die Jungs links und rechts weg, um zu den Kampfhähnen vorzudringen, aber Gilbert und Francesca schwenken bloß die Arme und brüllen rum. Keiner achtet auf die beiden, obwohl Gilbert ziemlich kräftig ist. Sie haben sogar den Drogenhund Snoopy mitgebracht, aber der freut sich so, alle seine alten Freunde wiederzusehen, dass er bloß kurz kläfft und mit dem Schwanz wedelt.
    Als die beiden getrennt werden, sehe ich, dass Kieran am Auge blutet. Simon hat nicht mal ’nen Kratzer abgekriegt. Sogar von hier oben erkennt man, dass er puterrot im Gesicht ist, als ob er gleich explodiert.
    Es klingelt zum Einschluss und ich verziehe mich in meine Zelle, bevor die Wärter unruhig werden. Ich angle Lennys Brief aus dem Papierkorb und streiche die Blätter glatt. Dann lese ich ihn mir mehrmals durch.
Ich bin hergekommen, weil ich Dich persönlich kennenlernen wollte
.
    Was will der Typ von mir? Will er sich bedanken, dass ich ihm geschrieben habe, auch wenn ich ihn in meinen Briefen angelogen habe? Oder geht es in Wahrheit um etwas anderes?
     
    In der nächsten Woche gibt es kein anderes Gesprächsthema als die Prügelei. Offenbar hat niemand eine Ahnung, worum es dabei überhaupt ging, man weiß nur, dass Simon unter Sonderaufsicht gestellt ist und dass Kieran |114| nicht mehr mit ihm redet. Halleluja! Das bedeutet, dass ich mir in Ruhe den Kopf über Lenny Darling und meinen nicht vorhandenen Verhandlungstermin zerbrechen kann, ohne dauernd über die Schulter zu schielen.
    Und ich zerbreche mir echt den Kopf über Lenny Darling. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum er hergekommen ist und was er noch mit mir zu tun haben will. Nachts liege ich wach und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich denke dran, dass die Familie des Opfers gegen Lennys Entlassung protestiert hat. Was würden die mir jetzt wohl raten?
    Ein paar Tage drauf kriege ich es echt mit der Angst zu tun. Ronnie kommt mit einem fetten Paket in meine Zelle. Erst denke ich, es ist von Lenny, aber als ich es aufmache, ist ein Mathebuch drin, ein paar Erdkunde-Arbeitsbögen und ein Buch namens
Der Fänger im Roggen
, das wir für den Unterricht lesen sollen, und an den Buchdeckel ist mit einer Büroklammer eine Liste von Aufsatzthemen geheftet. Dazu zwei neue Hefte, drei Kugelschreiber, ein paar Briefmarken und ein Zettel.
     
    Schulzentrum Bexton
    Canal Road Bexton
    Lieber Chas,
    es würde sich lohnen, wenn Du Deine Schularbeiten während Deines Aufenthalts in Bevanport weiterführst. Ich habe mit der Leitung ausgehandelt, dass Du die
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Bücherei auch über die offizielle Freizeit hinaus benutzen darfst, solange Du dort etwas für die Schule tust. Nimm diese Gelegenheit bitte wahr, Chas, Du hast nur diese eine Chance. Ich möchte, dass Du bis nächsten Montag das Mathebuch bis Seite 56 durcharbeitest. Schick mir die Lösungen an obige Anschrift. Ebenfalls bis nächsten Montag möchte Miss Cartwright von Dir einen Aufsatz (1500   Wörter) über den beiliegenden Roman. Nächste Woche bekommst Du noch mehr Aufgaben. Wenn Du Dich ranhältst, kannst Du immer noch einen akzeptablen Abschluss schaffen. Wir könnten sogar beantragen, dass Du die Abschlussprüfungen mitschreiben darfst, falls Du dann noch einsitzen musst.
    Pass auf Dich auf,
    Mr Fuller
     
    Es denkt also noch jemand außer Lenny Darling an mich. Okay, es ist bloß ein Lehrer, aber immerhin. Ich freue mich so, dass ich mir fest vornehme, die Hausaufgaben zu machen. Was bringt es auch, sich jahrelang in die Schule zu quälen und dann alles hinzuschmeißen? Außerdem habe ich hier sowieso nichts Besseres zu tun und die Aussicht auf mehr Freizeit klingt auch nicht schlecht.
    Gleich nach dem Mittagessen mache ich ein paar Seiten Mathe. Anfangs kann ich mich kaum konzentrieren. Andauernd reißt mich das pausenlose Gebrüll und Geschepper wieder raus. Aber als die Knastklingel schrillt, habe ich immerhin drei Seiten geschafft und eine ganze Stunde ist rum. Die Woche drauf schufte ich wie blöd. In Mathe |116| komme ich sogar weiter als bis Seite 56 und ich lese den
Fänger im Roggen
von Anfang bis Ende durch. Der Typ in dem Buch

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