Voellig durchgeknallt
red nie mehr mit dir.«
Das ist ein bisschen heftig. Ich hab mich doch nur mit ihrem Bruder gekloppt und der hat mich vor ein paar Wochen übel verdroschen.
»Aber Lexi …«
Sie schließt auf, geht rein und knallt mir die Tür vor der Nase zu.
|232| Neunzehn
Aus Lexis Wunsch, mich nie wiederzusehen, wird leider nichts, denn am nächsten Tag ist Samstag, wie so oft nach einem Freitag, und da müssen wir wieder gemeinnützige Arbeit leisten. Ich habe Anweisung von Tony, auf dem Spielplatz im Park zu erscheinen und, wer hätte das gedacht, alte Klamotten anzuziehen.
Ich bin rechtzeitig da und sehe Tony auch schon auf einer Schaukel sitzen, aber von Lexi keine Spur. Ich hatte schon überlegt, ob ich sie von unterwegs anrufe, hab mich aber nicht getraut. Heute Vormittag haben wir ja mehr als genug Zeit zum Reden.
Gestern Abend auf dem Heimweg war ich ziemlich stinkig. Ich meine, ich war echt froh, dass ich tatsächlich mit Lexi Juby geknutscht habe und dass ich Devil verdroschen habe. Der Angeber in mir hätte am liebsten alle meine Kumpels angerufen und es ihnen erzählt. Oder eher: alle meine Kumpels außer Devil. Andererseits hab ich mich voll mies gefühlt, weil ich die Sache mit Lexi versaut hab, bevor sie richtig angefangen hat. Aber es war nicht meine Schuld. Devil hat als Erster zugeschlagen.
Als Tony mich kommen sieht, blickt er von seiner Zeitung auf und rutscht von der Schaukel.
|233| »Heute streichen wir den Zaun«, verkündet er. »Ich will, dass der ganze Zaun bis Mittag fertig ist, sonst gehst du nicht nach Hause.«
Tony lässt heute den Macker raushängen.
»Ebenfalls guten Morgen, Tony«, antworte ich.
Ich nehme den Topf rote Farbe und den Pinsel, die er mir hinhält, und gehe ans Ende des Zauns. Der Park ist noch ganz leer. Es ist erst halb neun. Nebelschwaden wehen über die Wiese, obwohl der Himmel schon blau ist und die Sonne scheint.
»Wo bleibt deine Freundin?«, fragt Tony. »Sie ist schon zehn Minuten zu spät dran.«
Ich zucke die Achseln. Ich wüsste selber gern, wo sie bleibt.
Die alte Farbe blättert von den Eisenstangen ab. Wenn ich einfach drüberpinsle, sieht es beschissen aus und hält nicht lange.
»Wir müssen vorher die alte Farbe mit einer Drahtbürste runterschrubben, Tony«, sage ich.
»Nein.« Tony hat schon mit Streichen angefangen. »Lass die Verzögerungstaktik und leg los.«
»Aber dann wird’s Pfusch.«
»Mach einfach, Chas.«
Ich glaube, die wollen uns nur bestrafen, indem sie uns irgendwas arbeiten lassen. Was wir da eigentlich tun, ist ihnen schnurz. Es zieht einen ziemlich runter, wenn man etwas macht, wovon man schon vorher weiß, dass es nichts bringt.
Ich streiche brav den zehnten Pfosten und es toben |234| schon haufenweise Kinder auf der Rutsche rum und versuchen, sich das Genick zu brechen, als Lexi schließlich auftaucht.
»Na endlich«, sagt Tony. »Dir ist klar, dass das hinterher in deinem Bericht steht, oder?«
Lexi ignoriert ihn und kommt schnurstracks auf mich zu. Vielleicht hat sie mir ja verziehen. Vielleicht kriege ich einen wunderbaren Lexi-Kuss.
»Wo ist er?«, fragt sie.
Sie wirkt müde und ihre sonst so schönen Haare sehen geradezu … ungewaschen aus. Sie trägt eine olle Jogginghose und ein schlabbriges graues Sweatshirt. Ich bin erschüttert. Sonst ist Lexi immer supergepflegt.
»Du redest also nicht mehr mit mir, ja?« Ich grinse sie an, in der Hoffnung, dass sie zurückgrinst.
Fehlanzeige. »Spuck’s aus, ich weiß, dass du was weißt.«
Ich schüttle den Kopf. »Keine Ahnung, Schatz.«
»Devlin ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen«, sagt sie. Da drückt ihr Tony Pinsel und Farbe in die Hand und sagt, dass sie am anderen Zaunende anfangen soll.
»Ich hab ihn seit unserer … kleinen Auseinandersetzung gestern nicht mehr gesehen«, sage ich.
»Los jetzt!«, befiehlt Tony und Lexi schlurft los, wirft mir aber noch einen finsteren Blick zu.
»Ihr beide seid ja heute Morgen super drauf«, sage ich.
Ich tunke meinen Pinsel in den Topf und klatsche die Farbe aufs Metall. Rote Tropfen fallen ins Gras. »DEM PASSIERT SCHON NIX«, rufe ich Lexi zu. »BLEIBT ER DENN SONST NIE ÜBER NACHT WEG?«
|235| »MANCHMAL SCHON«, ruft Lexi zurück. »ABER NICHT, NACHDEM IHM IRGENDEIN VOLLIDIOT DEN SCHÄDEL EINGETRETEN HAT.«
»JETZT REICHT’S!«, brüllt Tony.
»Wir arbeiten doch beide«, verteidige ich mich. »Was man von Ihnen nicht behaupten kann.«
Ich wende mich wieder Lexi zu. »TUT MIR LEID, SCHATZ, ICH
Weitere Kostenlose Bücher