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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ist ganz schön schräg drauf. Er versucht, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Ich wähle ihn als Aufsatzthema –
Ist Holden Caulfield ein Held?
–, wobei ich ziemlichen Schrott fabriziere. Dann schicke ich Fuller den Packen. Zwei Tage drauf kommt Ronnie um die Zeit, wo die Post ausgeteilt wird, schon wieder den Flur zu meiner Zelle entlang. Er hat etwas für mich, aber nichts von der Schule.
    Es ist noch ein Brief von Lenny.
     
    Marsh View Hotel
    Bexton
    Lieber Chas!
    Ja, es ist grässlich im Gefängnis, stimmt’s? Aber Du darfst wenigstens davon ausgehen, dass Du nicht von Staats wegen umgebracht wirst.
     
    Da bin ich nicht so sicher. Er sollte mal ein paar von unseren Wärtern sehen.
     
    Mein Rat lautet daher, dass Du Dich vor schlechter Gesellschaft hüten solltest, denn Du willst Dich doch nicht noch tiefer reinreiten. Erfreulicherweise hat man mich hier in Bexton ungewöhnlich herzlich aufgenommen. So etwas hatte ich gar nicht erwartet.
     
    Hä?
     
    |117|
Meine Entscheidung, mich eine Weile hier aufzuhalten, war offenbar nicht die schlechteste. Und das soll auch so bleiben. Sodass ich Dich um etwas bitten möchte. Sicherlich überrascht es Dich nicht, dass ich noch niemandem von meiner Knastvergangenheit erzählt habe, auch nicht Deiner Mutter. Sogar meinen Vornamen habe ich geändert. Tatsächlich geht es mir darum, dass mir die Leute unvoreingenommen entgegentreten, verstehst Du? Es ist nämlich so eine Sache mit der Freiheit, sie ist ein zweischneidiges Schwert, und ich möchte nicht irgendwann noch verachteter und einsamer dastehen als seinerzeit in der Haft. Richtig, ich wollte Dich bitten, ob Du ebenfalls ein paar Monate dichthalten könntest, was mich betrifft? Bei mir verhält es sich nämlich so, dass ich meine ehemaligen Freunde aus den Augen verloren habe und meine Angehörigen nicht mehr am Leben sind. Es wäre mir darum sehr wichtig.
     
    Sie sind nicht mehr am Leben! Ach nee! Und wieso nicht??
     
    Noch einmal von vorn anzufangen, ist ein merkwürdiges und oftmals beängstigendes Unterfangen, darum bitte ich Dich um Deine Mithilfe.
    Aufrichtig,
    Lenny Darling
     
    Ich will ihm aber nicht helfen, ob er nun unschuldig ist oder nicht. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich |118| habe Angst um meine Mutter. Mir war’s lieber, als er noch meilenweit weg hinter Schloss und Riegel saß.
    Ich stehe am Zellenfenster und lese mir den Brief zum zigtausendsten Mal durch, als plötzlich die Tür aufgeht und unsere liebreizende Wärterin Francesca reinkommt.
    »Du wirst verlegt. Pack deine Sachen zusammen.«
    »Was? Jetzt gleich?«
    »Sofort.«
    Sie versucht, energisch zu sein. Das nervt.
    »Ich hab doch gar nichts gemacht.«
    »Ist auch keine Strafmaßnahme«, erwidert Francesca. »Los jetzt. Ich helf dir.« Sie schüttelt eine Mülltüte aus und fängt an, mein Zeug reinzustopfen.
    »Warum denn?« Ich stehe da wie der letzte Trottel.
    »Du wirst in eine Doppelzelle verlegt.« Sie nimmt meine Papageientaucher-Karte von der Wand und steckt sie in den Müllsack.
    »Ich muss die Zelle mit jemand teilen?«
    Was soll ich davon halten? Wenn ich zu einem coolen Typen komme, ist es ja okay, aber wenn sie mich zu so einem Tier stecken? Wie soll ich es aushalten, mit einem anderen Menschen stundenlang, tagelang auf engstem Raum zusammengepfercht zu hausen? Allein kann man sich wenigstens mal von allem erholen.
    »Beeil dich, in fünf Minuten kommt die Putzfrau und will deine Zelle sauber machen«, sagt Francesca.
    Erstaunlich, wie viel Kram sich während meines Aufenthalts angesammelt hat. Trotzdem dauert es nicht lange, alles im Müllsack zu verstauen.
    |119| »Komm ich in einen anderen Trakt?«, erkundige ich mich. Hoffentlich nicht. Jetzt, wo Kieran weg ist, ist es hier gar nicht so übel. Ich habe sogar ein paar Leute gefunden, mit denen ich mich unterhalten kann, wenn wir Freizeit haben. Aber ich komme nur eins tiefer, wo die Doppelzellen sind. Francesca macht die Tür auf.
    »Nach dir.« Sie schiebt mich vor sich her.
    Ich lasse den Müllsack auf den Boden plumpsen.
    Die Zelle ist ein bisschen größer als meine alte. Nach einem Blick aus dem Fenster stelle ich erleichtert fest, dass ich das Meer immer noch sehen kann, wenn auch nicht mehr so gut. Dafür kann man von hier aus prima den ganzen Hof überblicken. Ich belege das untere Bett, indem ich meine Sachen draufwerfe.
    »Dein Zimmergenosse kommt auch gleich«, verkündet Francesca. »Er ist eben hier eingetroffen. Hilf ihm ein bisschen,

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