Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
schon gehört«, erwidert er und glotzt vor sich hin. Er hört nicht zu. Er ist ganz woanders.
    »Lenny will mit mir ausgehen«, verkündet Mum stolz. »Wir gehen in die
Gilded Lady
essen.«
    Lenny sieht superscheiße aus.
    »Was ist los mit Ihnen?« Ich muss ihn einfach fragen. »Ihnen ist nicht zufällig Devil über den Weg gelaufen?«
    »Lass das, Chas!« Mum schielt nervös zu Lenny rüber.
    |240| Der stiert zurück. »Dein Sohn mag mich nicht, Caroline.«
    »Das tut mir furchtbar leid.« Mum funkelt mich böse an.
    »Wo ist Oma?« Ich würdige Lenny keines Blickes. Es passt mir nicht, wie er mit Mum redet.
    »Bei Dolores.«
    Lenny steht auf. Er geht zur Spüle und klatscht sich kaltes Wasser ins Gesicht, dabei haut er sich die Hand am Wasserhahn an. Eine dünne Blutspur erscheint auf seinem Handrücken und er flucht.
    »Kleines Alkoholproblem?«, erkundige ich mich.
    »Chas!«, sagt Mum. Sie sieht aus, als ob sie entweder gleich losheult oder mir eine scheuert.
    Lenny trinkt einen Riesenschluck Tee und knallt die Tasse auf den Tisch.
    »Ich bin fix und fertig, weil ich die ganze Nacht auf war. Mein Kollege ist überraschend krank geworden und ich musste seine Schicht übernehmen. Während der Schicht sind meine werten Arbeitgeber auf einmal zu dem Schluss gekommen, dass ich als Blitzkurier noch besser eingesetzt wäre, und zu dieser Tätigkeit gehört es, um vier Uhr morgens nach Bristol zu fahren, und zu guter Letzt kam gegen Ende dieser Marathonschicht, die ohnehin nicht eben zu den anregendsten Beschäftigungen gehört, auch noch die P-Polizei und hat mich zum Verschwinden von Devlin Juby befragt.«
    Großer Gott, ich glaub’s nicht, was ich höre. Devil ist nicht mal einen Tag weg und schon schnüffeln die Bullen überall rum.
    |241| »Reine Routine«, fährt Lenny fort, »bei jemandem mit meiner bewegten Vergangenheit. Trotzdem weckt eine polizeiliche Befragung, wie du dir vielleicht denken kannst, auch wenn ich dir da womöglich größere Intelligenz unterstelle, als du besitzt, bei mir nicht eben positive Erinnerungen.« Er trinkt noch einen Schluck Tee und mir fällt auf, dass seine Hand zittert. Soviel ich weiß, ist Lenny Devil noch nie begegnet.
    »Heißt das, die Bullen glauben, dass Sie Devil etwas angetan haben?«
    Lenny schnaubt verächtlich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand einem Jugendlichen etwas antun kann«, sagt er an meine Mutter gewandt. »Die jungen Leute sind doch allesamt so f-feinfühlig und liebenswürdig.«
    »Geh am besten gar nicht auf Chas ein«, erwidert Mum. »Das bringt nichts.«
    Mir wird ganz schlecht davon, wie sie ihm in den Hintern kriecht. Ich kann gar nicht hinsehen.
    »Wollen wir los?«, fragt Lenny. »Ich bin hier offensichtlich unerwünscht und ungezogene Kinder kann ich nicht leiden.«
    Ich bin kein Kind. Ich werde in drei Wochen sechzehn.
    Mum macht den Mund auf und klappt ihn wieder zu.
    »Ich hol meinen Mantel«, sagt sie dann.
    »Es ist warm«, sagt Lenny. »Du brauchst keinen.« Er schlingt den Rest von seinem Kuchen runter. »Das Gefängnis scheint deinen Sohn nicht besonders beeindruckt zu haben. Es mangelt ihm an jeglicher Achtung vor Erwachsenen.« Er wischt sich mit der Hand den Mund. »Hat |242| der Kleine irgendwann in seinem Leben eine nennenswerte Erziehung genossen?«
    »Lassen Sie den Quatsch. Sie sind nicht mein Dad«, brummle ich.
    Ich spüre Lennys Blick auf mir ruhen.
    »Ein Glück«, sagt er. »Das wäre nun wirklich das Letzte, worum ich mich reißen würde.«
     
    Mum und Lenny sind ungefähr eine Stunde weg, als mein Handy klingelt. Es ist eine SMS von Lexi.
     
    kein devlin
    dad ist unterwegs
     
    Wenigstens warnt sie mich – anscheinend bin ich ihr doch nicht ganz gleichgültig. Ich verstecke alle Küchenmesser und vergewissere mich, dass ich das Handy griffbereit in der Tasche habe. Ich mache alle Lichter an und die Fenster auf, damit mich die Nachbarn hören, wenn ich schreie. Ich komme mir vor wie einer von den Jugendlichen in dem alten Film
The Lost Boys
, wo alle durcheinanderlaufen und das Haus verrammeln, weil nach Sonnenuntergang die Vampire kommen.
    Ich sitze am Küchentisch und warte. Am liebsten würde ich abhauen. Aber ich kann mich nicht mein Leben lang verstecken, oder? Ich muss da durch. Ich hoffe bloß, mir fällt irgendwas ein. Als ich das Gartentor klappern höre und schwere Schritte den Weg entlangkommen, beiße ich die Zähne zusammen.
    |243|
POMM.   POMM.   POMM.
    Er ist da.
    Ich mache die Tür

Weitere Kostenlose Bücher