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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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seltsam, daß es ihr Verständnis überstieg. »Hassen Kobolde denn nicht alle anderen Wesen? Vor allem schöne oder kluge, wie die Zentauren?«
    »Ja und nein. Die meisten Kobolde sind so, das stimmt, aber die K o bolde vom Koboldberg werden von Gwenny regiert, dem ersten weibl i chen Häuptling, weshalb sie mittlerweile halbwegs anständig geworden sind. Daher stellt es für andere Leute auch keine Gefahr dar, sie zu bes u chen. Gwenny wird dir gefallen, die ist nett.«
    Chena war immer noch verwirrt. »Wenn diese Koboldfrau ein Häup t ling ist, was will sie dann mit einem Zentauren? Ich will dich nicht bele i digen, aber sie hat doch bestimmt viele wichtige Dinge zu tun.«
    »Das hat sie auch. Und ich helfe ihr dabei. Natürlich kann sie nicht fliegen, und sie ist auch nicht so intelligent wie ein Zentaur. Deshalb kann ich für sie Kundschafterdienste leisten und ihr Rat erteilen. Es funktioniert ganz gut.«
    Chena hegte zwar den Verdacht, daß das nicht die ganze Wahrheit war, doch wäre es unhöflich gewesen nachzubohren. »Das tut es bestimmt«, meinte sie also statt dessen.
    Sie erreichten das Koboldlager. Sofort kamen einige häßliche Kobol d krieger auf sie zugestürmt, doch Che hob besänftigend die Hand. »B e such für den Häuptling«, erklärte er. »Macht Gimpel Meldung.«
    So griffen die Kobolde sie nicht an, sondern scharten sich zu einer Art Ehrengarde um sie, während einer von ihnen davonhuschte.
    Hätte Che nicht so einen unbekümmerten Eindruck gemacht, wäre Chena ziemlich mulmig zumute gewesen. »Wer ist der Gimpel?« fragte sie.
    »Das ist Gwennys Vorarbeiter. So eine Art Stabschef.«
    »Aber dann solltest du ihn nicht beleidigen.«
    »Das ist nun mal sein Name. Alle Koboldmänner haben häßliche N a men.«
    »Ach so.« Das klang nicht einmal unlogisch.
    Vor einem hübsch geschmückten Zelt blieben sie stehen. Che setzte eine ernste Miene auf, als ein heimtückisch aussehender Kobold auf sie zukam. »Gimpel, das ist Chena Zentaur, die gekommen ist, um den K ö nig aufzusuchen.«
    Gimpel kehrte sein Gesicht dem Zelt zu. »Häuptling, Chena Zentaur ist hier, um dich zu sprechen.«
    Die Zeltklappe ging auf und ein hübsches Koboldmädchen erschien. Es sah sehr jung aus, doch das lag wohl eher daran, begriff Chena, daß sie so zierlich war. In Wirklichkeit war sie vielleicht siebzehn oder ach t zehn Jahre alt. Chena stellte sich die Peinlichkeit vor, wie sie eine reife Häuptlingsfrau als Kind behandelte.
    Die Koboldfrau lächelte. »Das ist schon vorgekommen«, meinte sie.
    Chena staunte. Hatte das Mädchen etwa ihre Gedanken gelesen?
    »Ich habe Chena vor einem Ungeheuer an der Spalte gerettet«, erklärte Che. »Dürfen wir reinkommen?«
    »Natürlich«, erwiderte Gwenny.
    Im Zeltinnern war es erstaunlich geräumig. Als die drei allein waren, wandte Che sich an Chena. »Gwenny kann Träume sehen«, erklärte er. »Ich glaube, ich habe die Mähre Imbri vorbeikommen sehen. Sie muß dir einen Tagtraum zurückgelassen haben.«
    »Die Mähre Imbri?«
    »Du bist wohl nicht aus dieser Gegend«, warf Gwenny lächelnd ein.
    »Nein, ich bin von der Zentaureninsel. Aber man hat mich verbannt.«
    »Sie hat nämlich ein magisches Talent«, erläuterte Che. »Jetzt sucht sie andere Zentauren wie sie, vielleicht wird sie aber auch zum Guten M a gier gehen.«
    »Aber zunächst muß sie sich erholen«, entschied Gwenny. »Ich sehe, daß sie auf dem Weg hierher einige Entbehrungen erleiden mußte.«
    Und so begann, was sich als eine der glücklichsten Zeiten in Chenas jungem Leben erweisen sollte. Sie verbrachte vierzehn Tage im Kobol d lager. Che und Gwenny waren meist zusammen und oft sehr beschäftigt, doch Gimpel sorgte dafür, daß man Chena mit der gebührenden Hö f lichkeit behandelte. Er stellte sie seinem Freund Idiot vor, der für den Nachrichtendienst verantwortlich war, sowie Schwachkopf, dem Offizier für Auswärtige Angelegenheiten. Von ihren Titeln abgesehen, schienen es ganz gewöhnliche Koboldmänner zu sein: häßlich, dumm und von üblen Gedanken beherrscht. Und doch waren es keine schlechten Leute, wenn man sie näher kennenlernte, und solange einer der drei sich in ihrer Nähe aufhielt, wurde sie von den anderen auch nicht behelligt.
    Chena machte sich nützlich, indem sie magische Steine suchte und d e ren Eigenschaften wachrief. Manche Kobolde sorgten sich um Verwu n dungen während einer Schlacht, also verschaffte sie ihnen Wächterkies. Andere waren bekümmert, sie könnten nicht

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