Vogel-Scheuche
Roogna arbeiten mit Magie, glaube ich. Vielleicht sind die aber auch ein Stück näher am Norddorf, auf der anderen Seite der Sp-… oh, Mama ruft mich!« Ta t sächlich war in der Ferne das Läuten einer Messingzimbel zu vernehmen. »Ich muß nach Hause. Hab mich gefreut, dich kennengelernt zu haben. Wiedersehen.«
»Wiedersehen«, wiederholte sie, während er davonrannte. Sie war en t zückt über das, was sie zu hören bekommen hatte, bedauerte es alle r dings, daß sie immer noch nicht wußte, wo das Norddorf lag. Aber das würde sie herausbekommen, indem sie weiter nach Norden marschierte. Vielleicht brauchte sie dem Guten Magier ja doch keine Frage zu stellen, wenn sie nur ein paar wie sie mit magischem Talent bestückte Zentauren traf.
Einige Tage darauf marschierte Chena immer noch durch die Wildnis. Einmal am Tag gab es eine richtig gute Mahlzeit: Sie fing einige Schloßf i sche im Lachsbach und räucherte sie über einem Stück Rauchtopas. Die Fische waren natürlich verschlossen, also öffnete sie sie mit ihren Zitr o nenpastetenschlüsseln. Auf der Suche nach Beilagen entdeckte sie einen Schmalzkringelstrauch und machte auch noch etwas Sahnekraut ausfi n dig. Letzteres entdeckte sie allerdings erst, nachdem sie zuvor auf Eie r schnee, Marshmallows, Buttercreme, Rasiercreme, Schlagsahne, Schok o ladencreme, Augencreme und andere in verschiedenen eiskalten G e schmacksrichtungen gestoßen war. Sie suchte sich etwas davon aus, um sich einen wunderschönen Eisnachtisch zusammenzustellen.
Das war allerdings auch die letzte ordentliche Mahlzeit, die sie für eine ganze Weile bekommen sollte. Denn nun gelangte sie in ein Gebiet, in dem nur wenig nahrhafte Pflanzen wuchsen. Umsichtig rationierte sie ihre Pastete, ebenso ihren Milchquarz- und Zitrinsaft, die sie als ihre »Steinnahrung« bezeichnete. Chena war müde, hungrig, einsam und b e gann langsam zu verzweifeln.
Ihre anfängliche Entschiedenheit, nicht nur zu überleben, sondern möglicherweise auch ihr Glück zu machen, magiehandhabende Zenta u ren zu finden, die sie akzeptieren würden, oder dem Guten Magier eine Frage zu stellen, damit sie während ihres Jahresdiensts unter seinem Schutz stand – all diese Vorhaben verblaßten nun im Antlitz ihrer wac h senden Verzweiflung. Jetzt begann sie zu begreifen, wie schwierig das Überleben im ungezähmten Teil Xanths sein konnte. Wie um alles zu verschlimmern, hatte sie inzwischen auch, wenn auch zögerlich, den letzten ihrer wertvollen Pfeile verschossen, um vorbeiziehende Ung e heuer abzuschrecken, die ein allzugroßes Interesse an ihrem zarten Fleisch entwickelten. Jetzt war sie beinahe schutzlos. Die Versuchung war groß, ihre letzten beiden zermatschten Pasteten aufzufuttern, anstatt sie sich einzuteilen, damit sie wenigstens heute einmal nicht hungrig bleiben würde, egal, was morgen kommen mochte.
»Am liebsten wäre mir, ich würde auf der Stelle von einem Ungeheuer aufgefressen, dann hätte ich es wenigstens hinter mir«, flüsterte sie ni e dergeschlagen.
Plötzlich vernahm sie ein bedrohliches Rascheln, dann ein Schlabbern, dicht gefolgt von lautem Gebrüll. »Ich habe nur Spaß gemacht! Ich ne h me alles zurück!« rief sie, als ein Katzawampus aus dem Unterholz he r vorbrach. Es war eine riesige, katzengleiche Kreatur, dreimal so groß wie Chena; was aber das Erschreckendste daran war: Das Unwesen schien völlig wahnwitzig zu sein. Wie sein schwarzweißer, bärenähnlicher Ve t ter, das Pandämonium, und sein schafsgleicher Verwandter, das Bet t lamm, brachte es Chaos mit, wo immer es auftauchte.
Chena riß ihren Bogen herum, ballte die Faust und spannte die Sehne. Sie bluffte nur, weil sie gar keine Pfeile mehr besaß, aber vielleicht würde das Ungeheuer ja nichts davon merken. Aber der Katzawampus war viel zu verrückt, um sich bluffen zu lassen. Wild rollte er mit den Augen, während er das Gras vor sich ausriß, keckerte und schnaubte, bevor ihm einfiel, daß er doch eigentlich brüllen mußte. Das Untier entwurzelte einen Baum und machte Streichholzsplitter daraus. Dann führte es einen Kampf mit seinem eigenen Schweif durch, wobei es diesem einige Fel l büschel ausriß, ohne Schmerz dabei zu empfinden. Es hustete, würgte und spie einen Fellklumpen aus. Dann fuhr es die Krallen aus) bleckte die Zähne zu einer bösartigen Grimasse und kam auf Chena zu.
Die rannte davon, wie es jedes normale Wesen getan hätte. Das Ung e heuer verfolgte sie. Für eine Weile konnte sie es abhängen,
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