Voellig durchgeknallt
auf, damit er sie nicht einschlägt. Juby füllt die ganze Diele aus. Er trägt ein strahlend weißes T-Shirt , unter dem sich seine Muskeln abzeichnen. Sein Gesicht ist so stoppelig, dass er praktisch einen Bart hat.
»Wo ist deine Mum?«, knurrt er.
»Ausgegangen«, antworte ich und weiche zurück, als er einen Schritt auf mich zutritt. Neben ihm komme ich mir schwach und mickrig vor wie ein kleines Kind. Er riecht nach frischem Schweiß, mir wird ganz flau.
»Wohin?«
Ich zucke die Achseln. Auf keinen Fall ziehe ich Mum da mit rein.
»Und deine Großmutter?«
»Auch nicht da.« Vielleicht vergisst er ja, dass ich noch da bin.
Juby drängt sich an mir vorbei ins Wohnzimmer, dann streckt er den Kopf in die Küche.
Er legt mir die Pranke auf die Schulter und schiebt mich in die Küche. Er drückt mich auf einen Stuhl und setzt sich mir gegenüber. Es ist total unwirklich.
»Du hast dich gestern Abend mit Devil im Park geprügelt, stimmt’s?«
Das ist keine Küche mehr, das ist ein Vernehmungsraum.
Ich zucke die Achseln. Jetzt ist alles raus. Alle werden es erfahren. Ich muss immerzu Jubys Hände ansehen. Sie sind riesig. Er kann mich damit mühelos zu Klump hauen.
|244| »Wieso?«
Ich schweige.
Juby packt mich am Arm. Es tut weh.
»Ich mein’s ernst.«
Da geht die Haustür auf, man hört Trippelschritte und dann kommt ein kleiner, runzliger Wutknubbel in die Küche geschossen und kreischt und faucht.
»RAUS AUS MEINEM HAUS, DU RÜPEL! DIE POLIZEI IST SCHON UNTERWEGS!«
»Ist ja gut, Oma«, sage ich.
»RAUS!«, zetert sie und will Juby gegen das Schienbein treten.
»Ich mach mir Sorgen wegen meinem Sohn, Mrs Rack, und da … aua!«
Juby legt die Arme um den Kopf, denn jetzt geht Oma mit der Bratpfanne auf ihn los.
»DU KOMMST HIER REIN UND WILLST MEINEN ENKEL EINSCHÜCHTERN? RAUS MIT DIR!!!«
Juby springt auf. »Um Himmels willen, ich wollte Ihrem Enkel nichts tun.«
»BIST DU TAUB?« Zack. Sie brät ihm noch eins mit der Pfanne über und Juby geht rückwärts zur Tür.
»Mein Sohn …«
»RAUS!«
Dann erreicht das Drama seinen Höhepunkt, denn mit einem Mal steht Lexi in der Küche und zerrt Juby am Arm nach draußen.
»Die kriegt noch einen Herzinfarkt, Dad. Komm schon.«
»ICH GEB DIR GLEICH EINEN HERZINFARKT!«
|245| Juby stolpert rückwärts die Vortreppe runter, bis er im Garten steht. »Mein Sohn ist verschwunden.«
»UMSO BESSER! DEIN SOHN IST KEIN GUTER UMGANG FÜR MEINEN ENKEL. DEIN SOHN GEHÖRT DEN REST SEINES LEBENS HINTER SCHLOSS UND RIEGEL!«
Juby unternimmt einen letzten Versuch: »Herrgott noch mal …«
»VERZIEH DICH!«
Juby steht jetzt draußen vor dem Gartentor auf dem Bürgersteig, hält aber noch die Stellung. Da kommt Oma mit einem Eierkarton und fängt an, ihn zu bewerfen. Ein Ei trifft ihn mitten auf die blinkende Glatze. Gelber Glibber läuft ihm übers Gesicht. Lexi zieht ihn am Arm und er tritt die Flucht an, denn Oma holt schon mit dem nächsten Ei aus.
»Bleib bloß weg von meinem Enkel!«, brüllt sie ihm nach. Sie wirft das Ei noch, aber es platscht gleich hinterm Gartentor auf die Erde. Als sie wieder in den Karton greift, halte ich ihre Hand fest.
»Er ist schon weg, Oma.«
Oma grinst mich an. Sie hat hochrote Wangen und ihre Augen blitzen.
»Ich kann Eier sowieso nicht ausstehen, ich find die Dinger eklig. Weiß gar nicht, wieso ich Caroline erlaube, sie ins Haus zu bringen.«
Ich nehme Oma den Eierkarton weg und führe sie wieder nach drinnen. Ich verfrachte sie in ihren Lieblingssessel im Wohnzimmer und ziehe ihr den Polsterschemel ran, |246| damit sie die Füße hochlegen kann. Dann gehe ich nach nebenan und mache ihr Tee.
»Ich dachte, du bist bei Dolores«, sage ich, als ich die Tasse auf den Tisch stelle.
»Mein sechster Sinn hat mir gesagt, dass ich umkehren soll.« Oma trinkt leise kichernd einen Schluck. »Außerdem hab ich schon ewig keine Eier mehr geworfen. Mangel an Gelegenheit.« Sie ist superzufrieden mit sich. »Ich fürchte mich nicht vor Juby. Ich hab ihn schon als Baby gekannt. Und kein Mann dringt einfach so in mein Haus ein. Das musste dein Vater auch feststellen.« Sie beugt sich vor. »Und jetzt erzähl mir mal, was eigentlich los ist, Chas.« Ich sehe, wie die rosa Kopfhaut durch ihre dünnen Haare schimmert. »Du hast doch nichts Illegales gemacht, oder?« Sie hält mich am Handgelenk fest. »Wenn es was mit Drogen ist, kannst du gleich deine Koffer packen.«
»Immer mit der Ruhe, Oma.« Ich mache mich
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