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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber sie war zu hungrig und erschöpft, um dieses Tempo länger beibehalten zu kö n nen. Nach und nach holte der Katzawampus auf, und sie vernahm den immer lauter werdenden Klang seiner riesigen, krallenbewehrten Pfoten sowie das Blasebalggeräusch seines Atems.
    Vor sich erblickte sie eine Lichtung. Mit letzter Kraft sprintete sie da r auf zu, hoffend, daß dort Rettung auf sie wartete. Doch kaum hatte sie die Lichtung erreicht, als sie auch schon entsetzt loskreischte.
    Sie befand sich am Rand einer riesigen Erdspalte. Diese erstreckte sich, so weit ihr müdes Auge reichte nach beiden Seiten, und war furchtbar tief und breit. Sie mußte sofort kreischend abbremsen, um nicht hinei n zustürzen.
    Der Katzawampus raste auf sie zu, die Klauen aufgestellt, um zuzust o ßen. Chena mußte eine schnelle Entscheidung treffen: durch einen Sprung in die Schlucht sterben oder von dem Ungeheuer in Stücke geri s sen werden? Sie gelangte zu dem Schluß, daß ihr die Spalte doch die geringere Angst einjagte. Also sprang sie, wieder einen Schrei ausst o ßend, als ob das helfen würde. »Ich wünschte, irgend jemand würde mich retten!« schrie sie verzweifelt, während sie den Sturz in die dunklen Tiefen antrat.
    Da griff eine Hand nach ihr. Ein Schweif klatschte gegen ihre Flanken, plötzlich fühlte sie sich merkwürdig leicht und befreit. Sie riß die Augen auf, blickte in die Tiefe, entdeckte, daß sie über der Spalte schwebte und gerade in Sicherheit gebracht wurde. Ein Blick zurück zeigte ihr den knurrenden Katzawampus am Spaltenrand, der sie nun nicht mehr ei n holen konnte.
    Dann sah sie auf und erblickte ein geflügeltes Zentaurenfohlen in i h rem Alter, vielleicht auch ein Jahr jünger. Der Zentaur schwebte auf der Stelle und stützte ihren ganzen Körper allein durch seinen Griff um ihre Hand. Wie war das möglich?
    »Wer… Wie…?« fragte sie.
    »Ich bin Che Zentaur«, erklärte er. »Ich habe dich leicht gemacht, d a mit ich dich halten konnte, aber ich dich schon bald wieder unten abse t zen, weil die Wirkung mit der Zeit nachläßt.«
    »Ich bin Chena Zentaurin«, sagte sie. »Ich wußte überhaupt nicht, daß es geflügelte Zentauren gibt.«
    »Wir sind eine vergleichsweise junge Art. Wir bezeichnen uns selbst als Alizentauren. Ist es dir recht, wenn ich dich auf der anderen Seite der Spalte absetze?«
    Chena blickte wieder in die Tiefe. Unter ihr zog gerade ein Wölkchen vorbei. Es schien furchtbar besorgt zu sein, daß sie auf es herabäpfeln könnte. Natürlich war sie inzwischen so leicht, daß jede solche Wolke einfach davonschweben könnte, trotzdem fiel es ihr nicht schwer, die Besorgnis der Wolke nachzuempfinden. Sie mußte ein Kichern bei dem Gedanken daran unterdrücken, wie vorbeifliegende Wolken mit Flugze n taurenkot bepfeffert wurden. »Ja.«
    Che schlug noch kräftiger mit seinen mächtigen Schwingen und zog sie im Schlepp über den klaffenden Schlund. Chena fragte sich, ob der Er d spalt vielleicht im Begriff stand einzuschlafen, und ob er nach dem Gä h nen ihr klaffendes Maul schließen würde.
    Schließlich brachte Che sie auf der gegenüberliegenden Seite in Siche r heit. Sie war froh, wieder festen Boden unter den Hufen zu haben, und das galt höchstwahrscheinlich auch für Che, denn im Laufe der Zeit war sie immer schwerer geworden, so daß er sich auch immer mehr hatte abplagen müssen, um sie in der Luft zu halten. Nun legten sie eine Pause ein. Sie erfuhr, daß Che gerade dabei gewesen war, sein Fluggefieder in den warmen Aufwinden der Spalte auszuprobieren, als er sie plötzlich in Schwierigkeiten erblickt hatte. Es war ihm gerade noch rechtzeitig gelu n gen, sie zu retten.
    Sie bot ihm eine ihrer zerdrückten Pasteten an, die er in aller Ernstha f tigkeit annahm, dann verzehrte sie schließlich die letzte. Sie war so e r leichtert, dem Ungeheuer entkommen zu sein und einen freundlichen Zentauren gefunden zu haben, daß sie kaum noch einen Gedanken da r an vergeudete, was sie morgen essen würde.
    »Wir sollten besser zu mir nach Hause gehen«, schlug Che vor. »Das heißt, genaugenommen wohne ich im Augenblick gar nicht zu Hause, ich bin nämlich bei Gwenny Kobold, die nicht weit von hier ihr Lager au f geschlagen hat. Die Kobolde führen gerade ein Manöver durch.«
    »Kobolde!« rief Chena entsetzt. »Haben die dich etwa gefangeng e nommen?«
    Er lachte. »Das liegt schon fünf Jahre zurück. Inzwischen sind wir gute Freunde geworden. Ich bin Gwennys Begleiter.«
    Das war so

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