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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ist, lässt sie ihn nicht ins Haus. Aber das ist heikel. Ich will nicht, dass sie Mum deswegen fertigmacht. Unter allen Sterblichen hat sich Lenny Darling ausgerechnet mich ausgesucht, um nach seiner Entlassung bei mir aufzukreuzen. Aber vielleicht sagt er ja die Wahrheit und wünscht sich tatsächlich nur einen Freund. In dem Fall benehme ich mich ziemlich arschig. Trotzdem – ich hab ihn in meinen Briefen angelogen. Vielleicht hat er ja auch eine Stinkwut auf mich.
    Manchmal hat es seine Vorteile, wohlverwahrt im Kittchen zu sitzen. Wenigstens kriegt er mich hier nicht.
     
    Es wird Morgen und ich muss dringend aufs Klo. Verdammter Mist. Wenn Devil wach wird, sieht er mich dabei. Es wird schon hell, dabei ist es erst halb fünf. Vielleicht warte ich lieber, bis er aufgewacht ist, dann kann ich ihn wenigstens vorwarnen. Die Zelle ist kaum größer als meine vorige und das Klo steht, na ja, mittendrin. Es sieht aus, als wäre mal eine Art Wandschirm drumrum gewesen, aber der wurde anscheinend rausgerissen. Am liebsten wär ich wieder in meiner alten Zelle.
    Nein. Es hilft nichts. Ich muss zu dringend. Über Mörder |124| nachzugrübeln hat mir auf die Verdauung geschlagen.
    Ich hocke mich über die Schüssel und schiele zu Devil rüber, in der Hoffnung, dass er nicht aufwacht. Ich bin fast fertig und denke schon, ich hab’s geschafft, da gähnt Devil, dreht sich um und macht die Augen auf. Er sieht mich auf dem Klo sitzen, macht die Augen wieder zu und dreht sich wieder zur Wand.
    Aber passiert ist passiert und mein Geschäft bleibt unvollendet.
    Ich will hier raus, verdammt noch mal! Ich ziehe die Hose wieder hoch und klettere mit wackligen Beinen die Leiter hoch in mein Bett. Der Bauch tut mir weh, der Kopf tut mir weh und ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich machen soll.
     
    Ich sitze am Tisch, kaue am Stift und zähle die Glockenschläge. Endlich ist es acht.
    »Frühstück, Dev.«
    Devil setzt sich auf und mustert mich verschlafen. Er sieht schauderhaft aus.
    »Du hast jetzt«, ich werfe einen Blick auf die Knastuhr, »sechzehn Stunden und sechsundvierzig Minuten gepennt.«
    Devil gähnt, kratzt sich den Kopf und steht auf. Er ist schon so kein besonders schöner Anblick, aber jetzt, wo ihm das ganze Haar platt an einer Wange klebt und er dick verschwollene Augen hat, sieht er aus wie der Hauptdarsteller in einem Zombie-Film.
    |125| »Haste was zu futtern?«
    Ich erzähle ihm, dass wir Punkt Viertel nach acht beim Frühstück zu erscheinen haben, dass man sich so viel wie möglich aufs Tablett packt und sich auf keinen Fall an den hintersten Tisch setzt.
    Devil hebt die Hand. »Schon gut«, brummt er, dann zieht er ein verwundertes Gesicht, dass ich am Tisch sitze und vor mich hin kritzle.
    »Was machst du da?«
    »Ich schreib einen Brief. Hiev deinen Hintern aus dem Bett, oder soll Ronnie dir reintreten?«
    Uff – er steht tatsächlich auf, geht zum Waschbecken und klatscht sich Wasser ins Gesicht. Ich unterschreibe den Brief und lese mir das Ganze noch mal durch.
     
    Jugendstrafanstalt Bevanport
    Bevanport
    Lieber Lenny,
    jetzt, wo Sie wieder frei sind, brauche ich Ihnen ja nicht mehr zu schreiben. Tut mir leid, dass ich mich für meine Mutter ausgegeben habe. Sie hat mit der Sache nichts zu tun und es wäre gut, wenn sie auch nichts davon mitkriegt. Sie ist nicht ganz richtig im Kopf. Verabreden Sie sich bitte nicht mehr mit ihr. Wenn sie sich zu sehr aufregt, dreht sie durch. Es wäre das Beste für sie, wenn Sie sich nicht mehr bei ihr melden.
    Gruß,
    Chas Parsons
    |126|
PS: Bitte schreiben Sie mir auch nicht mehr. Ich bin schließlich nicht zum Tode verurteilt.
     
    Beim Frühstück sitze ich wie auf Kohlen, weil ich Schiss habe, dass Devil irgendwann ausrastet, aber er stellt sich ohne irgendwelche Mätzchen hinter mir in die Schlange, nimmt sein Frühstück und setzt sich mir gegenüber. Er guckt die meiste Zeit auf seinen Teller, nur ab und zu schaut er sich unauffällig um und fragt mit gesenkter Stimme Sachen wie:
    Wer ist der hässliche Blonde mit dem Veilchen?
    Wann gibt’s eigentlich Mittagessen?
    Welcher von denen ist ’n Spitzel?
    Von wem kann man Tabak schnorren?
    Ich beantworte die Fragen, so gut ich kann, und kläre ihn über den Tagesablauf auf.
    »Wie, wir müssen um acht ins Bett? Zu Hause steh ich manchmal erst um acht auf.«
    »Man muss um halb acht wieder in der Zelle sein. Die meisten Wärter haben um acht Schichtende und werden ziemlich sauer, wenn noch irgendwer draußen

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