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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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rumgeistert.«
    Wenn ich am Anfang jemanden gehabt hätte, der mir sagt, wie der Laden läuft, wär ich froh gewesen. Devil weiß nicht, was er für ein Schwein hat.
    Als Freizeit ist, rechne ich damit, dass Devil rumschlendert und Bekanntschaften schließt, aber er sitzt einfach nur neben mir auf der Bank und stellt mit seiner komischen gedämpften Stimme noch mehr Fragen.
    Wer von denen hat das dickste Ding gedreht?
    |127|
Ist dir schon mal einer dumm gekommen?
    Welcher von den Wärtern ist der fieseste?
    Anschließend überlasse ich ihn eine Weile sich selber und gehe in den Knastladen, einen Briefumschlag kaufen. Simon bedient. Wie stellen die es an, dass er sich nicht die ganze Kohle untern Nagel reißt? Er mustert mich von oben bis unten.
    »Wie man hört, kriegst du Briefe. Von ’nem Typen.«
    Wenn die mich hier drin für schwul halten, bin ich geliefert.
    »Ist ’n Freund von meiner Mum. Außerdem geht dich das nichts an.« Ich lege das Geld hin. »Gib mir ’nen Umschlag.«
    »Wieso schreibt er dann dir? Und wozu brauchst du ’nen Umschlag? Willst du ihm einen Liebesbrief schreiben?«
    So was darf auf gar keinen Fall die Runde machen! Am liebsten würde ich Simon sagen, wo er sich den Umschlag hinstecken kann. Andrerseits will ich hier heil und gesund wieder rauskommen, darum zeige ich ihm den Brief.
    Zu meiner Überraschung liest er ihn laut. Es dauert, aber er macht keine Fehler. Ich staune, dass er überhaupt lesen kann.
    »Wieso schreibst du dem Typen dann überhaupt?«, fragt er. Er legt den Umschlag auf den Tresen und ich nehme ihn an mich.
    Mir fällt keine gute Lüge ein, darum sage ich die Wahrheit.
    »Er hat in Amerika in der Todeszelle gesessen. Ich hab ihm geschrieben, weil ich’s cool fand.«
    |128| Jetzt ist Simon ganz Ohr. »Todeszelle. Krass.« Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Aber wieso schreibst du ihm?«
    Darüber denke ich einen Augenblick nach. Warum habe ich überhaupt damit angefangen? Weil ich mal einen Brief von einem echten Mörder bekommen wollte? Oder war mein Leben so öde, dass ich ein bisschen Nervenkitzel brauchte? Oder fand ich Lenny cool? Wollte ich sichergehen, dass mir jemand zurückschreibt?
    Ich zucke die Achseln. »Weil er ein Mörder ist. Ist immer nützlich, solche Leute zu kennen. Außerdem wollte ich wissen, wie’s im Todestrakt so zugeht.«
    Simon zieht die Augenbrauen hoch. Inzwischen hat sich hinter mir eine Schlange gebildet. Alle hören zu, aber das ist mir egal.
    »Warum? Hast du Schiss, dass du auch mal da landest?«, fragt Simon.
    Dazu sage ich lieber nichts. Ich nehme meinen Umschlag und winke Simon.
    »Mach’s gut, Simon«, sage ich lässig. »Ach ja, und richte deinem Kumpel Ronnie aus, er soll seine Nase nicht in meine Sachen stecken, ja? Sonst erzähl ich allen, dass du für die Wärter spitzelst.«
    Aus der Schlange hinter mir kommt Gekicher.
    »Ronnie ist nicht mein Kumpel!«, widerspricht Simon schnell.
    Ich gehe mit hoch erhobenem Kopf zurück in meine Zelle.
    Devil ist auch wieder da. Man hört ihn schon vom Gang |129| aus schnarchen. Unglaublich, dass der Typ schon wieder pennt. Und ich dachte immer, der schläft nie. Lexi sieht bestimmt umwerfend aus, wenn sie im Bett liegt: Ihr Haar ist über das ganze Kissen ausgebreitet und ihr Busen geht rauf und runter, rauf und runter   …
    Komisch, dass Geschwister grundverschieden sein können, obwohl sie dieselben Eltern haben. Wie Lexi und Devil. Lexi geht, soweit ich weiß, jeden Tag zur Schule. Wahrscheinlich deshalb, weil Juby durchdrehen würde, wenn sie irgendwelchen Mist baut. Er ist superstolz auf seine Tochter. Sie tut mir richtig leid. Wer will schon von einem Rottweiler wie Juby auf Schritt und Tritt bewacht werden? Die Kleine muss dringend mal raus und ein bisschen Spaß haben (am besten mit mir).
    Später, beim nachmittäglichen Einschluss, als Devil schläft und ich die Möwen vor dem Fenster beobachte, kommt Francesca rein.
    »Du hast Besuch«, sagt sie. »Aber beeil dich, sie ist grade erst gekommen und die Besuchszeit ist in einer Viertelstunde um.«
    Ich? Wer will mich denn besuchen? Oma würde nie im Leben einen Knast betreten, und Mum ist zu sehr durch den Wind, um überhaupt herzufinden. Dann ist es vielleicht Lexi.
    Lexi, Lexi, Lexi!
    Ich komme!

|130| Zehn
    Am liebsten würde ich den Weg zum Besuchsraum im Laufschritt zurücklegen, aber das geht nicht, weil Francesca mich begleitet. Vielleicht ist es ja ein Irrtum. Hat sich tatsächlich irgendwer

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