Voellig durchgeknallt
HAB KEINE AHNUNG, WO ER STECKT …«
»NENN MICH NICHT ›SCHATZ‹!«, ruft Lexi.
Daraufhin platzt Tony der Kragen, was nicht wirklich beängstigend ist, trotzdem halte ich mich ab da zurück, nicht dass ihn noch der Schlag trifft.
Ich mache mir um Devil keine Sorgen. Er ist ein großer Junge und kann allein auf sich aufpassen.
In der Frühstückspause fängt Lexi wieder an. »Wie schlimm hast du ihn denn erwischt?«
»So schlimm, wie er mich erwischt hat.«
Sie nimmt einen Schluck und spuckt den Tee ins Gras.
»Eklig, was?«, sage ich. »Ich glaub, die wollen uns vergiften.«
»Ich hab mir die Zunge verbrannt.« Lexi hat Tränen in den Augen. Sie macht sich echt Sorgen wegen ihrem Bruder.
»Der taucht schon wieder auf, wie sonst auch«, sage ich beschwichtigend. »Devil zieht doch öfter mal um die Häuser und ist noch nie länger als vierundzwanzig Stunden weggeblieben.«
Lexi wirft mir einen schiefen Blick zu. »Ich hab trotzdem |236| ein blödes Gefühl.« Sie sieht mich richtig an. »Dad hat schon überlegt, ob er die Polizei anrufen soll.«
Auf einmal bin ich hellwach. Wenn Killer-Juby freiwillig die Bullen rufen will, macht er sich wirklich Sorgen.
»Ach du Scheiße«, sage ich.
»Ich muss Dad von eurer Schlägerei erzählen, Chas.«
»Wozu? Das war doch bloß ’ne harmlose Klopperei.«
»Schon. Aber danach ist mein Bruder verschwunden.«
Will sie ihrem Dad etwa auch erzählen, weshalb ihr Bruder auf mich losgegangen ist?
Als der Vormittag um ist, haben wir den halben Zaun gestrichen und Tony ist zufrieden. Wir dürfen gehen. Ich frage Lexi, ob sie nach Hause will, aber sie nuschelt irgendwas von »bin noch verabredet« und stiefelt in Richtung Park. Sie ist wie ausgewechselt, gar nicht mehr die Lexi von gestern. Sogar Tony fällt etwas auf.
»Irgendwas ist ihr über die Leber gelaufen«, meint er. »Mir soll’s recht sein, dann hab ich’s leichter mit euch beiden.«
Ich lasse ihm meinen Pinsel vor die Füße fallen und gehe. Im Laufen schreibe ich Devil eine SMS.
wo steckst du flasche? alle flippen aus wegen dir
Ich bekomme keine Antwort. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass ihm irgendwas passiert ist, trotzdem meldet sich in meinem Hinterkopf ein leiser Zweifel. Wenn er bei unserer Prügelei nun richtig was abgekriegt hat und jetzt in irgendeinem Graben liegt und am Verrecken ist?
|237| Ich versuche mir einzureden, dass das ausgeschlossen ist, dass ich schon einen Schlagring bräuchte, um Devlin Juby ernsthaft zu verletzen. Trotzdem wär’s mir lieber, er würde wieder auftauchen.
|238| Zwanzig
Als ich wieder zu Hause bin, bleibe ich draußen vor der Küche stehen und horche.
Mum ist nicht allein, Lenny ist da. Schon wieder. Das ist jetzt das zweite Mal in drei Tagen. Worüber unterhalten sich die beiden bloß? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie irgendwelche gemeinsamen Interessen haben. Lenny klingt genervt. Er redet lauter als sonst.
»Das muss ich mir jetzt wirklich nicht anhören, Caroline!«
Will er sie anmachen?
Ich gehe rein.
Mum wuselt rum und macht Tee, und auf der Arbeitsplatte steht ein Teller mit diesen superkünstlich gelben und rosanen Kuchenschnitten. Lenny sieht scheiße aus. Er ist unrasiert und trägt ein kariertes Hemd und eine Hose, die nach Wachschutz aussieht. Er hat eine Schnapsfahne und seine Schuhe sind lehmverschmiert. Er hat überall auf dem Küchenboden Drecktapser hinterlassen. Ziemlich schlechtes Benehmen, finde ich.
»Was soll das denn?«, wende ich mich an Mum und zeige auf den Boden. »Der führt sich ja schlimmer auf als ich.«
|239| Lenny lässt sich nicht mal dazu herab, sich umzudrehen. »Möchtest du damit eine kleine Plauderei einleiten, mein geschätzter Ex-Brieffreund? Oder möchtest du mir eher irgendwelche ungerechtfertigten V-Vorwürfe machen?«
Wie ist der denn drauf?
»Hallo Chas.« Mum klappert mit den Tassen. »Du hast dich ja schon ewig nicht mehr blicken lassen.« Sie ist total hibbelig.
Lenny nimmt sich drei Stücke Kuchen und hockt sich auf den Küchentisch. Er fühlt sich dermaßen wie zu Hause, dass es mich ärgert.
»Devil ist verschwunden, Mum«, berichte ich, ohne weiter auf ihn zu achten.
»Ist das schlimm?«, mischt Lenny sich ein.
Dreist.
»Juby geht rum und fragt die Nachbarn«, schwindle ich. »Wenn Sie ihm nicht begegnen wollen, verschwinden Sie lieber.«
Mum stellt ihre Tasse ab. »Devils Dad ist manchmal ein bisschen aufbrausend«, erläutert sie.
»Das hab ich
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